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28.06.19 / Ukraine-Krise überwunden / Zumindest sind Russlands Devisenreserven wieder so hoch wie einst

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 26-19 vom 28. Juni 2019

Ukraine-Krise überwunden
Zumindest sind Russlands Devisenreserven wieder so hoch wie einst
Thomas W. Wyrwoll

Die Devisenreserven der Russischen Föderation haben Anfang Juni mit umgerechnet über 500 Milliarden US-Dollar erstmals wieder einen Stand wie vor Beginn der Ukraine-Krise erreicht. In der Zwischenzeit hatte die Russische Nationalbank erhebliche Abstoßungen vorgenommen, um die Mindereinnahmen durch einen am Boden liegenden Ölpreis und die Folgen des fast ungehemmten westlichen Wirtschaftskrieges gegen ihr Land auszugleichen. Nach einem Tiefststand von 350 Milliarden Dollar im April 2015 ging es mit den Reserven langsam bergauf. Im April 2017 und damit genau zwei Jahre später waren bereits wieder 400 Milliarden zusammen, Anfang des laufenden Jahres dann fast 470. Mit dieser Entwicklung dürfte Russland gegenwärtig weltweit nach China, Japan und der Schweiz an vierter Stelle der staatlichen Ersparnisse stehen – etwa zehn Plätze vor der Bundesrepublik.

 Ein zunehmender Anteil dieser Werte besteht dabei nicht mehr aus Papier, sondern aus werthaltigerem Gold. Im vergangenen Jahr hat die Zentralbank die Rekordmenge von knapp neun Millionen Feinunzen erworben und damit ihren Bestand um rund 15 Prozent erhöht, sodass das Edelmetall inzwischen über 18 Prozent ihrer Devisenreserven ausmacht. Besonders einem Papier gegen-über zeigten die Russen aus gutem Grund die kalte Schulter. Von ihren zu Beginn des Vorjahrs 200 Milliarden US-Dollar in Devisen haben sie eine imposante Hälfte noch im selben Jahr abgestoßen. Der Dollar ist nämlich nicht nur volatil gedeckt, sondern wird vor allem auch als Waffe im internationalen Wirtschaftskrieg eingesetzt, indem die USA Abrechnungen in US-Dollar und /oder über ihre Banken dem US-Rechtssystem unterstellen und damit ausländische Unternehmen und Staaten durch hanebüchene Gerichtsurteile und gezielte politische Verfügungen gnadenlos ausplündern beziehungsweise anderweitig in ihrer Handlungsfähigkeit untergraben.

 Neben einem Umtausch in Gold erfolgte eine Neuanlage der veräußerten Dollar vor allem in Euro sowie in chinesischen Renminbi. Staatsanleihen der Bun-desrepublik und Frankreichs kommen zurzeit jeweils auf einen Zielwert von 14 Prozent, solche der USA auf zehn Prozent, jene aus Japan auf 7,5 Prozent und britische auf 6,6 Prozent. Kurz vor der offiziellen Bekanntgabe dieser Zahlen empfahl der Internationale Währungsfonds der russischen Regierung, stärker auf Papiere westlicher Staaten zurückzugreifen, da dies „das Vertrauen in die Währungsreserve erhöhen“ und „das Wohl der kommenden Generationen sichern“ würde. Mit solcherlei billigen Belehrungen lassen sich die Moskauer Schatz-wahrer allerdings nicht hinters Licht führen.

 Ihre gestiegenen Devisenreserven dürften sich in Kürze übrigens noch in ganz anderer Weise für die Russen auszahlen. Ab einem Wert von sieben Prozent des Bruttoinlandsproduktes kann die Zentralbank nach russischem Recht auch in die Infrastruktur des eigenen Staates investieren und dessen Wirtschaft durch verschiedene weitere Maßnahmen unterstützen. Es ist daher nach Lage der Dinge mit einem baldigen Investitionsschub zu rechnen, der dem Land nachhaltig zugute-kommen dürfte.