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28.06.19 / Unterschätztes Phänomen / Ein Kernwaffentest zeitigte 1962 unerwartete Folgen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 26-19 vom 28. Juni 2019

Unterschätztes Phänomen
Ein Kernwaffentest zeitigte 1962 unerwartete Folgen

Erste konkrete Vorstellungen von den Auswirkungen eines elektromagnetischen Impulses (EMP) auf die Infrastruktur ihres Landes bekamen die US-Militärs am 9. Juli 1962 anlässlich des Kernwaffentests „Starfish Prime“ kurz vor dem Höhepunkt des Kalten Krieges. Hierbei handelte es sich um die Wiederholung des Tests „Starfish“, der im Monat zuvor gescheitert war, weil die ballistische Mittelstreckenrakete vom Typ „Thor“ mit dem thermonuklearen Sprengkopf W-49 bereits in neun Kilometern Höhe explodierte, ohne dass die Kernwaffe dabei zündete. Diesmal ging alles glatt und die Detonation mit einer Stärke entsprechend 1,45 Megatonnen TNT erfolgte um 23 Uhr nach Honolulu-Zeit knapp 400 Kilometer über dem Johnston-Atoll, das rund 1450 Kilometer westsüdwestlich von Hawaii liegt.

Die Explosion erzeugte polarlichtähnliche Erscheinungen über Hawaii und dem fast 4000 Kilometer entfernten Atoll Kwajalein, die etwa sieben Minuten anhielten. Darüber hinaus entstand ein elektromagnetischer Impuls, der deutlich stärker ausfiel als erwartet. Seine Auswirkungen waren auch noch auf den dicht besiedelten Hawaii-Inseln zu spüren. So fielen dort hunderte Straßenlaternen und eine Richtfunkantenne für den Telefonverkehr aus, während überall die Alarmanlagen schrillten und tote Leitungen plötzlich wieder unter Strom standen. Außerdem führte die freigesetzte Strahlung in der Folgezeit dazu, dass sieben künstliche Erdtrabanten ihren Dienst aufgaben, darunter der erste zivile US-Kommunikationssatellit „Telstar“ und der erste britische Satellit „Ariel 1“.

Heute, im Digitalzeitalter, würden die Schäden an der Infrastruktur am Boden ungleich größer ausfallen. Aber auch damals schon versetzten die Auswirkungen von „Starfish Prime“ das Militär der Vereinigten Staaten in erhebliche Unruhe. Eine weitere Erforschung des EMP-Phänomens unterblieb jedoch wegen des Abschlusses des Vertrages über das Verbot von Kernwaffenversuchen in der Atmosphäre, im Weltraum und unter Wasser im August 1963.W.K.