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26.07.19 / Jan Heitmann: / Volk auf Abstand

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 30-19 vom 26. Juli 2019

Jan Heitmann:
Volk auf Abstand

Vor dem Reichstagsgebäude in Berlin wird ein 2,5 Meter tiefer und zehn Meter breiter Graben ausgehoben und baulich verstärkt. Zudem wird um das Gebäude herum eine befestigte 

50 Meter tiefe Sicherheitszone eingerichtet. Das Vorhaben muss schon etwas zurückliegen und sollte wohl der Abwehr sowjetischer Panzer dienen, die sich anschickten, das Regierungsviertel zu erobern. So möchte man unwillkürlich meinen. Tatsächlich wurde dieser Plan vor einiger Zeit geboren, doch nicht vor einem Dreivierteljahrhundert, sondern vor einem Jahr, was erst jetzt publik wurde. Und der Graben soll auch nicht der Abwehr von Kampfwagen dienen, sondern das deutsche Volk auf Distanz halten. Jenes Volk, dem das Reichstagsgebäude ausweislich der Inschrift über dem Portal gewidmet ist.

Entstanden ist diese Idee einer neuzeitlichen Wehranlage im Ältestenrat des Bundestages. Außerdem haben die Abgeordneten den 150 Millionen Euro teuren Bau eines Besucher- und Informationszentrums beschlossen. Von dort aus sollen die Besucher nach gründlicher Kontrolle durch einen unterirdischen Gang in den Parlamentssitz gelangen.

Selbstverständlich haben die Abgeordneten Anspruch darauf, angemessen vor Anschlägen geschützt zu werden. Aber absolute Sicherheit kann es nicht geben. So halten sie selbst es denjenigen vor, die stärkere Anstrengungen gegen die Bedrohung durch den islamischen Terrorismus fordern. Also müssen auch sie selbst bereit sein, ein gewisses Risiko zu tragen. 

Anderseits hätte der Wehrbau hohe Symbolkraft: Der Abstand zwischen dem Volk und seinen gewählten Vertretern wird immer größer. Durch einen breiten Graben vor dem Parlamentssitz würde das auf augenfällige Weise manifestiert werden.