24.04.2024

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05.07.19 / Es läuft nicht gut

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 27-19 vom 05. Juli 2019

Es läuft nicht gut
Erik Lommatzsch

Schöne Bilder waren es nicht. Während des Empfangs für den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj, just zu dem Zeitpunkt als die deutsche Nationalhymne erklang, zitterte die Kanzlerin am ganzen Körper. Nur einige Tage später, bei der Ernennung der neuen Justizministerin, erlitt Angela Merkel einen weiteren Zitteranfall. Die Frage nach einer eventuellen Krankheit stand natürlich sofort im Raum. 

Kurz nach dem ersten Unwohlsein hatte sie lächelnd erklärt, sie habe „inzwischen mindestens drei Gläser Wasser getrunken. Das hat mir offensichtlich gefehlt.“ Während dort noch die sommerliche Hitze als belastendes Moment ins Feld geführt werden konnte, fand der zweite Vorfall in einem gut klimatisierten Raum statt. Hier fehlte Merkel offenbar auch kein Wasser, denn das angebotene Glas ließ sie unberührt. Am selben Tag flog sie zum G20-Gipfel nach Osaka und beschied, in der Ferne auf die Angelegenheit angesprochen, sie habe „nichts Besonderes zu berichten. Sondern mir geht es gut.“

Auch anderweitig war man bemüht, die Vorfälle herunterzuspielen. Die „Welt“ zeigte per Video-Interview Wolfgang Nowak, der als „Ex-Planungschef“ im Kanzleramt präsentiert wurde. Man vergaß hinzuzufügen, dass sich das auf die Regierungszeit von Gerhard Schröder bezieht. Nowak, im durchgeschwitzten Hemd übrigens ebenfalls kein schöner Anblick, übte sich in einer abenteuerlichen Unterscheidung von selbst- und fremdbestimmtem Stress. Letzterer sei besonders belastend. Etwa der Brexit, der Gipfel in Japan oder die Frage, ob Bundeswehr und Polizei „rechtsradikal“ seien. Merkel sei „ein ganz normaler Mensch“ mit Lampenfieber. Soweit Nowak „gehört“ habe, liege kein medizinischer Grund vor. Auf die Außenwirkung angesprochen sagte er: „Natürlich wird Trump seine Bemerkungen machen müssen.“ Von Nowak könnte Regierungssprecher Steffen Seibert noch viel lernen. Nicht nur Pauschalberuhigung per Ferndiagnose, sondern gleich noch austeilen, und sei es nur spekulativ.

Instrumentalisierung ist auch der Grünen-Chefin Annalena Baerbock nicht fremd. Sie sagte, dass „dieser Klimasommer“ – was auch immer ein „Klimasommer“ sein soll – gesundheitliche Auswirkungen habe, werde bei Merkel deutlich. Nach vielfacher Kritik nahm Baerbock ihre Äußerung zurück.

All dies trägt nicht gerade dazu bei, Vermutungen zurückzudrängen, Merkels Probleme seien umfassender, zumal die Symptome wohl nicht erstmalig sichtbar wurden. In der Gerüchteküche tauchen bereits neurologische Erkrankungen auf, bis hin zu Parkinson. 

Zu vermuten steht, nicht erst seit dem „Vorschlag“ Sigmar Gabriels, dass Merkel ein Auge auf die EU-Ratspräsidentschaft oder einen anderen Brüsseler Spitzenposten geworfen hat. Dass es sich dann aber hinsichtlich ihrer Wunschnachfolge im Kanzleramt, in Form von Annegret Kramp-Karrenbauer, nach dem derzeitigen Stand der Dinge eher schwierig gestalten dürfte, kommt ihr ebenso wenig zupass wie die nun begonnene Thematisierung ihrer körperlichen Verfassung.