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12.07.19 / Ein Walzertraum an der Nordsee / Vor 200 Jahren machten die Dänen den Ort Wyk auf Föhr zum Seebad – Im Juli wird mit Johann Strauß gefeiert

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 28-19 vom 12. Juli 2019

Ein Walzertraum an der Nordsee
Vor 200 Jahren machten die Dänen den Ort Wyk auf Föhr zum Seebad – Im Juli wird mit Johann Strauß gefeiert
Stephanie Sieckmann

Ein rundes Jubiläum feiert in diesem Jahr das Seebad Wyk auf Föhr. Vor 200 Jahren wurde die kleine Inselstadt zum ersten Seebad an der Nordsee-Küste gekürt. Könige, Kronprinzen und Künstler haben das Seebad besucht, den kleinen Ort und die Insel tief ins Herz geschlossen und mit ihren Besuchen die Insel geprägt.

Für die Nordseeinsel Föhr war der Titel Seebad, der dem Kleinstädtchen Wyk 1819 verliehen wurde, ein großer Gewinn. Das Baden in der Nordsee wurde damit schlagartig sehr attraktiv. Dass König Christian VIII. von Dänemark Föhr liebte und 1842 erstmals den Sommer dort verbrachte, war die beste Werbung für die rund 83 Quadratkilometer große, damals zu Dänemark gehörende Insel.

Der königliche Gast sorgte dafür, dass das Seebad Wyk und damit auch die Insel Föhr bald in aller Munde waren und zunehmend mehr Gäste auf die Insel reisten. Außerdem lud der König in den folgenden Jahren Künstler wie den Dichter Hans Christian Andersen nach Wyk ein. Der dänische Märchenautor sprach 1844 über seine Zeit am Strand von Föhr von dem „unvergesslichsten Wasser, in dem ich je gewesen bin“. Eine Aussage, die wohl etliche andere Gäste zu ihrem ersten Besuch im Seebad inspiriert haben wird.

Nach dem Deutsch-Dänischen Krieg wurde im Jahr 1864 der Dannebrog, die dänische Flagge, eingeholt. Damit endete die Ära des Seebades Wyk als Sommerziel des dänischen Königs. Stattdessen verbrachte ab 1866 der preußische Kronprinz Fried-

rich III. gerne die Sommerzeit auf Föhr. Auch die Künstler, die nun die Insel besuchten, waren andere. So reiste Johann Strauß 1878 auf seiner Hochzeitsreise nach Wyk, seinerzeit bereits berühmter Konzertmeister. Ein Jahr später kam er wieder auf die Insel und schrieb während seines Aufenthalts im Seebad Wyk den Walzer „Nordseebilder“.

Daher wundert es nicht, dass ausgerechnet ein Werk von Johann Strauß beim 200. Jubiläum in diesem Sommer aufgeführt wird. Der Aufführungsort ist dabei ebenso besonders wie die Inszenierung selbst. Die Bühne für die Operette „Die Fledermaus“ wird in dem Haus aufgebaut, in dem Johann Strauß damals logierte. Das Haus mit der Adresse Sandwall 38 in Wyk – heute der Kurgartensaal – ist zur 200-Jahr-Feier des Seebads Wyk der Ort, an dem die Strauß-Operette präsentiert wird. 

Die Inszenierung, die sich Regisseur Franz Garlik für das Jubiläum ausgedacht hat, ist eine ganz besondere Fassung dieses Werks: Die Fledermaus wurde eigens für die 200-Jahr-Feier für ein Quartett umgeschrieben. Die vier Künstler von Voice Passion übernehmen dabei zahlreiche Doppelrollen. Die Musik entspricht dem Original, die Texte haben jedoch eine Überarbeitung erfahren. Die Künstler der Gruppe Voice Passion, die sich im Juli für die Jubiläums-Feier des Seebades Wyk auf den Weg nach Föhr machen, sind auf den großen Bühnen zuhause, tourten 2017 mit dem Theaterstück „Maria und die Callas“ durch Europa. Im Juli 2019 holen die vier Künstler die weite Welt in das beschauliche Wyk. 

Damit folgt Föhr seinem Prinzip: Die Welt auf die Insel holen, aufgeschlossen sein für viele kreative Ansätze, das gehört auf der Insel einfach dazu. Und es bildet einen Kontrast zu den kleinen, hervorragend gepflegten Kapitänshäusern und historischen Gebäuden, die für das Bewahren von Traditionen und Werten stehen. Die Mischung ist bei den regelmäßigen Insel-Besuchern beliebt. Auch wenn heute keine Könige und Kronprinzen mehr dazu zählen, zieht es doch jede Menge Prominenz nach Föhr: Ende des 20. Jahrhunderts waren es TV-Stars wie Helga Feddersen und Hans Rosenthal, die ihren Urlaub hier verbrachten. Später war es Harald Schmidt, der auch heute noch immer wieder gerne nach Föhr kommt. Die Insel ist offenbar ein Magnet für Künstler.

Auch das Museum der Westküste feiert in diesem Jahr ein rundes Jubiläum. Vor zehn Jahren gegründet greift das Museum in diesem Jahr das 200. Jubiläum des Seebads Wyk auf. Die Ausstellung „200 x Badesaison. Seebad Wyk auf Föhr 1819–2019“ wurde be­reits Anfang März eröffnet und ist noch bis zum 15. Juli zu sehen. 

Der 15. Juli ist das offizielle Gründungsdatum des Seebades vor 200 Jahren und damit der Startschuss für die großen Feierlichkeiten. Dazu gehört neben der Aufführung der Johann-Strauß-Operette „Die Fledermaus“ auch eine Wattenpolonaise auf der Sandbank Preester und ein historischer Handwerkermarkt mit Gauklern, Barden, Seilerei und anderen Gewerken, die vor 200 Jahren in Mode waren. Stattfinden wird dieser Markt vom 16. bis 18. Juli auf dem Gelände des Dr.-Carl-Häberlin-Friesen-Museums.

Während vor dem Haus die Vergangenheit lebendig gestaltet wird, zeigen im Museum elf Künstler ihren Blick auf das heutige Wyk und die Insel Föhr. Die Ausstellung „Föhr im Blick“ 

(23. Juni bis 1. September) zeigt Werke von Künstlern der Gruppe Norddeutsche Realisten, die an­lässlich des Seebadjubiläums im Sommer 2018 auf Föhr gemalt haben. „Wir wollen ge­meinsam die Geschichte des Seebades Wyk auf Föhr erlebbar machen und damit die Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart schlagen“, sagt Andreas Miler, Veranstaltungsleiter der Wyk-auf-Föhr-Touristik zum Jubiläumsprogramm.