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28.06.19 / Lummer hat Berlin aufgeräumt / Früh erkannte der am 15. Juni verstorbene Ex-Innensenator, wo die Linksverschiebung seiner CDU enden könnte

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 26-19 vom 28. Juni 2019

Lummer hat Berlin aufgeräumt
Früh erkannte der am 15. Juni verstorbene Ex-Innensenator, wo die Linksverschiebung seiner CDU enden könnte
Frank Bücker

Anfang der 80er Jahre stand West-Berlin am Abgrund. Die Stadt war ein Paradies der Hausbesetzer und linksextremen Szene. Verstärkung erhielt dieses Milieu ständig von sogenannten „Totalverweigerern“, die weder Wehr- noch Ersatzdienst leisten wollten. Die Militärpolizei der alliierten Schutzmächte ließ diese Leute gewähren. 

Im Mai 1981 hatten die Berliner genug und wählten den SPD-Senat ab. Die CDU formierte einen Minderheitssenat, dem Heinrich Lummer als Innensenator angehörte. Seine Aufgabe war es, die Stadt wieder „aufzuräumen“. Ab 1983 arbeitete er mit dem neuen Justizsenator Hermann Oxfort von der FDP zusammen. Beide verstanden sich prächtig. Der Nationalliberale hatte wie der konservative CDU-Mann innerparteiliche Feinde. 1985 räumte der „Schlaumeierkreis“ Oxfort als Justizsenator weg. Ende desselben Jahres diente eine Bestechungsaffäre um einen kommunalen Baustadtrat dazu, auch Lummer als Innensenator abzusägen. Immerhin gab es zu diesem Zeitpunkt kaum noch besetzte Häuser und keine rechtsfreien Räume in Berlin. Nicht dem sich in staatsmännischer Sonne wohlfühlenden Richard von Weizsäcker als Regierendem Bürgermeister, sondern den beiden Senatoren kam das Verdienst zu, Recht und Ordnung in der Stadt wieder hergestellt zu haben. Für die Linken wurde Lummer zum Feindbild Nummer eins, was ihn bei vielen West-Berlinern umso beliebter machte. 

Heinrich Lummer war ein Aufsteiger. Der am 21. November 1932 in Essen geborene Sohn „kleiner Leute“ absolvierte nach der Volksschule eine Handwerksausbildung, schaffte dann auf dem zweiten Bildungsweg das Abitur. Danach zog es ihn in die „Frontstadt“ Berlin, wo er das Studium der politischen Wissenschaft, der Philosophie und der Rechtswissenschaft aufnahm und dabei seinen Weg zur CDU fand. Ab 1965 wurde er Geschäftsführer der CDU-Fraktion im Abgeordnetenhaus. Und 1967 errang er selbst ein Parlamentsmandat. Zwei Jahre später war er bereits Fraktionsvorsitzender. In Wahlkampfzeiten war Lummer stets an den umlagerten Infoständen der CDU zu finden.

Zu Beginn der 70er Jahre begannen zwei neue Gruppierungen die Partei aufzumischen. Die angeblich linke von der „Reformgruppe“ und die angeblich rechte „Betonfraktion“, zu der Eberhard Diepgen und Klaus Landowski zählten. Lummer gehörte keiner dieser Gruppen an. Beim Kampf um die Mehrheit im Kreisverband geriet er zwischen die Fronten, überlebte als Parlamentarier aber, weil er zu diesem Zeitpunkt schon eine ungeheure Popularität besaß. Als Oppositionsführer hatte er großen Anteil am Aufstieg seiner Partei. 

Zugleich ließ er es sich nicht nehmen, in der Kneipe regelmäßig Skat zu spielen und mit dem „kleinen Mann“ am Tresen zu debattieren. Stadtbekannt waren seine Besuche in der Bahnhofskneipe am Bahnhof Wannsee. Diese Volkstümlichkeit war es wohl, die die linke „Taz“ dazu veranlasste, anlässlich seines Todes „Nicht unsympathisches Arschloch“ zu titeln. 

Das war treffender als die trostlosen Nachrufe des linksliberalen Mainstream, in denen versucht wurde, Lummer posthum als eine Art „Neonazi light“ darzustellen. Lummer machte sich schon früh Sorgen darüber, ob die CDU noch die politische Heimat der Konservativen sei, und war bereits 1979 an Überlegungen für die Formierung einer „Vierten Partei“ als Sammlung der demokratischen Rechten beteiligt. 

Lummer hatte auch seine menschlichen Schwächen. Bei Besuchen in Ost-Berlin ergab sich eine erotische Affäre. Die Dame schöpfte ihn zeitweise für die Stasi ab.

Die CDU-Strategen wollten mit der Lagertheorie die Partei immer weiter nach links verschieben, um die SPD klein zu machen. Gleichzeitig bauten sie darauf, dass rechts von ihnen eben nichts Neues entstehen würde. Das sah Lummer anders, und erwies sich so als Visionär. Die „Republikaner“ hofften nach 1989 auf ihn. Er miss­traute ihnen und blieb trotz allem CDU-Mitglied. 1992 war Lummer am „Christlich-Konservativen Deutschland-Forum“ beteiligt, das vergeblich versuchte, den Linkstrend der CDU zu stoppen.

1998 schied er aus dem Bundestag aus. Jüngere drängten nach, denen die Schuhe Lummers zu groß waren. Es war das Jahr, in dem Kanzler Kohl abgewählt wurde. Lummer wurde kritisiert, weil er für das Ostpreußenblatt (heute PAZ) und die „JUNGE FREIHEIT“ gelegentlich zur Feder griff. Er warnte früh vor Überfremdung durch Zuwanderung. Dazu erschien sein Buch: „Deutschland soll deutsch bleiben. Kein Einwanderungsland, kein Doppelpass, kein Bodenrecht.“ 

Wenn die CDU heute über das Aufkommen einer bürgerlichen Konkurrenz rechts von ihr jammert, hätte sie besser früher auf Lummer hören sollen. Dessen Forderungen in Sachen Immigration waren weit konsequenter als das, was alle AfD-Politiker zusammen gefordert haben. 

2003 erlitt Heinrich Lummer einen Schlaganfall, von dem er sich nur teilweise erholte. Er konnte nicht mehr sprechen und musste später im Rollstuhl sitzen. Am        15. Juni 2019 hörte sein Herz auf zu schlagen.