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14.06.19 / Protektorat der USA / NATO brachte sich als Front gegen das russlandfreundliche Serbien in Stellung

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 24-19 vom 14. Juni 2019

Protektorat der USA
NATO brachte sich als Front gegen das russlandfreundliche Serbien in Stellung
Florian Stumfall

Im Norden des Kosovo lebt eine starke serbische Minderheit. Das sorgt für ständige Spannungen und Probleme. 

Ende Mai sind kosovarische Sicherheitskräfte in einige Ortschaften eingedrungen und haben 19 Menschen festgenommen. Zumindest bei einem von ihnen handelte es sich um einen ausgesprochenen Fehlgriff.

Michail Krasnoschtschjokow ist Russe und als solcher Mitarbeiter von UNMIK, einer Mission der Vereinten Nationen, die formell eine zivile Übergangsregierung darstellt. UNMIK besteht seit 1999 und ist de facto neben der kosovarischen Regierung in Pristina unbedeutend. Als aber die Sicherheitskräfte mit Panzerfahrzeugen in die serbischen Ortschaften eindrangen, wurde der russische Diplomat nicht nur festgenommen, sondern dabei auch schwer verletzt.

Der Anwalt von Krasnoschtschjokow, Goran Petronijevic, schilderte den weiteren Fortgang mit Blick auf die kosovarischen Offiziellen: „Sobald sie erfahren haben, dass er ein UNMIK-Mitarbeiter und insbesondere, dass er ein Russe ist, gerieten sie in Panik und beschlossen, ihn schnellstmöglich wieder freizulassen.“

Das hinderte den Generalstaatsanwalt nicht, von den UN zu fordern gegen den Russen vorzugehen. Was ihm vorgeworfen wird, ist bislang unklar, doch wurde der Verdacht geäußert, Krasnoschtschjokow sei nur deshalb zusammengeschlagen und festgenommen worden, weil er serbisch sprach.

Dieser Einzelfall spiegelt die ganzen strategischen Frontlinien wider. Die kosovarischen Sicherheitskräfte sind die ausführenden Organe eines in hohem Maße von den USA abhängigen Staates. Es gibt sogar Analysten, die es als den eigentlichen Zweck der NATO-Bombardierungen Serbiens im Jahre 1999 bezeichnen, für die USA ein Protektorat einzurichten, von dem aus diese Einfluss nicht nur auf dem Balkan, sondern bis in den Nahen Osten ausüben können. 

Demnach bildet das Kosovo eine Front der USA gegen das russlandfreundliche Serbien. Bezeichnend sind die Stellungnahmen von Spitzenpolitikern beider Seiten zu dem Vorfall um den russischen UN-Mitarbeiter. Der kosovarische Präsident Thaci  erklärte, Krasnoschtschjokow habe der Polizei Widerstand geleistet und sei deshalb festgenommen worden. Russlands Außenminister Sergej Lawrow nannte diese Festnahme einen „himmelschreienden Akt“ und forderte die UN-Mission auf, umfassende Informationen dazu bereitzustellen. Der blessierte  Russe – er hat einen Kieferbruch und innere Verletzungen erlitten – wird inzwischen in Belgrad behandelt.

Für die USA ist ihre Außenstelle „Kosovo“ von so großer Wichtigkeit, dass die Army dort die zweitgrößte US-Militärbasis in Europa errichtet hat, das Camp Bondsteel. Auf der diplomatischen Schiene betreibt Washington mittelfristig die Aufnahme des Kosovo in die NATO und in die EU, um auf diese Weise die bleibende Militärpräsenz der USA zu sichern.

Überraschend ist ein Vorstoß des Präsidenten Thaci, den dieser vor wenigen Tagen unternommen hat. Im Falle, dass die EU sein Land nicht aufnehmen werde, so Thaci, trete er für eine Vereinigung mit Albanien ein. Die Mehrheit der Bevölkerung im Kosovo besteht nämlich aus Albanern. Thaci verkündete: „Wenn die EU zwei albanische Staaten mit zwei Fahnen nicht aufnehmen will, dann soll sie nur eine Fahne akzeptieren.“ Es steht allerdings zu vermuten, dass diese Idee in Washington nicht auf viel Verständnis stoßen wird. Für die USA liegt, was das Kosovo angeht, der Reiz auch darin, dass der Flecken klein und die Bevölkerung gering ist, sodass man dies mit leichter Hand dirigieren kann.