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12.07.19 / »Pocahontas« prescht vor / US-Demokraten stottern sich zur Präsidentschaftskandidatur

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 28-19 vom 12. Juli 2019

»Pocahontas« prescht vor
US-Demokraten stottern sich zur Präsidentschaftskandidatur
Peter Entinger

Die Augen der Weltöffentlichkeit richten sich zunehmend gen USA. Im kommenden Jahr stellt sich Präsident Donald Trump zur Widerwahl. Seine Nominierung durch die Republikaner gilt als Formsache. Bei den Demokraten hat der Vorwahlkampf dagegen gerade erst Fahrt aufgenommen. 

Bisher galt Joe Biden als Favorit. „Kann dieser Routinier des politischen Betriebs, der engste Weggefährte von Präsident Barack Obama, im kommenden Jahr tatsächlich gewinnen?“, frohlockte der „Spiegel“, als der Ex-Vizepräsident seine Kandidatur bekannt gab. 

Doch nun kam der erste Rück­schlag. Nach der TV-Debatte der demokratischen US-Präsidentschaftsbewerber hat der 76-Jährige einer Umfrage zufolge stark an Beliebtheit eingebüßt. Nur noch 22 Prozent der Anhänger der Demokraten unterstützen eine Kandidatur Bidens gegen Trump. Das sind zehn Punkte weniger als einen Monat zuvor und sogar 17 Punkte weniger als noch im April.

Dreimal hat Biden bereits für das Präsidentenamt kandidiert, bis zur Nominierung durch den Parteitag der Demokraten hat er es nie geschafft. Sein Wahlkampf­auftakt im TV bezeichneten US-Kommentatoren gelinde gesagt „als Katastrophe“. Vor allem in einer Szene hinterließ Biden einen äußerst schlechten Eindruck. Als ihn die afroamerikanische Senatorin Kamala Harris scharf für seine Positionen zur Integration und die Diskriminierung von Schwarzen angriff, hatte er keine Antwort parat, geriet ins Stottern und versuchte das Thema abzuwürgen. Harris Umfragewerte gingen daraufhin nach oben. 

Plötzlich gilt sie als Außenseiterin mit echten Chancen. Sollte sie sich im parteiinternen Wahlkampf durchsetzen, hätte Harris die Chance, als erste Frau US-Präsidentin zu werden. Von 2004 bis 2011 war sie Bezirksstaatsanwältin in San Francisco, von 2011 bis 2017 übernahm sie den Posten der Justizministerin in dem bevölkerungsreichsten Bundesstaat. Sie war die erste Frau und die erste Schwarze in diesem Amt. 

Seit 2017 sitzt sie für Kalifornien im Senat. Neben Harris gibt es mittlerweile eine weitere Frau, die Biden gefährlich werden könnte. Die linke Senatorin Eli­zabeth Warren hatte bereits im ersten TV-Duell einen überzeugenden Auftritt hingelegt. Sie liefert sich mit dem Linksaußen Bernie Sanders einen Schlagabtausch um die Deutungshoheit im sozialistischen Spektrum. In den Umfragen legt sie bereits seit einiger Zeit zu, während Sanders abbaut. 

Noch ist es allerdings zu früh, um eine Prognose abzugeben, wer im übernächsten Oktober gegen Trump antritt. Die demokratischen Vorwahlen beginnen erst im Januar, bis dahin muss die Kriegskasse gefüllt werden. Denn die Kandidaten brauchen vor allem Geld. Sanders hat bereits viele Millionen von Kleinspendern eingesammelt, die seine Kandidatur unterstützen. 

Biden weiß das demokratische Establishment hinter sich, zudem könnte sich seine Nähe zu Obama positiv auswirken. Doch Elizabeth Warren, von Trump konsequent „Pocahontas“ genannt, gibt ihr Wahlkampfmotto vor: „Das beste Mittel gegen einen alten, weißen Mann ist eine Frau.“ 

Ihre Ansichten haben es in sich. Sie ist dagegen, die Regulierung für Banken zu lockern, fordert höhere Steuern für reiche Amerikaner und nimmt keine Großspenden für ihren Wahlkampf an. Das schafft Sympathien, könnte aber für den anstehenden Marathon zu wenig sein.