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19.07.19 / Im Zeichen der Birne / Fontane-Jahr – Ausstellung und »Effi Briest« in Schloss Ribbeck

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 29-19 vom 19. Juli 2019

Im Zeichen der Birne
Fontane-Jahr – Ausstellung und »Effi Briest« in Schloss Ribbeck
D. Jestrzemski

Ganz inmitten der großen Konkurrenz von kulturellen Veranstaltungen im Ju­biläumsjahr „Fontane 200“ kann die kleine havelländische Ge­meinde Ribbeck mit mehreren Glanzlichtern punkten. Schon der Name weckt Aufmerksamkeit, ist er doch assoziiert mit Fontanes berühmtem Gedicht über den spendablen Herrn von Ribbeck auf Ribbeck und den Birnbaum in seinem Garten. Das Dorf, heute ein Ortsteil der Stadt Nauen, ist mit dem Schloss und der Ribbeck-Vermarktung ganzjährig eine touristische und regionale Attraktion.

Einst Wohnsitz der Familie von Ribbeck, beherbergt Schloss Ribbeck seit 2009 ein Kulturzentrum mit ausgezeichnetem Restaurant, Cafégarten und Veranstaltungsräumen für Feste, Lesungen und Kammerkonzerte. Das Standesamt von Nauen hat hier eine Außenstelle. 

Anlässlich des Fontane-Jahres wurde die Dauerausstellung auf der Museumsetage neu konzipiert und unter dem Titel „Theodor Fontane – Facetten des märkischen Wanderers“ Anfang Mai eröffnet. In fünf Erlebnisräumen kann man die Lebenswelt des Schriftstellers im 19. Jahrhundert erkunden. Die Inhalte sind mit audiovisueller Technik modern in Szene gesetzt. Am Eingang empfängt ein virtueller Fontane die Besucher. Ein Raum, der wie ein Glashaus gestaltet ist, soll an das einstige Treibhaus des Schlosses erinnern, ein anderer ist seiner Baugeschichte gewidmet. 

Leider gibt es keinen Hinweis darauf, dass Fontane selbst einmal in Ribbeck war. Als er 1888 seine Verse schrieb, die dem Ort dereinst so reichen Segen bringen sollten, stand noch das in seinem Gedicht erwähnte alte „Doppeldachhaus“. 1893 errichtete Hans Georg Henning von Ribbeck das Schloss im neobarocken Stil. 

1943 wurde die Familie von Ribbeck enteignet und musste in das Inspektorenhaus umziehen. Als überzeugter Gegner des NS-Regimes wurde Hans-Georg Carl Anton von Ribbeck 1944 verhaftet und ins KZ Sachsenhausen de­portiert. Dort wurde er im Februar 1945 ermordet. Die Gutsbe­sitzerfamilie wurde 1947 aus der sowjetischen Besatzungszone ausgewiesen.

Zu DDR-Zeiten diente das Schloss als Seniorenheim. Zehn Jahre nach der „Wende“ endete ein jahrelanger Rechtsstreit über die Rückübertragung des Anwesens mit 1600 Hektar Land zu­gunsten der Nachkommen des letzten Besitzers mit einem Vergleich. Seit 2009 betreibt der Landkreis Havelland das renovierte Kultur-Schloss. Auf dem Gelände der früheren Gutsremise wohnt Carl von Ribbeck in einem modernen Zweifamilienhaus. Als Ur-Ur-Enkel des letzten Schlossherrn ist er in persona eine Touristenattraktion, was auch dem Verkauf des von ihm produzierten Birnenessigs zugute­kommt. 

Im siebten Jahr seines Bestehens steht der Festspielsommer auf Schloss Ribbeck ebenfalls unter dem Zeichen der Würdigung Theodor Fontanes. Der Klassiker „Effi Briest“ kehrt auf die Bühne im Schlossgarten zurück, dargeboten vom Ensemble der Schlossfestspiele Ribbeck in der Inszenierung von 2014. Gezeigt wird er noch an diesem Wochen­ende, Freitag und Sonnabend um 19 Uhr, Sonntag um 15 Uhr. Im Anschluss folgen acht Gastspiele, beginnend am 27. Juli in Neuruppin/Tempelgarten. Den Schluss bilden zwei Aufführungen am 

24. und 25. August auf der Landesgartenschau Wittstock.

Informationen zu Öffnungszeiten, Karten und Preisen sowie zum weiteren Theaterprogramm der Schlossfestspiele Ribbeck siehe www.schlossfestspiele-ribbeck.de.