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26.07.19 / Versteh’ es, wer will

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 30-19 vom 26. Juli 2019

Versteh’ es, wer will
Volker Wittmann

Man feiert den 50. Jahrestag der ersten Mondlandung und schmäht den Macher. Dabei wäre der „große Sprung für die Menschheit“, von dem Neil Armstrong beim Betreten des Erdtrabanten sprach, ohne Wernher von Braun und seine Ingenieure sicherlich verstolpert worden. Auch die Fortschritte in der Raumforschung gäbe es kaum.

Am 3. Oktober 1942 stieß von Peenemünde an der Ostsee erstmals eine Rakete ins All vor. Bis heute sind alle Raumfahrzeuge unwesentlich abgewandelte Nachbauten des sogenannten „Aggregats 4“. Die „Saturn V“, mit der Apollo 11 zum Mond aufbrach, baute von Braun nach Plänen der A10, einer Großfassung der A4. Auch die große Rakete hatte er noch auf Usedom entworfen.

Statt den Pionier zu loben, kreidet man ihm an, im Dritten Reich gelebt zu haben. Von Zwangsarbeitern ist die Rede, die beim Bau der V2 ums Leben gekommen seien, der „Vergeltungswaffe 2“, wie die militärische Version der A4 hieß. Demnach hätten ungelernte Kräfte hoch technisches Gerät montiert? Zwangsarbeiter konnten allenfalls bei Errichtung und Unterhalt der Werkstätten helfen. Das aber lag außerhalb der Zuständigkeit des Raketen-Mannes.

Übergangen wird, dass der größte Teil der Opfer durch Luftangriffe der Alliierten den Tod fand. Ferner sollen „tausende“ Zivilisten durch Einschlägen der V2 getötet worden sein. Das sind freihändige Schätzungen. Überprüfbare Statistiken dazu fehlen.

Belegt sind hingegen mehr als 300000 Tote durch Abwürfe von Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki. Etwa die Hälfte starb bei den Explosionen. Die übrigen siechten durch radioaktive Verseuchung dahin. Jetzt lagern mehr als 10000 einsatzfähige Atomsprengköpfe rund um den Globus. Diese Last ist und bleibt eine Gefahr für die Welt.

Die Bombenbauer wussten, was sie taten. Von einem Federführer ihres „Projekts Manhattan“ ist ein vielsagender Ausspruch überliefert. „Lasst mich in Ruhe mit euren Gewissensbissen“, so schalt Enrico Fermi seine Mitarbeiter, „das ist doch schöne Physik.“

Zudem haben Wissenschaftler die Politik zum Bau der Bomben gedrängt und nicht umgekehrt. Albert Einstein und Leó Szilárd forderten den damaligen Präsidenten der USA, Franklin D. Roosevelt, im August 1939 auf, Kernwaffen entwickeln zu lassen. Fälschlich behaupteten sie, in Deutschland werde schon daran gearbeitet. Die Kollegen Otto Frisch und Rudolf Peierls leiteten eine Abhandlung über Atombomben an die britische Luftwaffe weiter. Von Vorwürfen deswegen ist nichts zu sehen noch zu hören.

Vielmehr ehrte man Fermi nachträglich mit der Max-Planck-Medaille, dem Rumford-Preis, der Barnard-Medaille, der Franklin Medal sowie der Medal for Merit. Die Universitäten Yale, Harvard, Washington und Rochester verliehen ihm den Ehrendoktor. Ein Asteroid wurde nach ihm benannt, ein Element, ein Elementarteilchen und einige Kraftwerke. Noch immer gilt zweierlei Maß für Sieger und Besiegte.

Eigentlich sollten Fermis Atombomben auf Mannheim und Ludwigshafen fallen. Glückliche Umstände ersparten ihnen dieses Schicksal. Dennoch machen Deutsche das Doppelspiel mit. Das versteh’, wer will.