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26.07.19 / Eine Hand wäscht die andere / Moderne Manager-Philosophie – Eigeninteressen vor Staats- oder Konzerninteressen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 30-19 vom 26. Juli 2019

Eine Hand wäscht die andere
Moderne Manager-Philosophie – Eigeninteressen vor Staats- oder Konzerninteressen
Dirk Pelster

Manager stehen wie im Falle des Diesel-Skandals bei VW vielfach in der Kritik. Zumeist sind es falsche unternehmerische Entscheidungen, aber auch Straftaten und Korruptionsvorwürfe, die sie in die Schlagzeilen bringen.

Unternehmerisches Fehlverhalten gibt es auch bei Geschäftsführern von kleineren und mittelständischen Betrieben, und sicherlich stehen Konzerne allein schon wegen ihrer schieren Größe und Mitarbeiterzahl sehr viel häufiger im Zentrum der öffentlichen Aufmerksamkeit. Doch durch das Auseinanderfallen von dem Eigentum an einem Unternehmen und der Leitung seiner Geschäfte ergeben sich gleichwohl Risiken, die angestellte Führungskräfte anfälliger für Formen des Missmanagements machen. 

Während der Inhaber eines mittelständischen Betriebes für seine wirtschaftlichen Aktivitäten meist einen Planungshorizont aufspannt, der die gesamte Dauer seines Berufslebens und zum Teil sogar die seiner späteren Erben umfasst, schließen Topmanager in der Regel nur einen auf wenige Jahre befristeten Arbeitsvertrag ab. Einem angeheuerten Geschäftsführer kann es somit dem Grunde nach gleichgültig sein, ob die unternehmerischen Entscheidungen, die er heute trifft, möglicherweise dazu führen, dass es die Firma in zehn oder 20 Jahren gar nicht mehr gibt. 

Bei börsennotierten Gesellschaften kann dieser Aspekt dann zusätzliche negative Implikationen zeigen, denn nicht selten sind auch die Aktionäre nur an einem kurzfristigen Engagement in dem Unternehmen interessiert. Entscheidend ist dann, dass der Kurswert der Aktie in kürzester Zeit steigt, um diese dann rasch wieder verkaufen zu können. 

Immer wieder bedienen einzelne Manager diese Erwartungen, in dem sie Bilanzen manipulieren, notwendige Investitionen zurückstellen und Risiken in die Zukunft verlagern. Mit den Folgen muss sich dann eine neue Geschäftsführung herumplagen.

Interessant ist, dass sich eine ähnliche Entwicklung auch in der Politik feststellen lässt. Während einst die Fürsten und Monarchen bei ihren Entscheidungen das dauerhafte Landeswohl im Auge behalten mussten, um den eigenen Thron sicher an ihre Erben wei­tergeben zu können, entfiel mit dem Prozess der zunehmenden Demokratisierung dieses langfristige Kalkül der Regierungskunst. Das Denken in Generationen wich auch hier dem Taktieren in Legislaturperioden. 

Ein nicht unbeachtlicher Teil der Arbeitszeit muss daher zuungunsten der eigentlichen Leitungsaufgabe zur Erreichung dieser Ziele aufgebracht werden. Besonders bedeutend sind dabei die Kommunikation und der Aufbau von Netzwerken. Aktionäre und Parteimitglieder müssen gewonnen werden, mit Aufsichtsräten und Parlamentariern sind strategische Allianzen zu schmieden, und letztlich muss stets auch für den Fall vorgesorgt werden, dass es mit der Wiederwahl einmal nicht klappen sollte. 

Wer sich immer schon gefragt hat, warum Berufspolitiker und die Bosse von DAX-Konzernen so fürstlich entlohnt werden, der findet die Antwort in dieser Vernetzung. Ähnlich wie auch ansonsten konkurrierende Parteien die Erhöhung von Diäten und von Mitteln aus der staatlichen Parteienfinanzierung meist gemeinsam beschließen, so sind viele Aktiengesellschaften wirtschaftlich miteinander verflochten. Nicht selten sitzen die Konzernvorstände zugleich auch in den Aufsichtsräten anderer Unternehmen, an denen diese Anteile halten. 

Hinzu kommen häufig enge persönliche Kontakte, bei der eine Hand die andere wäscht. Auf diese Weise hat sich hier ein Mikrokosmos etabliert, der nach ganz eigenen Regeln funktioniert. Das Staats- und Unternehmenswohl bleibt dabei oft auf der Strecke.