26.04.2024

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05.07.19 / Berliner kocht am besten

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 27-19 vom 05. Juli 2019

Berliner kocht am besten
Theo Maass

Tim Raue stammt aus Berlin-Kreuzberg. 1974 erblickte er im „Wrangel-Kiez“ (auch als Berlin SO 36 bekannt) das Licht der Welt. In seinen „Flegeljahren“ gehörte er der Jugendgang „36 Boys“ an. In elf Jahren hatte Raue acht verschiedene Schulen mit wenig Erfolg besucht. Die Entscheidung, eine Lehre als Koch zu beginnen, war aus der Not geboren. Er hatte keine kulinarisch aufregende Kindheit gehabt. 

Seine ursprünglichen Berufswünsche, Architekt oder Designer zu werden,ließen sich nicht realisieren. Raues erste Lehrstätte, das Gourmet-Restaurant „Auerbach“ in Kreuzberg, wurde im Oktober 1992 von linken Straßenkämpfern zerstört.  Er setzte seine Lehrzeit im „Chalet Suisse“ in Grunewald fort. 

In Singapur wurden nun die „World’s 50 Best Restaurants“ gekürt. Tim Raues nach ihm selbst benanntes Lokal in der Rudi-Dutschke-Straße (früher Kochstraße) kam in dem Wettbewerb auf Platz 40. Die Rangliste wird jährlich seit 2002 aufgestellt. Raue beweist: Berlin kann durchaus Erfolge erlangen, wenn sie von der wirtschaftsfeindlichen Politik des Berliner Senats nicht behindert wird. 

Raue: „Wahnsinn! Wir freuen uns unglaublich, dass unser Restaurant auch in diesem Jahr diese internationale Anerkennung erhalten hat. Herzlichkeit, Disziplin, Mut, Ehrgeiz und Leidenschaft   sind die Attribute, die unser grandioses Team und wir jeden Tag leben und damit versuchen, unsere Gäste zu begeistern.“ Raues Lokal ist das einzige deutsche in der Rangliste. Unter den 50 besten Köchen ist kein einziger weiblicher.

Nach eigenem Bekunden ließ ihm sein Großvater eine „preußische Erziehung“ angedeihen, womit er seine Disziplin erklärt. Die Großmutter verwöhnte ihn mit Königsberger Klopsen. Beides gab ihm als Scheidungskind Geborgenheit und Sicherheit. In Lebenskrisen waren die Großeltern sein fester Halt. 

Nach der Lehrzeit gab Raue seine kulinarische Visitenkarte unter anderem im Hotel Adlon und im „Schloßrestaurant Glienicke“ ab. Schließlich eröffnete er 2010 „Tim Raues“. Wer die Preise auf der Speisekarte studiert, wundert sich, dass der linke Straßenpöbel ihn heute nicht wieder heimsucht. 

Vermutlich ist sein internationales Ansehen ein Schutz davor, auch auf seiner Speisekarte für „soziale Gerechtigkeit“ sorgen zu müssen. Auch als Buchautor ist Raue  erfolgreich: 2008 erschien: „Aromen(r)evolution“ und 2011: „Ich weiß, was Hunger ist: Von der Straßengang in die Sterneküche“.