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05.07.19 / Frei gedacht / Zittern vor Angst

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 27-19 vom 05. Juli 2019

Frei gedacht
Zittern vor Angst
Eva Herman

Heute möchte ich einmal persönlich werden, Frau Merkel. Nein, ich werde Sie nicht beschimpfen, wie es derzeit viele Menschen tun. Sondern ich möchte Ihnen ein paar Fragen stellen. Um es vorweg zu sagen: Ich habe Ihre Zitteranfälle im Fernsehen gesehen und Sie tun mir wirklich leid. Ein inneres Erbarmen befällt mich, wenn ich sehe, wie Sie bibbern. Was sich bei Ihnen nun anscheinend öfter einstellt. Sie haben sich dann nicht im Griff, alle Welt muss ihren leidenden Zustand mit ansehen. Ich bewundere Ihre eiserne Haltung dabei, das schafft gewiss nicht jeder. Dazu braucht man enorme Willensstärke. Aber es ist doch furchtbar unangenehm.

Als ich mit Ende 40 in die Wechseljahre kam und sich plötzlich ganz unvermittelt Schweißausbrüche und Herzrasen einstellten, fühlte ich mich ziemlich elend. Denn ich als bislang recht starke Persönlichkeit hatte immer alle Schwierigkeiten irgendwie wegregeln können. Wie ein Opfer fühlte ich mich damals, wenn ich beispielsweise vor der Fernsehkamera saß und die Maskenbildnerin mehrmals nachpudern musste, weil auf meinem Gesicht auf einmal das Wasser stand. Doch ich hatte Glück: Ein Heilpraktiker, den ich konsultierte, erläuterte mir, dass diese Symptome wie Schweißausbrüche, Herzrasen und Schlaflosigkeit alle denselben Ursprung hätten. „Ja“, antwortete ich, „die Wechseljahre, ich weiß.“ Aber der Mann schüttelte den Kopf: „So sagt man zwar, aber die Ursache aller dieser Symptome liegt tiefer: Es ist Angst. Finden Sie heraus, wovor Sie in Ihrem Leben Angst haben, beseitigen Sie die Ursachen, und die Symptome werden vergehen.“

Liebe Frau Merkel, und es war dann tatsächlich so. Ich hatte die Ursache bald herausgefunden, und in nur wenigen Wochen waren alle Beschwerden verflogen. Nun sollten wir uns Ihnen wieder zuwenden. Sie wissen schon, was jetzt kommt: Die Ursache für ein so starkes Zittern wie bei Ihnen könnte durchaus ja auch Angst sein. Das zeigt schon unsere Sprache, in welcher der Begriff „vor Angst zittern“ seit Jahrhunderten verankert ist. Die Frage ist: Wovor haben Sie Angst, Frau Merkel? Sie sind doch eine erfolgreiche Frau, der es an nichts fehlt. Sie sind berühmt, wurden lange als mächtigste Frau der Welt bezeichnet, Ihr Einfluss reicht über den ganzen Globus. Haben Sie sich einmal gefragt, was sie derart ängstigt, dass es zu diesen körperlichen Schwächen kommen muss? Gewiss sind derartige Symptome auch Ausdruck von möglichen Krankheiten, aber jede Krankheit, die mit einem sich wiederholenden Zittern verbunden ist, wird von Naturheilmedizinern in aller Regel mit Angst oder innerer Panik vor irgendetwas in Verbindung gebracht. Sie selber sind es zwar, die momentan lachend abwinken und wiederholen, dass alles mit Ihnen in Butter sei. Ich kann das aber einfach nicht glauben.

Ist es Zufall, dass mir gerade heute, wo ich wieder einmal über Ihr trauriges Schicksal nachdenke, eine Meldung in die Hände fällt, in der es um Sie geht, Frau Merkel? Da werden Sie zitiert mit Sätzen, die ich so überhaupt nicht mit Ihrer heutigen Arbeit in Verbindung bringen kann. Beim CDU-Bundesparteitag in Leipzig 2003 sagten Sie: „Da muss man natürlich darüber sprechen, dass es den Missbrauch des Asylrechts gibt. Da muss man natürlich sagen, die Folge kann nur sein, Steuerung und Begrenzung von Zuwanderung! Alles andere wird keine Akzeptanz in der Bevölkerung finden.“ Aber das war noch nicht alles, Frau Bundeskanzlerin, denn Sie sind dann erst richtig in Fahrt gekommen. Und Sie haben Worte gewählt, für die ich Sie umarmen könnte, haben diese doch enorm viel mit meinem eigenen Schicksal in Deutschland zu tun. Also, weiter äußerten Sie vor den CDU-Delegierten im Dezember 2003 in Ihrer Funktion als Oppositionschefin: „Manche unserer Gegner können es sich nicht verkneifen, uns in der Zuwanderungsdiskussion in die rechtsextreme Ecke zu rücken, nur weil wir im Zusammenhang mit der Zuwanderung auf die Gefahr von Parallelgesellschaften aufmerksam machen.“ Und dann holten Sie noch einmal richtig aus auf diesem CDU-Parteitag vor 16 Jahren: „Das, liebe Freunde, ist der Gipfel der Verlogenheit! Und eine solche Scheinheiligkeit wird vor den Menschen wie ein Kartenhaus in sich zusammenbrechen!“

