19.04.2024

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05.07.19 / Goldenes Geschenk / Antiker Münzfund bei Stade – Einfluss der Römer reichte bis zur Elbe in Norddeutschland

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 27-19 vom 05. Juli 2019

Goldenes Geschenk
Antiker Münzfund bei Stade – Einfluss der Römer reichte bis zur Elbe in Norddeutschland
Helga Schnehagen

Der Sondengänger Matthias Glüsing hatte doppeltes Glück. Zum einen wurde ihm die Suche mit dem Metalldetektor erlaubt, zum anderen wurde er fündig. Das Niedersächsische Denkmalschutzgesetz sieht vor, dass die Suche nach archäologischen Funden mit Metalldetektoren genehmigungspflichtig ist. Auch dann, wenn man an einer Stelle suchen will, von der nur anzunehmen ist, dass sich dort archäologische Funde befinden. Bevor aber eine Suchgenehmigung erteilt werden kann, ist ein kostenloser Qualifizierungskurs bei der Landesarchäologie zu absolvieren. Erst danach kann durch die dafür zuständige untere Denkmalschutzbehörde eine Suchgenehmigung für ein be­stimmtes Areal erteilt werden.

Glüsing hatte systematisch Flächen in der Samtgemeinde Fredenbeck im Landkreis Stade un­tersucht. Im Bereich zerstörter prähistorischer Grabhügel entdeckte er eine einzigartige römische Goldmünze, die jetzt ihren Platz in der Dauerausstellung des Museums Schwedenspeicher in Stade gefunden hat. 

Bei der außergewöhnlichen Goldmünze handelt es sich um ein sogenanntes Multiplum des Kaisers Constans (337–350). Multipla sind besonders kostbare Prägungen gängiger römischer Münzen, die nur zu besonderen Anlässen herausgegeben und durch die römischen Kaiser im Rahmen feierlicher und besonderer Zeremonien an herausgehobene Persönlichkeiten überreicht wurden.

Es handelte sich dabei um einen Kreis von Personen, auf deren Loyalität der Herrscher in besonderem Maße angewiesen war: höchste Würdenträger, Kommandanten der römischen Streitkräfte und kaiserliche Leibwächter. Sie bekamen für ihre Verdienste anlässlich der Inthronisation eines neuen Kaisers, eines Thronjubiläums, vor und nach Feldzügen oder anderer wichtiger Ereignisse ein Multiplum verliehen. Auch befreundete germanische Herrscher konnten mit den kaiserlichen Großmünzen ausgezeichnet werden. 

Die Münze wurde in den Jahren 342/343 in Siscia, heute Sisak/ Kroatien, geprägt. Das neun Gramm schwere Multiplum ist ein weltweites Unikat – es existieren keine weiteren Parallelen. Goldmultipla wurden im Gebiet außerhalb der ehemaligen römischen Reichsgrenzen bislang nur äußerst selten gefunden. Im freien Germanien waren sie besondere Statussymbole, mit denen germanische Herrscher ihre Macht legitimierten.

„Fasst man die bisherigen Indizien zusammen, kann als ehemaliger Eigentümer ein Fürst oder König des sich in der Zeit herausbildenden sächsischen Großstammes vermutet werden. Es gibt gute Hinweise dafür, dass dieses herausgehobene Mitglied der sächsischen Elite das Multiplum als Geschenk des Kaisers für Heeresdienste oder eingehaltene Bündnisse verliehen bekommen hat“, erklärt der Stader Kreisarchäologe Daniel Nösler. 

Germanische Hilfstruppen sind in der Regierungszeit von Constans mehrfach überliefert. „Das Goldmultiplum ist somit aus einer schriftarmen Zeit der früheste archäologische Beleg für die Existenz einer sächsischen Elite in Niedersachsen“, so Nösler.

Museum Schwedenspeicher, Wasser West 39, 21682 Stade, geöffnet Dienstag bis Freitag von 10 bis 17 Uhr, Sonnabend und Sonntag bis 18 Uhr. Eintritt: 8 Euro. www.museen-stade.de