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28.06.19 / Ende einer Kulturinstitution / Der Verein für Deutsche Kulturbeziehungen im Ausland (VDA) wird abgewickelt

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 26-19 vom 28. Juni 2019

Ende einer Kulturinstitution
Der Verein für Deutsche Kulturbeziehungen im Ausland (VDA) wird abgewickelt
Wolfgang Reith

Nach 138 Jahren kam jetzt das Ende: Der traditionsreiche VDA (Verein für Deutsche Kulturbeziehungen im Ausland e.V.) ist Geschichte. 1881 in Berlin als „Allgemeiner Deutscher Schulverein“ (mit dem Zusatz „zur Erhaltung des Deutschtums im Auslande“) ins Leben gerufen, lag der Vereinszweck laut Gründungssatzung da­rin, „... die Deutschen außerhalb des Mutterlandes dem Deutschtum zu erhalten und sie nach Kräften in ihren Bestrebungen, Deutsche zu bleiben oder wieder zu werden, zu unterstützen“.

1908 erfolgte die Umbenennung in „Verein für das Deutschtum im Ausland“ (mit dem Zusatz „Schulverein e.V.“) und 1933 in „Volksbund für das Deutschtum im Ausland“. Doch mit der Auslandsorganisation der NSDAP gab es hinfort eine Konkurrenz, die sich der Interessen der Auslandsdeutschen annahm, und so wurde 1938 der VDA gleichgeschaltet und in die „Volksdeutsche Mittelstelle“ überführt, die der SS unterstand und seit 1941 sogar ein SS-Hauptamt bildete. 

1945 von den Alliierten per Kontrollratsgesetz als NS-Organisation verboten, kam es zehn Jahre später zur Neugründung un­ter dem früheren Namen „Verein für das Deutschtum im Ausland“ (VDA), der in der Öffentlichkeit die geläufigste Bezeichnung blieb, bekannt vor allem durch sein Emblem, die „Blaue Kornblume“, die 1933 die bis dahin gebräuchliche „Germania“ ersetzt hatte.

Da sich der Verein bald neuen Aufgabenfeldern widmete, etwa dem Jugendaustausch mit außereuropäischen Ländern, erfolgte 1970 erneut eine Umbenennung in „VDA – Gesellschaft für Deutsche Kulturbeziehungen im Ausland“, doch zum 100. Jahrestag 1981 kehrte man zum Traditionsnamen „Verein für das Deutschtum im Ausland“ zurück. Seit den 1970er Jahren bildeten zweimonatige Schüleraustauschprogramme eine der wichtigsten Säulen in der Tätigkeit des VDA und ergänzten in einem geringen Umfang die auswärtige Kulturpolitik der Bundesrepublik Deutschland. Der Schwerpunkt lag dabei auf Lateinamerika, wo Kooperationen mit Privatschulen in Argentinien, Brasilien, Chile, El Salvador und Paraguay bestanden. Für englischsprachige Interessenten wurde ein Austausch mit Privatschulen in Namibia angeboten.

1998 gab es eine letzte Namensänderung in „Verein für Deutsche Kulturbeziehungen im Ausland e.V. (VDA)“, womit man sich als „lebendige Brücke zwischen der deutschen Heimat und den circa 14 Millionen Auslandsdeutschen“ betrachtete. Von 1909 bis 1919 gab der VDA die Vierteljahreszeitschrift „Das Deutschtum im Ausland“ heraus, von 1924 bis 1933 die Monatszeitschrift „Deutsche Welt“, die anschließend „Der Volksdeutsche“ hieß. Seit 1969 erschien viermal jährlich die Zeitschrift „Globus“, die aus Kostengründen 2018 auf drei Ausgaben pro Jahr reduziert wurde. 

Bereits damit deutete sich an, dass der VDA in finanziell schwieriges Fahrwasser geraten war. Ende März 2019 stellte der Bundesvorstand dann beim Amtsgericht Bonn einen Antrag auf Insolvenz. Wie der Bundesvorsitzende Alexander Klein und der Vorsitzende des Verwaltungsrates, der CSU-Politiker Hartmut Koschyk (der von 1994 bis 2014 selbst Bundesvorsitzender war), mitteilten, habe der Verein seit Jahren hohe Schulden angehäuft. 

Erste Probleme waren bereits entstanden, als die 1998 ins Amt gekommene rot-grüne Bundesregierung dem VDA die bis dahin geleisteten Millionenzahlungen aus dem Etat des Auswärtigen Amts strich. Weil sich die Schulden seit einiger Zeit gar im sechsstelligen Bereich bewegten und damit Zahlungsverpflichtungen nicht mehr garantiert werden konnten, sah man sich schließlich genötigt, die Reißleine zu ziehen. So löste man zunächst die Geschäftsstelle in Sankt Augustin bei Bonn auf, ebenso wurden die Vereinspublikationen für das laufende Jahr ausgesetzt, und am 

30. Juni 2019 wird der VDA seine Arbeit wohl vollends einstellen.

Zwar wolle man den fast 140 Jahre alten Verein noch irgendwie retten, betonte der Vorstand in einem Schreiben an die Mitglieder, aber danach sieht es nicht aus. Lediglich einige Landesverbände wie Nordrhein-Westfalen und Sachsen haben angekündigt, noch eine Weile durchzuhalten, um danach zu entscheiden, ob und wie es weitergehen soll. 

Auf Bundesebene jedoch be­deutet die Auflösung des VDA zugleich das Ende einer weiteren altehrwürdigen Institution, die fast eineinhalb Jahrhunderte lang eine Brückenfunktion zwischen Deutschland und den Deutschen im Ausland, insbesondere in Übersee und hier vor allem in Süd- und Mittelamerika sowie im südlichen Afrika, darstellte. Auch die Internetseite ist schon nicht mehr aktiv – bald wird der VDA wohl nur noch in der Erinnerung existieren.