Wow! Welche starken Worte! So viel Wahrheit, die Sie da äußerten, Frau Merkel, ich wiederhole Ihre markante Aussage noch einmal: Der Gipfel der Verlogenheit! Eine solche Verlogenheit wird vor den Menschen wie ein Kartenhaus in sich zusammenbrechen! Aber ich möchte jetzt noch einen draufsetzen: Dass Ihre Aussagen nicht nur eine Eintagsfliege waren, sondern dass Sie absolut überzeugt waren in dieser klaren Haltung, das zeigen noch weitere Zitate, die von Ihnen zum Beispiel ein Jahr zuvor, im September 2002, den parlamentarischen Raum durchdrangen. Damals gab es noch Unterschiede zwischen der CDU/CSU und der SPD, die Sie, Frau Merkel, auch immer wieder deutlich herausstellten. Damals hatten Sie längst erkannt, dass eine unkontrollierte Zuwanderung unser Land in die Katastrophe führen, und dass wir damit ein Riesen-Bildungsproblem bekommen würden. Dem stellvertretenden SPD-Bundesvorsitzenden pfiffen Sie damals folgende Sätze um die Ohren:

„Auch wenn Sie mit noch so treuen Augen, Herr Clement, hier über die Zuwanderung sprechen: Sie wissen doch, wie es ist. Die Menschen im Lande wissen, dass Ihre Gesetze eben keine Begrenzung der Zuwanderung bieten. Und die Menschen im Lande wissen, dass der Herr Schily … gesagt hat: Das Maß des Zumutbaren ist überschritten. Und sie wissen, dass spätestens nach Pisa doch in Deutschland völlig klar ist: Bevor wir über neue Zuwanderung reden, müssen wir erst einmal die Integration der bei uns lebenden ausländischen Kinder verbessern ... Sie haben keine einzige Mark vorgesehen, um das Problem zu beseitigen, dass hier in Berlin-Kreuzberg 40 Prozent der ausländischen Kinder und Jugendlichen weder einen Schulabschluss haben noch einen Berufsabschluss, und trotzdem reden Sie über mehr Zuwanderung!“

Gut gebrüllt, Löwe! Sauber, wie Sie das damals herausgearbeitet hatten, Frau Kanzlerin, alle Achtung! Und Sie erinnern sich gewiss an noch so manche andere deftige Aussage Ihrerseits zum Thema, da gibt es hochinteressante Zusammenschnitte im Internet. Was mich allerdings wirklich wundert, ist die Tatsache, dass Sie, Frau Merkel, die Sie Ihrem Volk ja versprochen hatten, jeglichen Schaden von ihm abwenden zu wollen, dann plötzlich Ihr Wort eklatant gebrochen haben. Nein, da müssen wir ganz ehrlich sein, das haben Sie tatsächlich getan. Heute vertreten Sie mit Ihrer grenzenlosen Einwanderungspolitik exakt das Gegenteil von dem, was Sie damals sagten kurz vor Ihrem Amtsantritt als Bundeskanzlerin, bei dem Sie ja sogar auf die Bibel hoch und heilig geschworen hatten, „so wahr mir Gott helfe“.

Diesen Sinneswandel kann ich bis heute echt nicht nachvollziehen, da es ja fast schon schizophren ist: Sie tun jetzt genau das, wofür Sie andere einst schwer angegriffen haben. Und das wissen Sie auch selber, beziehungsweise Ihr Gewissen weiß es! Was immer Sie auch dahin getrieben hat. Wie sagten Sie 2003 so richtig: „Und eine solche Scheinheiligkeit wird vor den Menschen wie ein Kartenhaus in sich zusammenbrechen!“ Bei diesen meinen Gedanken erahne ich so langsam ein Verständnis für Ihre derartigen Schüttelanfälle.