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19.07.19 / »EU benötigt Zuwanderung« / Berlin-Institut stellt Studie zur Zukunft der Immigration vor

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 29-19 vom 19. Juli 2019

»EU benötigt Zuwanderung«
Berlin-Institut stellt Studie zur Zukunft der Immigration vor
M. Rosenthal-Kappi

Infolge der sogenannten Flüchtlingskrise ringen die Mitgliedsstaaten der EU seit Längerem um einen gemeinsamen Umgang mit dem Thema Immigration. 

Das Berlin-Institut geht in seiner jüngst veröffentlichten Studie „Europa als Ziel? Die Zukunft der globalen Migration“ auf die zu erwartenden Wanderungsbewegungen in die EU ein. Als Gründe für Migration nennt sie die Flucht vor Krieg und Vertreibung, die Folgen des Klimawandels und die Suche nach Arbeit. Weltweit trügen sich 

750 Millionen Menschen mit dem Gedanken, auszuwandern, 2017 lebten rund 258 Millionen Personen in einem anderen als ihrem Geburtsland. Unter den EU-Staaten zählten Deutschland, Frankreich und Großbritannien zu den beliebtesten Wanderungszielen.

Die Studie bezieht sich auf Statistiken der Jahre 1990 bis 2017. Dabei wird zwischen Migranten innerhalb der EU und Immigranten von außerhalb unterschieden. Die EU zählt demnach zu den Regionen der Welt, in denen die meisten internationalen Migranten leben. Seit 1990 zeigt die Statistik einen stetigen Anstieg der Wanderungszahlen. Dazu trugen zunächst Wanderungen innerhalb der EU erheblich bei. Nach der EU-Osterweiterung Mitte der 2000er Jahre habe die Zahl noch einmal zugenommen.

Von außerhalb der EU kommt laut Studie die größte Gruppe der Zuwanderer. Sie wandern aus dem Nahen Osten und Nordafrika ein, vorweigend aus den Herkunftsländern Türkei, Algerien und Marokko. Zu den Faktoren, welche die Bereitschaft zur Auswanderung fördern, zählt das Berlin-Institut ein starkes Bevölkerungswachstum in den Herkunftsländern, die Konkurrenz um Nahrung, Wohnraum, Bildungs- und Gesundheitsdienstleistungen sowie den Kampf um Arbeitsplätze. In erster Linie wanderten besser gebildete Menschen zwischen 20 und 39 Jahren aus. Weniger gebildete könnten es sich nicht leisten auszuwandern. Auch seien Netzwerke eine wichtige Grundlage für die Auswanderung. In Ländern wie den ehemaligen französischen Kolonien in Nord- oder Westafrika funktionieren diese besonders gut. 

Der größte Teil der Migration erfolge zu Erwerbszwecken, aber zunehmend flöhen die Menschen auch vor Krieg und Verfolgung, etwa aus Konfliktgebieten im Nahen Osten und Nordafrika. Klimaflüchtlinge würden dagegen meist nur über kurze Distanzen wandern, da sie oft zu den ärmeren Bevölkerungsschichten zählten.

Die EU-Migrationspolitik führe häufig zur „Abschottung gegen-über irregulärer Migration einerseits und der Öffnung für eine geregelte Fachkräftezuwanderung andererseits“. Diese Tendenz zeige sich seit dem Beginn der Asylkrise. In Zukunft werde der Zuwanderungsbedarf jedoch aufgrund geringer Kinderzahlen und steigender Lebenserwartung aus ökonomischer Perspektive steigen. 

Zu einem ähnlichen Ergebnis kommt auch die Bundeszentrale für politische Bildung. Laut Eurostat werde im Jahr 2050 voraussichtlich ein Drittel der heute über 450 Millionen Einwohner der EU über 

65 Jahre alt sein. Schon heute sähen sich Deutschland, Italien und Ungarn einem Rückgang der Anzahl von Bürgern im erwerbsfähigen Alter gegenüber. Sektoral und regional stünden nicht mehr genügend Arbeitskräfte zur Verfügung. Immigration könne diese Bevölkerungsentwicklung nicht vollständig ausgleichen, aber die negativen Folgen abfedern.