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14.06.19 / Christen bald Minderheit / Austritte und Alterung führen zum Mitgliederschwund

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 24-19 vom 14. Juni 2019

Christen bald Minderheit
Austritte und Alterung führen zum Mitgliederschwund
Bodo Bost

Im Jahre 2060 werden nur noch ein Viertel aller in Deutschland lebenden Menschen Christen sein. Der Rück­gang ist weniger der Demografie als vielmehr einer verstärkten Austrittsbewegung geschuldet. Die Mehrheit der Deutschen wird dann konfessionslos sein. Die Muslime werden mit den Christen fast gleichziehen.

Die religiöse Landschaft Deutschlands wird sich in den nächsten 40 Jahren radikal verändern. Das sagt eine vom „Forschungszentrum Generationenverträge“ an der Universität Freiburg im Auftrag der beiden großen Kirchen erstellte Langfristprojektion voraus. Mit mehr als 20 Millionen Mitgliedern werden demnach die Kirchen auch 2060 wohl noch mehr Mitglieder haben als Parteien oder Verbände. Sollte es dann noch die Kirchensteuer geben, wird diese sich mehr als halbiert haben, aber immer noch eine feste finanzielle Grundlage bilden. Die Christen in Deutschland werden aber dann nur noch eine Minderheit der Gesellschaft sein, heute liegt ihr Anteil noch bei 60 Prozent. Sie werden nicht mehr die institutionell verankerte politische und gesellschaftliche Gestaltungsmacht haben, die sie jetzt noch besitzen. 

Der Rückgang werde laut der Studie das Gesicht des Christentums in Deutschland grundlegend verändern. Weil der Glaube einer Minderheit verteidigt und immer wieder neu erkämpft werden muss, könne man bis dahin mit einem weit lebendigeren Christentum rechnen, als es dies jetzt hier gibt. Anstatt einer Volkskirche wird es dann eine Kirche des Volkes geben. Der Umbauprozess in diese christliche Minderheitengesellschaft werde schmerzlich sein, für die Kirchen, aber auch für die gesamte Gesellschaft. Viele Kirchen werden umgewidmet oder abgerissen werden. 

Die Kirchen hätten es selber in der Hand, ob sie als Minderheit bedeutungslos werden oder attraktiv bleiben für Suchende und Glaubende und ob ihre Kraft über die Zahl der Mitglieder hinausreichen wird. 

Gerade die immer größere Dimensionen annehmenden Skandale um den sexuellen Missbrauch vor allem in der katholischen Kirche haben die Austrittszahlen in den letzten Jahren rasant ansteigen lassen. Neben den Kirchenaustritten werden sogenannte Taufunterlassungen der Hauptgrund des Rückgangs der Kirchenmitglieder sein. Darin liegt jedoch auch eine Chance zur Trendumkehrung, wenn sich die Glaubwürdigkeit der Kirchen wieder verbessern sollte, denn bereits jetzt treten 60000 Menschen pro Jahr aus den verschiedensten Gründen wieder in die Kirchen ein. 

Die Kirchen müssten angesichts dieser Tatsache ihren Blick insbesondere auf junge Leute zwischen 20 und 35 Jahren richten, die Hauptgruppe derjenigen, die derzeit die Kirche verlassen. Anders als die Gesellschaft kann die Kirche durch Immigration kaum neue Mitglieder gewinnen, das Gros der Immigranten wird, falls kein politischer Gestaltungswillen mehr vorhanden ist, wie jetzt, weiterhin aus muslimischen Ländern kommen. Der entscheidende Faktor wird sein, ob es der Kirche gelingt, Menschen an sich zu binden. Nur das könnte eine Hebelwirkung bedeuten, die den Trend umkehren könnte. Dort wo die Kirchenbindung schon heute schwach ist, wie etwa im Osten der Bundesrepublik, ist mit einer Trendumkehr nicht mehr zu rechen.