25.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
21.06.19 / Gut durchlüftet / Durch das sanierte Neue Palais in Potsdam weht ein neuer Wind

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 25-19 vom 21. Juni 2019

Gut durchlüftet
Durch das sanierte Neue Palais in Potsdam weht ein neuer Wind
Silvia Friedrich

Auf einer sumpfigen Wiese ließ Friedrich der Große nach dem Ende des Siebenjährigen Krieges zwischen 1763 und 1769 das Neue Palais im Garten von Sanssouci in Potsdam errichten, damit es von der neuen Größe Preußens kündete. Die kulturhistorisch zu den wertvollsten Schlossanlagen der Welt zählende Sommerresidenz des Königs wurde wegen der Feuchtigkeit auf ein riesiges Gewölbe von 11000 Quadratmetern Fläche gesetzt und aus der Landschaft durch ein Podest herausgehoben. Das sogenannte „Opfergeschoss“ mit offenen Fensterlöchern sollte ausschließlich der Durchlüftung dienen, da man bereits die Gefahr der aufsteigenden Nässe erkannte und zu verhindern suchte.

„Doch leere Räume wecken Begehrlichkeiten“, sagte die Projektleiterin der Abteilung Architektur der Stiftung preußische Schlösser und Gärten (SPSG), Heike Zeymer. So wurden schon bald Wände eingezogen, Fenster eingesetzt, Dienerzimmer und Wirtschaftsräume eingerichtet. Zur Kaiserzeit nutzte man es auch für Haustechnik und Heizung. Mit der Durchlüftung war es somit schnell vorbei – mit fatalen Folgen für das 250 Jahre alte Gebäude. Feuchte Wände und über den Umlaufsockel eintretendes Re­genwasser nagten an der Bausubstanz. 

Aber nicht nur daran. So befinden sich etwa 500 Fassaden-Skulpturen bis zu einer Größe von 3,50 Metern an und auf dem Gebäude-Ensemble des Neuen Palais, der Kolonnaden und Communs. Ein Volk von Göttern, Halbgöttern, Helden und Nymphen,  die laut der Direktorin der Restaurierungsabteilung, Kathrin Lange, aber auch vom Zahn der Zeit angenagt wurden. 

Seit 2014 wurde das „Opfergeschoss“ inklusive der darauf ge­stellten 172 Figuren für knapp 16 Millionen Euro restauriert. Insgesamt bewegte man unvorstellbare 3000 Quadratmeter Sandsteinplatten und über 3000 Treppenstufen, die mit einer Abdichtung versehen wurden. Hinzu kam die Ausbesserung der Ziegelgewölbe, das Zurückbauen eingezogener Wände und die Installation eines Belüftungssystems mit sich automatisch öffnenden Lamellenfenstern und Lüftern. 

„Das Palais steht das erste Mal trocken“, freute sich der erst seit Februar amtierende neue Generaldirektor der SPSG, Christoph Martin Vogtherr. Jetzt kann die Luft wieder strömen, und durch Einfluglöcher ist auch das Winterquartier für dort lebende Fledermäuse gesichert. Bei Spezialführungen können die Keller besichtigt werden. Unvermittelt weiter gingen die Bauarbeiten an der „Dauerbaustelle Neues Palais“, wie Vogtherr wissen ließ.

Finanziert wurde das Projekt durch ein Sonderinvestitionsprogramm des Bundes und der Länder Berlin und Brandenburg, das seit 2008 insgesamt 155 Millionen Euro zur Restaurierung der Schlösser in Potsdam und Berlin zur Verfügung stellt. Mit der Fertigstellung des Sockels am Neuen Palais ist dieser erste Masterplan abgeschlossen. Im Jahr 2018 startete bereits der zweite Masterplan, der 400 Millionen Euro zur Rettung nationaler Kulturgüter bereitstellt.