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19.07.19 / Chinas Toilettenrevolution / Umgerechnet rund 400 Milliarden Euro sollen investiert werden

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 29-19 vom 19. Juli 2019

Chinas Toilettenrevolution
Umgerechnet rund 400 Milliarden Euro sollen investiert werden
Thomas W. Wyrwoll

Chinas Staatspräsident der Volksrepublik, Generalsekretär der Kommunistischen Partei und Vorsitzender der Zentralen Militärkommission, Xi Jinping, plant eine von ihm so genannte Toilettenrevolution. Umgerechnet um die 400 Milliarden Euro werden nach einem Bericht der „Volkstageszeitung“, dem Organ der Kommunistischen Partei, im Reich der Mitte zum Bau moderner Toiletten, zur Verbesserung der Entsorgung von Hausmüll und zur Klärung privater Abwässer aufgewendet.

Das „Himmelsmandat zur Veränderung der Sanitären Orte“ heißende Projekt wurde im Kleinen bereits vom jungen Funktionär Xi in den 1980er Jahren vorbereitet und von Chinas Staats- und Parteichef Xi dann ohne humorige Hintergedanken am 1. April 2015 ausgerufen, um eine Verbesserung der öffentlichen Toiletten in und um touristische Einrichtungen zu bewirken. 

Den meisten Chinesen waren deren völlig unzureichende sanitäre Anlagen ein Grauen, sodass viele von ihnen ihren Urlaub lieber in Übersee verbrachten als allzu nahe bei den Hinterlassenschaften ihrer Landsleute – oder aber fernab jeder Erleichterungsmöglichkeit. Dies bedeutete sowohl einen erheblichen Schaden für die heimische Volkswirtschaft als auch einen tiefen Kratzer im frischen Lack des neu entstandenen chinesischen Patriotismus. 

Dem Vordenker des Neuen Chinas war zudem durchaus bewusst, dass die Beschaffenheit der Örtlichkeiten gerade auch von den meisten weißen Ausländern als Hinderungsgrund gesehen wurde, China überhaupt zu besuchen – geschweige denn sich hier anzusiedeln. China benötigt aber gerade solche bisher ausbleibenden anspruchsvolleren Ausländer für seine soziale und wirtschaftliche Weiterentwicklung, sodass man für sie nun annehmbare Lebensbedingungen bieten will.

An der erkannten Front wurden innerhalb von zwei Jahren an die 70000 öffentliche Toiletten geschaffen, denen bis einschließlich 2020 in einem erweiterten, von Xi unmittelbar nach seiner Wahl ausgerufenen Programm, das die bisherigen Anstrengungen über den Bereich der touristischen Regionen hinaus ausdehnt, nochmals eine ähnliche Zahl nachfolgen soll. 

Dies alles macht China bereits jetzt nicht nur ein erhebliches Stück besuchbarer, sondern auch bewohnbarer und damit stärker. Die sanitären Lebensumstände der Bevölkerung haben nämlich maßgebliche medizinische und in der Folge auch wirtschaftliche Auswirkungen – und tragen darüber hinaus zum nationalen Selbstbewusstsein bei, das angesichts der zunehmenden Auslandserfahrung vieler Chinesen deutlich zu leiden begann.

Jetzt wird dieses Programm unter seinem alten Namen auf den Gesamtkomplex der ländlichen Umweltverschmutzung ausgedehnt. Diese hat einen erheblichen Teil der landwirtschaftlichen Nutzfläche soweit verseucht, dass dieser nicht mehr für die Erzeugung von Nahrung geeignet ist, was China zu erheblichen Lebensmittelimporten zwingt. Nach den recht idealistischen beziehungsweise optimistischen Vorstellungen der Partei sollen bereits bis zum Ende des nächsten Jahres neun Zehntel der betroffenen Böden wieder landwirtschaftlich nutzbar sein.