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26.07.19 / Hunger breitet sich aus / UN-Bericht wartet mit alarmierenden Zahlen auf

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 30-19 vom 26. Juli 2019

Hunger breitet sich aus
UN-Bericht wartet mit alarmierenden Zahlen auf

Was vielen Menschen im westlichen Europa kaum vorstellbar erscheint, ist Realität geworden. Weltweit hungern immer mehr Menschen. Das kann fatale Auswirkungen haben. 

In der vergangenen Woche haben die Vereinten Nationen den neuesten Bericht über den Stand der weltweiten Ernährungssituation veröffentlicht, der von internationalen Organisationen wie UNICEF, WHO, FAO und WFP erstellt wurde. Er zeigt, dass in der Bekämpfung der Hungersnot weltweit keine großen Fortschritte gemacht wurden. Rund 820 Millionen Menschen weltweit – also jeder neunte Mensch – hatten 2018 nicht genug zu essen. 2017 waren es schätzungsweise 811 Millionen Menschen. Damit ist die Zahl der Hungernden laut dem Report „Die Situation der Nahrungssicherheit und Ernährung in der Welt“ das dritte Jahr in Folge angestiegen.

Bei dem Ziel, die Zahl chronisch mangelernährter Kinder zu halbieren und die Zahl der Kinder mit geringem Geburtsgewicht zu reduzieren, seien die Fortschritte zu langsam, erklären die Autoren. Dadurch rücke auch die Umsetzung dieser globalen „Nachhaltigen Entwicklungsziele“ zu Ernährung in weite Ferne. Gleichzeitig nehmen Übergewicht und Fettleibigkeit in allen Regionen der Welt weiter zu, vor allem unter Kindern im Schulalter, aber auch bei Erwachsenen. Dies, so betonen es die Autoren, sei kein Gegensatz. Oft seien es Angehörige der armen Schichten, die zu Übergewicht neigten. In den wohlhabenden, aber auch in den armen Ländern habe dieser Trend mit dem Zugang zu billigem Schnellimbiss in den Städten und generell zu fettigen und süßen Nahrungsmitteln zu tun.

Für Frauen ist die Wahrscheinlichkeit, von Nahrungsmittelunsicherheit betroffen zu sein, auf allen Kontinenten höher als für Männer. Auch acht Prozent der Gesamtbevölkerung in Nordamerika und Europa sind von Ernährungsunsicherheit betroffen.

Für 96 Millionen Menschen „müssen wir Lebensmittel oder den Zugang zu Lebensmitteln bereitstellen, damit die Menschen nicht sterben“, sagte Cindy Holleman, eine der Hauptautoren des UN-Berichts. Unter den 17 Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen ist der Kampf gegen den Hunger das komplizierteste Thema. Die Bevölkerung in vielen Entwicklungsländern wachse weiter, ohne dass deren Ernährung sichergestellt sei. 

Zudem kämen wirtschaftliche Interessenskonflikte hinzu. „Industriestaaten greifen für ihren Konsum häufig auch auf Flächen in armen Ländern zurück, etwa für die Produktion von Viehfutter. Das macht Böden und Nahrung noch knapper“, erklärt UNICEF. Die Regierungen seien auf diese Verkäufe angewiesen, hätten dann aber keine Möglichkeit, die eigene Bevölkerung zu ernähren. 

Am schlimmsten sei die Situation in Afrika, wo die Rate der hungernden Menschen in allen Regionen langsam aber stetig zunehme. In Ostafrika ist demnach fast ein Drittel der Bevölkerung unterernährt. Zu den Ursachen gehören laut Aussage der Autoren Klimaextreme, militärische Konflikte sowie die schleppende wirtschaftliche Entwicklung insgesamt.

In Afrika und Asien zusammengenommen leben demnach über 90 Prozent der Kinder weltweit, die aufgrund von Mangelernährung unterentwickelt oder gar ausgezehrt sind. In Afrika sind die von Hunger betroffenen Länder oft Staaten, die unter politischen Krisen und Bürgerkriegen leiden, wie Zentralafrika, Burundi, Kamerun, der Sudan und der Südsudan. Aber es gibt auch positive Beispiele. So konnte Äthiopien den Anteil der Hungernden in den letzten zwölf Jahren so gut wie halbieren.P.E.