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19.07.19 / Symbol des Widerstands / Die Kritik an den Männern des 20. Juli spiegelt den jeweiligen Zeitgeist wider

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 29-19 vom 19. Juli 2019

Symbol des Widerstands
Die Kritik an den Männern des 20. Juli spiegelt den jeweiligen Zeitgeist wider
Erik Lommatzsch

Der 20. Juli 1944 gilt heute fast selbstverständlich als Symbol des deutschen Widerstands gegen die NS-Herrschaft. Das Gedenken findet insbesondere zum jeweiligen Jahrestag öffentliche Aufmerksamkeit. In Berlin treten prominente Redner ans Mikrofon. Dieses Jahr ist die Bundeskanzlerin angekündigt.

In der unmittelbaren Nachkriegszeit war das Interesse am Widerstand gering. Neben den dominierenden Alltagssorgen stand der Wertschätzung der Verschwörer auch entgegen, dass große Teile der deutschen Bevölkerung sie als „Verräter“ betrachteten. Andere fühlten eigenes Versagen, sie wollten sich nicht der Tatsache stellen, dass es durchaus Menschen gab, die sich gegen Diktatur gewehrt hatten. Mit dem „Verräterimage“ hatten ebenso die Hinterbliebenen der Attentäter zu kämpfen, auch materiell. So wurde nicht nur Nina Schenk Gräfin von Stauffenberg, der Frau des Attentäters, zunächst ihre Offizierswitwenrente verweigert. 

1952 wurde im sogenannten Remer-Prozess geurteilt, dass die Widerständler keine „Landesverräter“ gewesen seien. Damit war „die öffentliche Rehabilitierung“ erfolgt, so Henriette Schuppener, Autorin einer Studie über die Geschichte des Gedenkens. Die Diffamierungen hielten dennoch lange an. Eine kuriose Verschiebung gab es hier im Zusammenhang mit den Vorgängen um das Jahr 1968. War die Kritik am Widerstand zunächst von rechts erfolgt, so betrachtete nun die Linke die Widerständler kaum als Alternative zum NS-Regime.

Überlebende Widerstandsangehörige hatten bereits früh begonnen, Erinnerungen zu veröffentlichen, so etwa Fabian von Schlabrendorff „Offiziere gegen Hitler“ oder Hans Bernd Gisevius „Bis zum bitteren Ende“. Große Initiative, das Gedenken in die Öffentlichkeit zu tragen, entfaltete Annedore Leber, die Witwe des sozialdemokratischen Widerständlers Julius Leber. Die „Zentrale für Heimatdienst“, die spätere „Bundeszentrale für politische Bildung“ gab entsprechende Publikationen heraus.

Eine Gedenkfeier im Hof des Bendlerblocks, dem Ort, an dem Claus Schenk Graf von Stauffenberg und andere nach dem gescheiterten Staatsstreich erschossen worden waren, hatte erstmals 1952 stattgefunden. Dabei sprach der Berliner Bürgermeister Ernst Reuter. Die Rednerliste der folgenden jährlichen Veranstaltungen, die zum Teil auch in der ehemaligen Hinrichtungsstätte Plötzensee stattfanden, umfasst prominente Namen, etwa Theodor Heuss, dessen Ausführungen von 1954 eine besondere Bedeutung zukommt, den Schriftsteller Carl Zuckmayer oder Bundeskanzler Helmut Kohl. Nicht immer verliefen die Veranstaltungen reibungsfrei, der Auftritt von Hans Filbinger führte 1974 zu einem Eklat. Seit 1999 erfolgt im Rahmen des Gedenkens das Gelöbnis von Rekruten der Bundeswehr.

Filme wie „Es geschah am 20. Juli“ von 1955 oder der mäßige, aber mit Tom Cruise prominent besetzte US-amerikanische Streifen „Operation Walküre – Das Stauffenberg-Attentat“ von 2008 trugen zur Verbreitung des Wissens um die damaligen Geschehnisse bei, ebenso wie literarische Verarbeitungen oder eine inzwischen sehr umfangreiche, mitunter kontroverse wissenschaftliche Forschung. 

Anlässlich des 75. Jahrestages findet, neben den inzwischen üblichen Würdigungen, eine Reihe von zusätzlichen Veranstaltungen statt. So etwa die Sonderausstellung im Militärhistorischen Museum der Bundeswehr (MHM) in Dresden „,Der Führer Adolf Hitler ist tot.‘ Attentat und Staatsstreichversuch am 20. Juli 1944“. Deren Eröffnung erfolgte im Rahmen der Tagung „Für Freiheit – Recht – Zivilcourage“, die der Chemnitzer Historiker Frank-Lothar Kroll leitete, der mit einer Vielzahl von Studien über den Widerstand hervorgetreten ist.

Nähere Informationen über die Sonderausstellung „,Der Führer Adolf Hitler ist tot.‘ Attentat und Staatsstreichversuch am 20. Juli 1944“ erteilt das Militärhistorische Museum der Bundeswehr, Olbrichtplatz 2, 01099 Dresden, Telefon (0351) 823-0, Fax (0351) 823-2805, E-Mail mhmeingang@

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