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19.07.19 / Begegnung in Seeboden / Ostpreußen und Sudetendeutsche kamen zur Ferienwoche zusammen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 29-19 vom 19. Juli 2019

Begegnung in Seeboden
Ostpreußen und Sudetendeutsche kamen zur Ferienwoche zusammen
Herta Kutschera

Traditionell beginnt die Begegnung von sudetendeutschen und ostpreußischen Landsleuten aus Deutschland und Österreich mit einer zwanglosen Erfrischung nach langer Fahrt auf der Seeterrasse des Hotels Pichler. Bei herrlichem Sonnenschein und sommerlichen Temperaturen war diesmal der Beginn perfekt. Nach und nach wuchs die Anzahl der eintreffenden Teilnehmer mit freudiger Begrüßung an, und die Tafel aus zusammengestellten Tischen wurde immer länger. Viel wurde erzählt und das Programm der kommenden Tage besprochen. 

So gab es im Kulturhaus die offizielle Begrüßung durch den Bürgermeister, der diesmal von Vizebürgermeister Ino Bodner vertreten wurde. Zwischen den Reden spielten zwei junge Burschen aus der Musikschule auf ihrer steirischen Ziehharmonika schmissige Volksmusik. 

Spontan wurde für den Montagabend von unserem sudetendeutschen Freund aus Radenthein, DI Peter-Christian Herbrich und Eri-ka Örtel eine „Literarische Bootsfahrt“ organisiert. Mit eigenen heiter-besinnlichen Gedichten fuhren wir mit dem Schiff „Porcia“ über den grün schimmernden Millstätter See, auf dem sich die untergehende Sonne spiegelte. Alle, die an diesem Ausflug teilnahmen, waren begeistert. 

Es folgte am Dienstag die Busfahrt ins italienische Friaul-Julisch Venetien, die Bürgermeister a.D. Egon Eder vorbereitet hatte. Mit Erklärungen verkürzte er uns die Fahrt, bis wir in Comerzo in einer „Trattoria“ einkehrten und den schon vorbereiteten berühmten „San Daniele-Schinken“, regionalen Käse und Wein verkosteten. So gestärkt, ging die Fahrt weiter nach Spilimbergo, wo sich eine Mosaik-Schule befindet. Mit einer deutsch sprechenden Führerin besuchten wir die drei Klassen, in denen die Schüler zwischen 18 und 40 Jahren dieses künstlerische Handwerk erlernen. Allein schon die Gänge und Stufen sind in den verschiedensten Mustern und Farben ausgeführt. An den Wänden sind die Arbeiten der Schüler (Nachbildungen berühmter alter Künstler) aus der byzantinischen Zeit bis in die Gegenwart, wie Heiligenbilder und Kuppelmosaike zu bewundern. Wir erfuhren, dass allein in Friaul-Julisch Venetien 60 Firmen künstlerische Werke für die ganze Welt herstellen. Die Steine, welche dafür gebraucht werden, stammen seit dem 15. Jahrhundert aus den nahen Flüssen. Die höheren Klassen experimentieren mit buntem, geschmolzenem Glas und anderen Materialien, die auch in kleine oder größere Würfel zerstoßen werden. Damit erreichen sie eine größere Farbauswahl für ihre Werke. 

Beeindruckt von so viel Schönheit ging die Fahrt weiter zu dem den meisten schon bekannten Weingut „Ai Galli“. Aus dem klimatisierten Bus ausgestiegen, raubten uns die 40 Grad vor dem Weingut fast den Atem. Im kühlen Saal einen Stock höher war schon für uns gedeckt, und die Weinverkostung begann mit einem erfrischenden Frizzante. Es folgten drei Weißweine und drei Rotweine, dazu gab es luftgetrockneten Speck, Salami, Käse und Weißbrot. Gut gestärkt und mit einigen Flaschen guten Weines im Gepäck traten wir wieder die Heimfahrt an. 

Ein Fixpunkt in unserem Wochenprogramm ist der Besuch des Gedenksteins im Klinger-Park für die Vertriebenen aus Schlesien, Ostpreußen und dem Sudetenland, wo wir eine Kerze anzünden und mit einer Blumenschale und einer kleinen Feier unserer Toten gedenken. 

Am Abend waren wir zur Gästeehrung wieder im Bonsaimuseum eingeladen. Diesmal ließ es sich Bürgermeister Wolfgang Klinar nicht nehmen, mit Helmut Koch die Ehrung vorzunehmen.  

Auch für den Donnerstag war ein schöner Ausflug vorgesehen: In Kleinbussen fuhren wir in vielen Serpentinen von Radenthein über Kaning hinauf durch steile Wälder, vorbei an ebenso steilen blühenden Wiesen, die teilweise schon gemäht wurden, zum Erlachhaus. Von dort wanderten einige tüchtige Wanderer hinauf bis zum Rosennock. Auch hier oben heizte uns die Sonne tüchtig ein. 

Nach dem freien Freitagvormittag, an dem sich einige von uns im kühlen Nass des Millstätter Sees erfrischten, stand am späten Nachmittag auch schon wieder der Heimatabend – zugleich der Abschiedsabend in der gemütlichen Zirbenstube des Hotels Ertl auf dem Programm. Wir begaben uns diesmal auf Ruinen-, Burgen- und Schlösserwanderung durch das Sudetenland – kreuz und quer, wie es eben das Alphabet verlangte.  Die Vortragenden waren diesmal Erika Örtel, Prof. 

Erich Lorenz, Peter Herbrich und ich. Dabei war wieder viel Unbekanntes und Geschichtliches zu erfahren. Es kamen auch mit vorgetragenen Gedichten einige sudetendeutsche Dichterinnen und Dichter zu Wort, und sogar der Geist der „Weißen Frau“ (Berta von Rosenberg) begegnete uns in drei alten Gemäuern. 

Da wir auch Rainer Maria Rilke bei seinem Besuch des Tollensteins mit einem Gedicht zu Wort kommen ließen, hatte Egon Eder, der uns mit seiner Gattin (mit Wurzeln in Reichenberg) die Ehre gab, eine tolle Idee. Er wird uns im kommenden Jahr auf Rilkes Spuren nach Duino und zum Schloss Miramare bei Triest führen – und darauf dürfen wir uns schon jetzt freuen. 

Schließlich ging es wieder ans Abschiednehmen, eine Woche dauert halt nicht länger. Sie war ausgefüllt mit vielen schönen Begebenheiten, Begegnungen und Eindrücken. Wir alle hoffen, uns im nächsten Jahr, und zwar am 21. Juni 2020 gesund und froh wieder in Seeboden einzufinden.