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12.07.19 / Treffen zu Musik und Tanz in Göttkendorf / Das Minderheitenfest im südlichen Ostpreußen erfreut sich wachsender Beliebtheit

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 28-19 vom 12. Juli 2019

Treffen zu Musik und Tanz in Göttkendorf
Das Minderheitenfest im südlichen Ostpreußen erfreut sich wachsender Beliebtheit
Dawid Kazanski

Es ist schon Tradition, dass das gute Wetter den Tag der nationalen und ethnischen Minderheiten begünstigt. Das trug dazu bei, dass in diesem Jahr eine Rekordzahl an Menschen zur Veranstaltung erschien. Etwa 300 Personen nahmen an den Festlichkeiten am Dirschausee in Göttkendorf, teil, wo sich die Kosakensiedlung Ataman befindet. 

Was macht das Fest der Minderheiten so beliebt, dass von Jahr zu Jahr mehr Menschen kommen?  Zweifelsfrei liegt es an der gut durchdachten Organisation. Die Vorbereitungen beginnen viele Monate zuvor und im Vorfeld wird eine Auswahl von Gruppen getroffen, die auf einer großen Bühne ihr Können zeigen. 

Für die Musik während der diesjährigen Feierlichkeiten in der idyllischen Wald- und Seeumgebung sorgten Vertreter der ukrainischen, tatarischen, deutschen, ziganischen und lemkischen Volksgruppen. Die polenweit bekannte ukrainische Musikgruppe Horpyna, die 1999 gegründet wurde, und die auf eine lange, erfolgreiche künstlerische Karriere zurückschauen kann, legte einen professionellen Auftritt hin und brachte das vor der Bühne versammelte Publikum mit Liedern wie „Moloko“ oder „Daj my myla“ zum Tanzen. Einen unvergesslichen Eindruck auf die Festbesucher machte ein besonderer Gast  – die tatarische Tanz- und Gesangsgruppe Bunczuk, die im Laufe ihrer künstlerischen Tätigkeit zu einem Mehrgenerationenensemble wurde. Die Rhythmen, die dargebrachten Lieder in tatarischer Sprache, die schmuckvollen Trachten sowie die ausdrucksvolle Choreografie ließen die Festbesucher in die Welt der Tatarenbräuche eintauchen. 

Außerdem trat die Tanzgruppe „Saga“ aus Bartenstein in ostpreußischen Trachten auf, die Gruppe „Wodohraj“ der ukrainischen Schule in Bartenstein, die Kindergruppe „Roma“ von der Grundschule Nr. 2 in Allenstein und die Osteroder Jugendvokalgruppe „Tannen“ der Deutschen Minderheit. Der abwechslungsreiche künstlerische Teil der Veranstaltung spiegelt die kulturelle Vielfalt Ostpreußens wider. Das ist ein weiterer Faktor, der dazu beisteuert, dass die Popularität des Minderheitenfestes steigt. 

An die kulturelle Vielfalt Ostpreußens knüpfte in seiner Eröffnungsrede Landrat Andrzej Abako an. Seiner Ansicht nach sei das südliche Ostpreußen der Teil der Republik Polen, in dem Polen, Ukrainer, Deutsche und Tataren ein einträchtiges Zusammenleben führen. „Unsere Kulturen durchdringen und ergänzen sich. Wir können aus diesen Elementen schöpfen, da das polnische Volk dank der Minderheiten bereichert wurde. Darauf bin ich sehr stolz“, sagte Abako. Er fügte hinzu, dass die Selbstverwaltungsbehörden sich immer darum bemühten, nah an jedem Menschen  zu sein, abgesehen von seiner nationalen Zugehörigkeit. Diese Nähe drücke sich auf der Wirtschaftsebene in der Zusammenarbeit zwischen hiesigen und ausländischen Unternehmen oder in der Pflege von bestehenden Städtepartnerschaften aus. 

Nicht nur das künstlerische Schaffen, sondern auch Verlagsprodukte in Form von Büchern, Flugblättern oder Broschüren sowie Handwerksarbeiten, regionale Kleidung oder typische Speisen verschiedener Minoritätsgruppen waren auf dem Fest präsent. An den Informationsständem konnte man sich mit den Arbeitsbereichen jeder einzelnen Organisation vertraut machen. Es ergaben sich dabei viele persönliche Gespräche zwischen Minderheitsmitgliedern und Festbesuchern, was einen ausgiebigen Erfahrungsaustausch gewährleistete. Das ist nicht zu unterschätzen, denn je häufiger eine Minderheitsstruktur ihre Wirkungsfelder darstellt, desto mehr werden sich die Mitglieder der Mehrheitsgesellschaft dessen bewusst, welch eine bedeutende Rolle die Aktivitäten von weniger mitgliedsstarken Volksgruppen in gesellschaftlicher, bildungspolitischer wie auch kultureller Dimension erfüllen. 

Von diesem Bewusstsein zeugt auch die Anwesenheit der Offiziellen der Lokalbehörden sowie der Gäste aus dem Ausland. Es war schon das 28. Mal, dass das Projekt mit der finanziellen Unterstützung der Woiwodschaft Ermland-Masuren, der Stadt Allenstein, des Generalkonsulates der Bundesrepublik Deutschland in Danzig, des Bayerischen Staatsministeriums für Arbeit und Soziales, Familie und Integration sowie der Gesellschaft der ehemaligen Einwohner der Stadt Allenstein in Gelsenkirchen umgesetzt wurde. Die Organisatoren hoffen, dass das Fest die Integration der nationalen und ethnischen Minderheitsgruppen stärkt und ihre Zusammenarbeit vorantreibt. Die Begegnungen von führenden Aktivisten regionaler Minderheiten mit Vertretern der lokalen Behörden begünstigen bestimmt ihre gute Kooperation in den gesellschaftspolitischen Bereichen.