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19.07.19 / In den Mühlen der Justiz

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 29-19 vom 19. Juli 2019

In den Mühlen der Justiz
MRK

Berichte aus russischen Gefängnissen ähneln einander, was sowohl auf den Wahrheitsgehalt als auch auf den dokumentarischen Charakter der Schilderungen schließen lässt. Seien es sinnlose Rituale wie das allmorgendliche Vortreten vor die Zellentür, bei der jeder Gefangene seinen Namen, das Geburtsdatum, den seiner Verurteilung zugrundeliegenden Paragrafen und die Haftdauer aufsagen muss, willkürliche Misshandlungen seitens des Personals, erniedrigende Zwangsarbeit oder die ständigen Verlegungen in andere Abteilungen beziehungsweise Haftanstalten ohne Vorankündigung, die Schwierigkeit, mit einem Anwalt oder Angehörigen zu kommunizieren, und die Willkür der Gerichte – die zahlreichen Bücher zu dem Thema werfen ein trübes Licht auf das russische Justizsys-tem, das sich seit den düstersten Tagen der Sowjetära kaum geändert hat. 

Einer, den die Willkür der Justiz mit voller Wucht getroffen hat, ist Wladimir Perewersin. In seinem Buch „Matrosenruhe“ schildert der Ex-Direktor der Abteilung für Auslandsschulden des Jukos-Konzerns, wie er, der nur für kurze Zeit die Jukos-Niederlassung auf Zypern leitete, in die Mühlen der Strafverfolgung geriet, weil er gemeinsam mit Wladimir Malachowskij, Chef der Jukos-Tochter in Ratibor, 13 Millionen Dollar gestohlen haben soll. Perewersin beteuert seine Unschuld. Er habe weder Jukos-Chef Michail Chodorkowskij noch Malachowskij persönlich gekannt.

Das Gericht schenkte weder ihm noch Entlastungszeugen Glauben. Er wurde verurteilt und schmorte acht Jahre lang in der Hölle. Vier Gefängnisse und drei Kolonien lernte er kennen, darunter die berüchtigte Matrosenruhe, die gefürchtete Haftanstalt der Sowjet-union in Moskau.

Wladimir Perewersin: „Matrosenruhe. Meine Jahre in Putins Gefängnissen,“ C.H. Links Verlag, Berlin 2019, gebunden, 336 Seiten, 25 Euro