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28.06.19 / Putin überzeugt nicht mehr / Armut nimmt in Russland stark zu – Protestbereitschaft wächst

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 26-19 vom 28. Juni 2019

Putin überzeugt nicht mehr
Armut nimmt in Russland stark zu – Protestbereitschaft wächst
Manuela Rosenthal-Kappi

Viele Jahre galt Wladimir Putin seinen Landsleuten als Garant für Stabilität, der für Ordnung im Land sorgt und der die traditionellen Werte verteidigt. Sein Volk nahm ihm nur zu gerne das Image des starken Mannes ab, der Russland im Inneren festigt und dem Land auch in der Außenpolitik wieder zu Macht und Ansehen verhilft.

Doch dieses Image bekommt in letzter Zeit Risse, die kaum noch zu verdecken sind: Laut dem staatlichen Meinungsforschungsinstitut „Wziom“ hat der Popularitätswert des Präsidenten mit 31,7 Prozent einen historischen Tiefstand erlangt. Das unabhängige „Lewada-Zentrum“ konstatiert, dass mit 30 Prozent fast doppelt so viele Russen bereit sind, an Protestaktionen teilzunehmen, wie im Vorjahr.

Grund für die Unzufriedenheit der Bevölkerung ist nicht nur die anhaltende Korruption, sondern auch die zunehmende Armut. Während die mit dem Kreml verbandelte Geschäftswelt den Sanktionen des Westens trotzen kann, bekommt Otto Normalverbraucher deren Auswirkungen mit aller Wucht zu spüren: Lebensmittel werden knapp, die Ladenregale leeren sich, die Inflation galoppiert und die Arbeitslosenquote steigt. 19 Millionen Russen leben laut Alexej Kudrin, dem Chef des russischen Rechnungshofs, bereits unterhalb der Armutsgrenze. 

Putin bekam den Frust der Menschen bei seiner jährlichen TV-Sendung „Direkter Draht“ zu spüren, in der er seinen Bürgern Rede und Antwort steht. Die zuvor ausgewählten Teilnehmer trugen ihre Klagen, Sorgen und Nöte mit mehr Nachdruck und Forderungen vor als in den zurückliegenden Jahren. Putin versprach, dass alles besser werde – wie er seine Versprechen umsetzen will, sagte er nicht.

(siehe auch Seite 6)