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19.07.19 / Radikalschnitt / Deutsche Bank entlässt an nur einem Tag 18000 Mitarbeiter

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 29-19 vom 19. Juli 2019

Radikalschnitt
Deutsche Bank entlässt an nur einem Tag 18000 Mitarbeiter
Frank Bücker

Montag, der 8. Juli 2019, wird 18000 Mitarbeitern der Deutschen Bank lebhaft in Erinnerung bleiben. An diesem Tag gab ihr Arbeitgeber nämlich bekannt, dass das Unternehmen genau diese Zahl an Arbeitsplätzen abbauen wird. Per E-Mail oder in Papierform gingen die Kündigungen den Betroffenen zu. 

In Deutschland hatte das Bankhaus 2018 noch rund 41600 Beschäftigte, weltweit waren es 91700. Bis zu 6000 Mitarbeiter müssen hierzulande die Deutsche Bank verlassen. Damit bleibt sie trotzdem noch die größte deutsche Bank. Das Haus kann seit 1870 auf eine lange Geschichte zurückblicken. Eine Wende in der Unternehmenspolitik trat mit dem Mord an dem Vorstandsvorsitzenden Alfred Herrhausen am 30. November 1989 ein. Gewiss, er fädelte die Internationalisierung der Deutschen Bank ein, aber ob ihm die Zockergeschäfte seiner Nachfolger gefallen hätten, darf man anzweifeln.

Jedenfalls fiel der Erwerb der britischen Investmentbank Morgan Grenfell noch in die Verantwortung Herrhausens. Damit begann das spekulative Investment-Geschäft und später der Handel mit Derivaten. Im Zuge der Finanzkrise 2008 machten sich Broker in London über „the stupid Germans“ lustig, die Hyperschrottpapiere kauften.

Herrhausen hatte auch einen Schuldenerlass für die ärmsten Entwicklungsländer vorgeschlagen, womit er sich bei Bankern und Politikern quer durch die Bank unbeliebt machte: „Natürlich haben wir Macht. Es ist nicht die Frage, ob wir Macht haben oder nicht, sondern die Frage ist, wie wir damit umgehen, ob wir sie verantwortungsbewusst einsetzen oder nicht.“ Herrhausen sah keinen Sinn darin, Forderungen aufrechtzuerhalten, die niemals zurückgezahlt werden konnten. 

Vornehmlich aus der Ära Ackermann soll ein Berg von 300 Milliarden Euro „giftiger Papiere“ stammen. Vermutlich scheiterten daran die Versuche eines Zusammengehens mit der Commerzbank. 2007 war die Aktie der Deutschen Bank an der Börse noch 90 Euro wert. Jetzt notiert die Aktie unter sieben Euro. Von 2012 bis 2015 wurde den Aktionären eine Dividende von 0,75 Prozent€ gezahlt. 2017 zahlte die Deutsche Bank eine Dividende von 0,19 Prozent. 2019 gab es immer noch 0,11 Euro Dividende und das, obwohl das Haus eigentlich „pleite“ war. 

Der Börsenwert des Unternehmens beträgt jetzt noch ganze 15 Milliarden Euro. Trotzdem zahlte die Bank ihren leitenden Angestellten neben dem Gehalt zwei Milliarden Euro an Bonifikation. Aber für 18000 ist die „große Party“ nun vorbei. Am Tag der Entlassung schaute in London der Luxusschneider bei der Deutschen Bank vorbei. Während in London die Kündigungen verteilt wurden, besuchte er die britische Filiale. Kostenpunkt pro Anzug über 1000 Euro. Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing echauffierte sich: „Mir fehlt jegliches Verständnis dafür, dass in unserer Niederlassung in London am Montag jemand Schneider bestellt hat, um Maßanzüge auszumessen.“ Das sieht nach Dekadenz aus und ist es auch. Aber die Deutsche Bank ist wohl zu groß um zu scheitern, andererseits scheinen die „giftigen Papiere“ ein Grund dafür zu sein, dass es keine Fusion mit einem anderen Bankhaus gibt.