Die Berliner Museumsinsel scheint um eine architektonische Attraktion reicher zu sein. Als am vorletzten Wochenende die James-Simon-Galerie eröffnet wurde, wollten allein an diesen drei Tagen 40000 Besucher das Ergebnis sehen. Die Berliner sind offensichtlich ganz angetan von der an die Akropolis erinnernden schneeweißen Säulenhalle, die am Spreeufer direkt ans Pergamonmuseum anschließt.
Die nach dem Berliner Kunstmäzen und geschätztem Dialogpartner Kaiser Wilhelms II., James Simon, benannte Galerie, hat eine multifunktionale Funktion: Sie dient als zukünftiger zentraler Eingangsbereich, über den man auf unterirdischen Wegen die fünf Ausstellungshäuser der Museumsinsel – Pergamon, Bode, Alte Nationalgalerie, Altes und Neues Museum – erreichen soll. Im lichten Kolonnadengang mit seiner großen Freitreppe befinden sich auf drei verschiedenen Ebenen außerdem ein Ausstellungs- und ein Vortragsraum, ein Buchladen, ein Restaurant, die Kassenhalle sowie die Garderobe.
Die ersten Pläne für den Bau der Galerie stießen anfangs auf herbe Kritik. Eine Bürgerinitiative wollte 2006 den Bau per Volksbegehren sogar stoppen. Nachdem der britische Architekt David Chipperfield seine Entwürfe überarbeit hatte, konnte man mit dem Bau beginnen. Weil die Kosten inzwischen von 73 auf 134 Millionen Euro explodiert waren, spotteten die Berliner über die „teuerste Garderobe der Welt“.
Das neue Besucherzentrum macht dennoch nur einen kleinen Teil jener Kosten aus, die im Rahmen des 1999 beschlossenen „Masterplans Museumsinsel“ auf die Steuerzahler des Bundes zukommen. Die Grundinstandsetzung aller fünf Museen wird voraussichtlich weitere 1,7 Milliarden Euro kosten. Während bei drei Museen die Sanierung weitgehend abgeschlossen ist, bleibt ein Teil des Pergamonmuseums weiterhin geschlossen. Erst 2023 soll auch der berühmte Pergamonaltar der Öffentlichkeit wieder zugänglich gemacht werden. Beim Alten Museum haben die Sanierungsarbeiten noch nicht einmal begonnen.
In der James-Simon-Galerie ist noch bis zum Sonntag eine Ausstellung zum Leben des Namensgebers zu sehen. Danach folgt vom 30. August an mit „Nah am Leben“ eine Präsentation der Berliner Gipsformerei anlässlich ihres 200-jährigen Bestehens.tws