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05.07.19 / Späte Kriegslasten / Blindgänger und Munition stellen noch heute eine Gefahr dar

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 27-19 vom 05. Juli 2019

Späte Kriegslasten
Blindgänger und Munition stellen noch heute eine Gefahr dar
Norman Hanert

Rund 75 Jahre nach Kriegs-ende ist in einem Weizenfeld bei Limburg-Ahlbach in Hessen eine Weltkriegsbombe explodiert. Experten des Kampfmittelräumdienstes gehen davon aus, dass es sich bei der Fliegerbombe um ein Exemplar mit einem chemischen Langzeit-Zeitzünder gehandelt hat, das rund 250 Kilogramm schwer war. Vermutet wird, dass die Bombe in mindestens vier Metern Tiefe gelegen hat. Nach Angaben des Polizeipräsidiums Südhessen verursachte die Explosion der Weltkriegsbombe einen Krater von zehn Metern Breite und vier Metern Tiefe. Aufgrund der Stärke der Detonation registrierte sogar der Erdbebendienst eine starke Erschütterung für das Gebiet des Limburger Stadtteils Ahlbach.

Thomas Rech, der für den Kampfmittelräumdienst zuständige Dezernatsleiter beim Regierungspräsidium (RP) in Darmstadt, gab als mögliche Ursache für die Detonation des Blindgängers Alterungsprozesse im Zündmechanismus an. Nach Angaben des Regierungspräsidiums Darmstadt kommt es in Deutschland statistisch gesehen jedes Jahr einmal zu einer solchen Detonation einer Bombe ohne Fremdeinwirkung. 

Ein besonderes Problem durch alte Munition hat Brandenburg. In keinem anderen Bundesland ist der Umfang von Flächen, die mit alter Munition belastet sind, so groß wie in Brandenburg. Gleichzeitig toben in Brandenburg aber jedes Jahr auch hunderte Waldbrände.

Das Innenministerium in Potsdam geht von 350000 Hektar mit ziviler Nutzung aus, die noch immer unter Kampfmittelverdacht stehen. Im Weltkrieg war nicht nur Berlin das Ziel zahlreicher alliierter Bomberangriffe, sondern auch Orte wie Oranienburg. Viel Munition ist auch durch die Kämpfe an Oder und Neiße und bei den Kämpfen um Berlin im Boden geblieben. Hinzu kommen noch munitionsbelastete Truppenübungsplätze und Flächen, die in früheren Zeiten militärisch genutzt wurden. Brechen Waldbrände auf solchen Flächen aus, dann muss die Feuerwehr besonders vorsichtig vorgehen, da die Gefahr besteht, dass die Löschmannschaften durch die Altmunition im Boden gefährdet sind. Erst Ende Juni brannte in der Lieberoser Heide ein großes Waldgebiet, in dem Altmunition vermutet wurde. Anfang Juni tobte der bislang größte Waldbrand der vergangenen Jahrzehnte ebenfalls auf einem ehemaligen Truppenübungsplatz bei Jüterbog.

Als ein wachsendes Problem werden auch die großen Mengen von Munition in der Ost- und Nordsee eingeschätzt. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges ließen die Alliierten große Mengen von konventionellen Waffen, aber auch chemische Waffen auf dem Meeresboden versenken. Allein in der Kieler Bucht werden 35000 Tonnen Weltkriegsmunition vermutet. Die Menge von nicht detonierten Kampfmitteln an der deutschen Ostseeküste wird sogar auf 300000 Tonnen geschätzt. Nach mittlerweile 70 Jahren sind viele Munitionskörper verrottet, so dass giftige Substanzen austreten. Bei anderen Bomben wächst mit der Zeit die Gefahr, dass schon geringe Druckänderungen ausreichen, sie zur Explosion zu bringen. Auf der anderen Seite steht die immer intensivere Nutzung durch die Schifffahrt und den Bau von Windkraftanlagen vor den deutschen Küsten.