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28.06.19 / Der Texthandwerker / In Potsdam geht man auf Tour mit Fontane

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 26-19 vom 28. Juni 2019

Der Texthandwerker
In Potsdam geht man auf Tour mit Fontane
H. Tews

Unter den fast unzähligen  Ausstellungen, die zum Fontane-Jahr überall in Brandenburg verstreut zum 200. Geburtstag  des preußischen Schriftstellers gezeigt werden, ragt eine in Potsdam heraus. Im Haus der Brandenburgisch-Preußischen Ge­schichte (HBPG) wird in „Bilder und Geschichten“ mit den einzig erhaltenen Gegenständen aus Fontanes persönlichem Besitz sein Arbeitszimmer nachgestellt. Im Eingangsbereich fällt der Blick auf einen inszenierten „Schreibtisch“, der sich durch die historische Gewölbehalle des Kutschstalls zieht.

Rund 300 zum Teil noch nie gezeigte Exponate machen die Geschichten von Fontanes „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“ anschaulich. Ein Rundgang um den „Schreibtisch“ führt zu 17 ausgewählten Orten: unter anderem Kü­strin und Wust mit der Tragödie um Hans Hermann von Katte – dem vom Soldatenkönig hingerichteten Jugendfreund von Kronprinz Friedrich –, Kunersdorf mit der reformfreudigen Frau von Friedland, Schloss Steinhöfel mit seinen Kunstsammlungen, Möglin mit dem Begründer der Agrarwissenschaft Albrecht Da­niel Thaer sowie Bad Freienwalde mit Caspar von Uchtenhagen, der als Kind 1603 von habgierigen Verwandten mit einer vergifteten Birne umgebracht worden sein soll.

Die Ausstellung gibt auch Einblicke in Fontanes Arbeitsweise: Textentwürfe, Überarbeitungen und Sammelmappen illustrieren, wie er praktisch vorgegangen ist. Drei Jahrzehnte lang hat der Autor an seinen „Wanderungen“ gearbeitet: Er hat sie aktualisiert, umstrukturiert und vor allem ständig erweitert. Dabei war er nicht nur Dichter, sondern auch „Texthandwerker“, wie seine Notizbücher und Manuskripte zeigen: Mit unterschiedlichen Schreibgeräten machte er kreuz und quer Notizen, schnitt Textstellen aus, klebte sie an anderer Stelle ein und brachte Zeichnungen und Skizzen zu Papier. 

Eine authentische Kutsche und Modelle anderer Verkehrsmittel des 19. Jahrhunderts zeigen, wie der Autor reiste – gewandert ist Fontane nämlich nur äußerst selten. Zu erfahren ist auch, wie er sich auf seine Fahrten vorbereitete, wer ihn begleitete, mit wem er sprach, was er gesehen und gelesen hat.

Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte, Kutschstall, Am Neuen Markt 9, 14467 Potsdam, geöffnet Dienstag bis Donnerstag von 10 bis 17 Uhr, Freitag bis Sonntag bis 18 Uhr. Eintritt: 7 Euro. Internet: www.hbpg.de