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26.07.19 / Stalins Verrat am polnischen Widerstand / Der Aufstand von Warschau bereitete die kommunistische Herrschaft vor

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 30-19 vom 26. Juli 2019

Stalins Verrat am polnischen Widerstand
Der Aufstand von Warschau bereitete die kommunistische Herrschaft vor
Klaus J. Groth

Die Panzer der Sowjets standen bereits am östlichen Ufer der Weichsel in einem Vorort Warschaus, als sich die polnische Heimatarmee (Armia Krajowa, AK) zum Losschlagen gegen die deutschen Besatzer entschloss. Aber die erwarteten Panzer halfen nicht, sie rück­ten nicht vor. Damit begann am 1. August 1944, vor 75 Jahren, der Warschauer Aufstand. Er endete als eine der großen Tragödien der polnischen Geschichte.

War der Aufstand ein sinnloses Opfer, wie behauptet wird? Seit Stalingrad waren die Deutschen in der Defensive, die Invasion in der Normandie hatte begonnen, da wäre es sinnvoll gewesen, den Rück­zug der Deutschen abzuwarten. Diese Sichtweise aber vertrug sich nicht mit dem Patriotismus der Polen. Die AK wollte Polen selbst befreien, nicht von den Sowjets befreit werden. Das war nach Ansicht der AK Voraussetzung für ein selbstständiges, freies Polen. Darum gab Generalmajor Tadeusz Komorowski, Kampfname „Bór“, den Befehl, am 1. August 1944 loszuschlagen. Unter seiner Führung standen 40000 Mann. Sie wurden unterstützt von der kommunistischen Volksarmee.

Doch die sowjetischen Truppen am anderen Weichselufer, sie kamen nicht. Dabei hatte Radio Mos­kau noch am 29. Juli einen Aufruf in polnischer Sprache gesendet: „Für Warschau, das sich nie ergeben, sondern immer gekämpft hat, hat die Stunde des Kampfes geschlagen!“ 

Die Botschaft war eine Falle. Josef Stalin hatte überhaupt kein Interesse an einem gemeinsamen Befreiungsschlag. Ein nationalpolnischer Sieg hätte eine antikommunistische Regierung zur Folge gehabt. Stalin aber wollte ein kommunistisches Polen. Er untersagte sogar den Briten, mit Versorgungsflugzeugen sowjetische Flughäfen zu nutzen. Stalin wusste, wie das Dritte Reich auf den Aufstand antworten würde. Es war in seinem Sinne, er wartete ab. Seine Rechnung ging auf.

900000 Menschen lebten in Warschau, als der Aufstand ausbrach. Nach 63 Tagen, am 2. Ok­tober 1944 war die Erhebung niedergeschlagen. General Komorowski kapitulierte, 18000 Aufständische und 150000 Zivilisten waren getötet. Mehr als 500000 Menschen wurden umgesiedelt. Am Ende hausten kaum mehr als 1000 Menschen im zerstörten Warschau. Adolf Hitler hatte die Arbeit gemacht und Stalin hatte gesiegt. Mit der Vernichtung der antisowjetischen Kräfte in Polen bereitete Stalin das Feld vor für eine kommunistische Regierung an der Leine Moskaus. 

Der Kampf selbst war kurz und grausam. In den ersten Tagen gelang es den Aufständischen, weite Teile Warschaus für sich zu gewinnen. Erst allmählich gewannen die überrumpelten deutschen Soldaten die Kontrolle. Heinrich Himmler kommandierte den SS-Gruppenführer und Generalleutnant Heinz Reinefarth nach Warschau. Seine „Kampfgruppe Reinefahrth“, zusammengewürfelt aus SS- und Polizeieinheiten, ging massiv vor. Zwischen dem 1. und 5. August wurden nach Schätzungen 20000 bis 50000 Zivilisten getötet. Auf Befehl Himmlers übernahm SS-Obergruppenführer und General der Polizei Erich von dem Bach-Zelewski das Kommando. 

An der Offensive der Deutschen nahmen 39000 Soldaten teil. Die polnische Heimatarmee brachte in der Altstadt 6000 Mann auf. Trotz zahlenmäßiger Unterlegenheit waren die Aufständischen anfangs erfolgreich im Häuserkampf. Besonders Scharfschützen setzten den deutschen Soldaten zu. Die Situation änderte sich erst, als die Deutschen ebenfalls zur Guerillataktik wechselten. Es folgte ein erbitterter Kampf Haus um Haus, Keller um Keller, Straße um Straße. 

Eingeschlossen auf einem Gebiet von einem Quadratkilometer, verließen die Überlebenden über die Kanalisation heimlich die Altstadt. Ihr Erscheinen in anderen Bezirken verstärkte die dort herrschende Not. Wasser war knapp, Medikamente kaum noch vorhanden, es mangelte an Brot. Am 1. September 1944 war der Aufstand in der Altstadt endgültig niedergeschlagen. 

In anderen Bezirken verzeichneten die Aufständischen zwar vorübergehende Erfolge, insgesamt aber schien die Lage hoffnungslos. Komorowski bat die Exilregierung in London um die Ermächtigung zur Kapitulation. Die Exilregierung stimmte zu, doch schon am nächsten Tag, am 9. September, schien sich das Blatt zu wenden. Die sowjetischen Luftstreitkräfte griffen deutsche Stellungen an, die Rote Armee startete einen Artillerieangriff. Sofort wurden die bereits begonnenen Kapitulationsverhandlungen abgebrochen. Nur noch wenige hundert Meter trennten Sowjets und Polen. Zudem erlaubten die Sowjets den Amerikanern einmalig Versorgungsflüge über Warschau. Unterstützt von sowjetischer Artillerie und Luftwaffe, versuchten polnische Divisionen über die Weichsel in die Stadt vorzudringen. Die Bodentruppen der Roten Armee aber blieben passiv. Sie halfen den Polen nicht mit schwerem Pioniergerät. So scheiterte dieser Versuch nach einer deutschen Gegenoffensive, die auf dem westlichen Ufer eingerichteten Brückenköpfe wurden am 23. September geräumt. Komorowski entschloss sich endgültig zur Kapitulation. Am 1. Ok­tober wurde der Waffenstillstand unterzeichnet. Bei den Kapitulationsverhandlungen setzten die Polen für die AK den Kombattantenstatus durch, die Soldaten hatten die Waffen offen getragen und waren durch Armbinden kenntlich gewesen. Deshalb waren sie von regulären Wehrmachtseinheiten zu bewachen, nicht von der SS. 100000 Warschauer wurden als Zwangsarbeiter ins Deutsche Reich gebracht. Himmler befahl die völlige Zerstörung der polnischen Hauptstadt. Ein Drittel wurde nach der Kapitulation gesprengt. 

Einseitig erkannte die Sowjet­union am 31. Dezember 1944 das sogenannte Lubliner Komitee, eine polnische kommunistische Marionettenregierung, als neue Regierung an. Die Sowjets begannen mit der Umsiedlung der Polen aus den östlichen Teilen der Republik Polen nach Westen. Als die Rote Armee im Januar 1945 auch den westlichen Teil Warschaus erobert hatte, wurden die vormaligen Widerstandskämpfer der AK gefangen genommen. Für das Lubliner Komitee waren sie Verräter, von Volksdeutschen unterwandert. Ihre Führung, so behaupteten die Kommunisten, habe mit den Deutschen kollaboriert.