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28.06.19 / Flucht nach vorn / Erstmals wurde Clankriminalität auf einer Innenministerkonferenz nicht ignoriert, sondern thematisiert

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 26-19 vom 28. Juni 2019

Flucht nach vorn
Erstmals wurde Clankriminalität auf einer Innenministerkonferenz nicht ignoriert, sondern thematisiert
Bodo Bost

Nach Jahren des politisch korrekten Wegsehens und Marginalisierens beim Thema Clankriminalität liefern einzelne Bundesländer sich nun sogar einen Wettlauf, wer schneller, härter und erfolgreicher gegen die Mafias Deutschlands vorgeht.

Jahrzehntelange wurde fast nichts getan, jetzt überbieten sich einige Bundesländer im Kampf gegen die Clankriminalität. Niemand weiß genau, zu welcher Dimension das Problem Clankriminalität in Deutschland bereits angewachsen ist. Die kriminellen Machenschaften der Clans durchziehen Deutschland schon seit Jahrzehnten, mit allerdings immer spektakulärer und frecher werdenden Verbrechen, wie der Mord eines Clanmitglieds auf offener Straße oder ein Pokerraub während laufenden Spielbetriebs. Clanmitglieder stellen ihre Arroganz und Macht beispielsweise bei Hochzeiten immer mehr öffentlich aus. Dazu gehört auch das Vorzeigen extrem teurer Autos oder Uhren durch Hartz-IV-Bezieher. Wissenschaftlichen Forschungen von Clanspezialisten, die selbst aus dem Nahen Osten stammen, wie Ralf Ghadban oder Ahmed Mansour, bescheinigen, dass es fünf nach zwölf ist. Sie legten dar, dass die Clanbildung eine Folge einer verfehlten Asylpolitik ist. Eine solche Kritik galt jedoch während der Asylkrise, als es hieß, „Wir schaffen das“, als nicht opportun.

Irgendwann war es jedenfalls zu viel. Politik, Polizei und Justiz haben der Clankriminalität den Kampf angesagt. Viel häufiger als früher gibt es Razzien. Gesetze wurden verschärft, Vermögen von Verdächtigen beschlagnahmt. Mitglieder dieser Verbrecherclans sähen Deutschland als Beute, erklärte Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU). Es stellt sich die Frage, ob man mit den derzeitigen Mitteln und Möglichkeiten den Siegeszug der Clans überhaupt noch stoppen kann, denn täglich kommen via Asyl neue Clankandidaten ungebremst in ein Land, das schon lange mit ihnen nicht mehr fertig wird.

Zum ersten Mal war das Thema Clankriminalität nun weit oben auf der Prioritätenliste einer Innenministerkonferenz. In Kiel berieten die Ressortchefs aus Bund und Ländern, wie man sich aus dem Griff der Großfamilien lösen könne. Nordrhein-Westfalen, wo seit 2017 Herbert Reul als Innenminister für die innere Sicherheit zuständig ist, hat vor Kurzem, weil das bevölkerungsreichste deutsche Bundesland besonders betroffen ist, ein Lagebild erstellt. Das Ergebnis verschlug wegen der Ausmaße manchem Innenexperten die Sprache. Allein in NRW zählt die Polizei 104 kriminelle Clans. Zwischen 2016 und 2018 sollen Clanmitglieder für mehr als 14000 Straftaten verantwortlich gewesen sein. Dazu gehören Raub, Prostitution, Drogenhandel und Körperverletzung. In nur wenigen Jahren haben Clankriminelle große Vermögen angehäuft und beziehen weiterhin Hartz IV. Heute verbinden sich ganze Clans miteinander und werden so noch stärker. So gelingt es ihnen besser, große Teile ihrer Beute in den normalen Geldkreislauf zurückzubringen.

Viele kriminelle Mitglieder von kurdisch- oder arabischstämmigen Großfamilien sind bereits in den 1980er Jahren via Asyl nach Deutschland gekommen. Die ersten waren die Mhallamiye-Kurden, die als Staatenlose aus dem Libanon via DDR durch das „Berliner Loch“ in die Bundesrepublik kamen und im Asylverfahren geduldet werden mussten, weil sie nicht abgeschoben werden konnten, da sie ja Staatenlose waren. Anstatt Abschiebung folgte auch nach dem Ende der DDR und des „Berliner Lochs“ eine weitere Massenzuwanderung von staatenlosen Clanmitgliedern aus dem Libanon, darunter jetzt vor allem Palästinenser, die wiederum nicht abgeschoben werden konnten. Während jahrzehntelangen Duldungsphasen, in denen eine Arbeitsaufnahme nicht gestattet war, begannen einige dann, auf illegale Weise ihr Einkommen aufzubessern, und machten daraus ihr Geschäftsmodell.

Berlin zog vor einem Jahr 77 Immobilien einer Clanfamilie, die mit kriminellen Vermögen gekauft worden waren, vorläufig ein. Künftig soll sich bei der Staatsanwaltschaft eine eigene Spezialabteilung mit dem Abschöpfen von kriminellem Vermögen  beschäftigen. Vorgesehen sind künftig auch verstärkte Kontrollen gegen Firmen im Kfz-Handel, Shisha-Bars, Spielhallen und Wettbüros. Trotz jahrzehntelanger Erfolglosigkeit sollen Möglichkeiten von „aufenthaltsbeendenden Maßnahmen, Rückführungen und Überstellungen“ wieder ins Auge gefasst werden. Die Minister stellten zudem fest, dass ein „wichtiger Einflussfaktor“ für die Begehung der Straftaten ein in der Heimat vorherrschendes Wertesystem sei, das mit der Rechtsordnung hierzulande nicht vereinbar sei. Der Begriff Islam fiel hier zwar nicht, aber jeder wusste, dass dies damit gemeint war.