24.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
26.07.19 / Spanier hadern mit ihrer Vergangenheit / Kritik aus Rom – Vatikan ist gegen die Pläne von Spaniens Sozialisten, die Gebeine Francos umzubetten

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 30-19 vom 26. Juli 2019

Spanier hadern mit ihrer Vergangenheit
Kritik aus Rom – Vatikan ist gegen die Pläne von Spaniens Sozialisten, die Gebeine Francos umzubetten

Eine der ersten Entscheidungen der sozialistischen spanischen Minderheitsregierung unter Ministerpräsident Pedro Sánchez im vergangenen Jahr war der Beschluss, die sterblichen Überreste des 1975 verstorbenen Generals Francisco Franco nach fast 50 Jahren aus seinem Mausoleum im Valle de los Caidos (Tal der Gefallenen) nahe Madrid, welches zugleich Gedenkstätte zu Ehren der Gefallenen des Spanischen Bürgerkriegs ist, umzubetten. Das schon lange gehegte sozialistische Vorhaben ist bislang jedoch an juristischen Fragen und dem Widerstand der Familie Francos gescheitert. 

Die Familie des Diktators will bis zur letzten Instanz juristisch für die Beibehaltung des Grabes kämpfen. Sie drohte Premier Sánchez im Falle einer Umbettung mit einer Klage wegen Störung der Totenruhe und Leichenschändung. Jetzt hat sie sogar dafür die Unterstützung von kirchlicher Seite aus Rom bekommen.

Ein 150 Meter hohes Kreuz überragt das Mausoleum Francos nordwestlich von Madrid. Der spanische Diktator war anders als sein Verbündeter Hitler, der ihm zur Macht verholfen hatte, ein erzkonservativer Katholik, und er wollte dies auch der Nachwelt durch sein Mausoleum, welches eine katholische Kirche ist, ausdrücken. 

Francos Grab befindet sich in einer Basilika, die Arbeiter schon gleich nach seiner Machtergreifung ab 1940 in den Fels zu hauen begannen. 1959 war das Mausoleum fertig, dann entstand das gigantische Betonkreuz darüber. In den Seitenwänden fanden die Überreste von 37000 Toten des Bürgerkriegs ihre letzte Ruhestätte. Jetzt soll der Caudillo, der Führer Spaniens, auf einen normalen Friedhof der Hauptstadt Madrid umgebettet werden.

Weil das Grab Francos eine katholische Kirche ist, hatte sich auch der vatikanische Nuntius in Spanien, Erzbischof Renzo Fratini, kritisch über die geplante Umbettung von General Franco geäußert. Franco werde durch den Streit um sein Grab wieder zum Leben erweckt, seine Totenruhe werde gestört, hatte der Nuntius der spanischen Agentur Europa Press gesagt. Wörtlich sagte er: „Sozialisten haben kein Recht über Franco zu richten.“

Fratini sieht hinter dem Projekt vor allem politische und ideologische Motive. Es sei nicht hilfreich, einen Streit wiederzubeleben, der bereits zu einem Bürgerkrieg geführt habe und das Land nun neuerlich zu spalten drohe. Gott allein werde über Franco richten, betonte der Papstbotschafter am Ende seiner zehnjährigen Amtszeit in Spanien. Es gäbe in der Welt und in Spanien schon jede Menge Probleme, man müsse nicht noch welche künstlich zusätzlich schaffen, so Fratini. Spaniens Sozialisten hatten im Bürgerkrieg, mit der Unterstützung Moskaus, zahlreiche Kirchen zerstört und Priester und Ordensleute ermordet.

Die spanischen Sozialisten kritisierten den Heiligen Stuhl für diese Meinungsäußerung, die jedoch dadurch bedingt war, dass  sich das derzeitige Grab von Franco in einer Kirche, für die der Heilige Stuhl die Verantwortung hat, befindet. 

Die spanische Regierung versucht, die Kirche aus dem derzeitigen Streit herauszuhalten und daraus nur ein Problem zwischen der Familie Franco und der Regierung zu machen. In der katholischen Kirche hat Franco noch viele Anhänger, weil es ihm gelungen war, Spanien als eines von nur vier europäischen Ländern aus dem Zweiten Weltkrieg herauszuhalten und es ihm zu verdanken ist, dass nach seinem Tod ein geordneter Übergang in die Demokratie stattfand. 

Das Vorhaben, die sterblichen Überreste Francos umzubetten, ist in Spanien höchst umstritten. Es gibt vor allem rechtliche Hürden, aber auch aus der Bevölkerung kommt immer mehr Widerstand. Eine höchstrichterliche juristische Entscheidung über die Umbettung steht noch aus.B.B.