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26.07.19 / In fremder Hand / Kapitalismuskritik – Enteignung träfe kleine Leute, nicht Manager

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 30-19 vom 26. Juli 2019

In fremder Hand
Kapitalismuskritik – Enteignung träfe kleine Leute, nicht Manager

SPD-Politiker Kevin Kühnert nannte jüngst bei seiner Forderung nach einer Verstaatlichung den BMW-Konzern. Dieses Beispiel war klug gewählt, denn anders als bei den meisten DAX-Unternehmen liegt ein Großteil der Firmenaktien hier noch in der Hand von Angehörigen der Gründerfamilie. 

Das ist jedoch eher die Ausnahme. Dies lässt sich deutlich an der Deutsche Wohnen AG sehen, die von linken Kapitalismuskritikern ebenfalls bereits zur Enteignung freigegeben wurde. Rund sieben Prozent des Unternehmens gehören dem norwegischen Staat, der über seine Zentralbank weltweit an wirtschaftlichen Aktivitäten beteiligt ist, um aus den Gewinnen die Renten seiner Bürger und Infrastrukturprojekte zu finanzieren. Weitere 23 Prozent gehören US-Investmentgesellschaften, die für Kleinanleger in Fonds Kapital verwalten. Der Rest der Deutsche Wohnen AG befindet sich im Besitz von Privataktionären, die ebenfalls nur mit geringen Summen investiert sind. 

Würde man den Immobilienkonzern enteignen, so träfe dies überwiegend kleine Leute, die etwas Geld für ihre Altersversorgung beiseitegelegt haben. Es stimmt daher nicht, dass die Renditeströme aus der Tätigkeit deutscher Aktiengesellschaften am Ende des Tages nur in die Portemonnaies einiger weniger Superreicher fließen würden. 

Tatsächlich gibt es hier kein Verteilungs-, sondern vielmehr ein Kontrollproblem. Mittlerweile ist jede zweite Aktie eines DAX-Konzerns in ausländischer Hand. Über 60 Prozent ihrer Anteilseigner sind institutionelle Anleger. Dabei handelt es sich etwa um Hedgefonds, Lebensversicherer oder andere Investoren, die Kapital von Kleinanlegern einsammeln, um dieses ertragsbringend anzulegen. Die Gewinne fließen zwar überwiegend wieder zurück an diese kleinen Geldgeber, doch die Stimmrechte an den Aktiengesellschaften werden von Kapitalsammelstellen ausgeübt. 

Zum Teil reicht es aus, wenn ein Hedgefonds mit zwei oder drei Prozent an einem Aktienunternehmen beteiligt ist, um dieses zu dominieren. Während Kleinanleger meist nicht zur jährlichen Hauptversammlung anreisen, fällt das Stimmrecht der dort vertretenen Investmentgesellschaften dafür dann umso höher ins Gewicht. Sie bestimmen damit letztlich über die Zusammensetzung von Vorständen und Aufsichtsräten, die sie mit Leuten ihres Vertrauens bestellen.D.P.