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28.06.19 / Reformislam nur mit Polizeischutz

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 26-19 vom 28. Juni 2019

Reformislam nur mit Polizeischutz
Bodo Bost

In ihrem Buch „Reformiert euch! – Warum der Islam sich ändern muss“ schildert die Ex-Muslimin Ayaan Hirsi Ali, welche Chancen sie einer Reform des Islam einräumt.

Die aus Somalia stammende Autorin war das eigentliche Ziel des Mörders von Theo van Gogh, dem niederländischen Künstler, Filmemacher und Islamkritiker. Obwohl dessen Mörder Mohammed Bouyeri damals religiöse Motive vorgab, hatten holländische Intellektuelle versucht, die Tat mit sozioökonomischen Motiven zu begründen. Hirsi Ali setzt dagegen, dass man dann, wenn ein Mörder sich auf den Koran beruft, zumindest einmal die Möglichkeit in Betracht ziehen muss, dass er  meint, was er sagt. 

Für Hirsi Ali ist es schlicht töricht – wie westliche Politiker und Staatschefs es in regelmäßiger Wiederholung tun –, die Gewaltakte radikaler Moslems von den religiösen Idealen trennen, von denen sie inspiriert sind. Hinter diesen Gewaltakten steht eine politische Ideologie, die im Islam selbst verwurzelt ist, in dessen heiligem Buch, dem Koran, sowie in den „Hadith“ genannten Überlieferungen über das Leben und die Lehren des Propheten Mohammed.

Wegen ihrer kompromisslosen Aussagen zu diesem Thema hat man Hirsi Ali derart vehement angegriffen, dass man meinen könnte, sie selbst hätte eine Gewalttat begangen. Offenbar ist es heutzutage ein Verbrechen, die Wahrheit über den Islam zu sagen. „Hassrede“ ist das moderne Wort für Häresie (Ketzerei). Und in der derzeitigen Stimmung wird alles, was den Muslimen Unbehagen bereitet, als „Hass“ gebrandmarkt.

Durch ihr Buch zieht sich die Klage, dass westliche Liberale an einem Komplott gegen kritisches Denken im Islam teilnehmen. Hirsi Ali zeigt völliges Unverständnis dafür, dass ausgerechnet Liberale, einschließlich Feministinnen und Aktivisten für Schwulen- und Lesbenrechte, sich in der Diskussion auf die Seite der Islamisten schlagen. Dabei sind diese ihre ärgsten Feinde. Die Taktik des Westens dem Islam gegenüber vergleicht sie mit der Taktik des Westens im Kalten Krieg und fragt sich, was wohl passiert wäre, wenn der Westen nicht die Dissidenten unterstützt hätte, sondern – so wie heute im Falle des Islam – die Sowjetmacht, etwa mit der Begründung, der Kommunismus sei eine „Ideologie des Friedens“. 

Wie ein roter Faden zieht sich das Thema Unterdrückung von Frauen im Islam durch Hirsi Alis Buch. Im Schlusskapitel „Die islamische Reformation“ sieht sie aber aus drei Gründen eine Zeitenwende im Kommen: wegen der Informationstechnologie, der Unfähigkeit islamischer Machthaber, zu „liefern“, und des Entstehens von Reformbemühungen im Nahen Osten. 

Bei der abschließenden Betrachtung stellt sich jedoch die Frage, wie die Chancen stehen, dass sich irgendwann ein Reformislam durchsetzt. An Versuchen hat es nicht gefehlt, der letzte stammte von Seyran Ates, einer Anwältin und Buchautorin in Berlin, die mittlerweile unter Polizeischutz lebt.

Ayaan Hirsi Ali: „Reformiert euch! – Warum der Islam sich ändern muss“, Penguin Verlag, München 2016, Taschenbuch, 320 Seiten, 10 Euro