Nur selten noch erklingt die „Stimme der Sehnsucht“ aus dem Radio, doch wenn man Alexandras Lieder „Sehn-sucht“ oder „Erstes Morgenrot“ hört, geht sie einem unter die Haut.
Am 31. Juli jährt sich zum 50. Mal der Todestag des unvergessenen Schlagersterns der ausgehenden 60er Jahre. Alexandra wurde nur 27 Jahre alt. Ihr Leben war ebenso kurz wie ereignisreich.
Mitten im Krieg erblickte sie im memelländischen Heydekrug das Licht der Welt als dritte und jüngste Tochter des Beamten August Treitz und dessen Ehefrau Valeska geborene Swetosch. 1944, der Vater war an der Front, floh die Familie aus Ostpreußen. Nach dem Krieg fand sie in Kiel eine neue Bleibe und auch der Vater kehrte zurück. Die musikalische und belesene Mutter förderte schon früh das Talent ihrer Jüngsten. Mit ihrer Zielstrebigkeit unterstützte sie das Vorankommen der Tochter.
Anfang der 60er Jahre, die Eltern ließen sich scheiden, zog Valeska mit ihren drei Töchtern nach Hamburg. Doris, so Alexandras bürgerlicher Name, lernte den 30 Jahre älteren Russen Nikolaj Nefedov kennen. Zum Entsetzen der Familie heirateten sie, und 1963 kam Sohn Alexander zur Welt. Doch Alexandra – ihren Künstlernamen gab sie sich nach ihrem Sohn – fühlte sich in der Ehe eingeengt. Sie ließ sich scheiden und erfüllte sich den Traum, Sängerin zu werden. Zunächst tingelte sie mit ihrer Gitarre durch Hamburger Kneipen. In einer Folklore-Bar trat sie mit russischen Liedern auf. Nebenher verdiente sie ihren Lebensunterhalt im Büro eines Verlags. Durch Zufall wurde der Hamburger Plattenproduzent Fred Weyrich auf sie aufmerksam. Seine Begeisterung war so groß, dass er sie sofort gegen den Widerstand seiner Kollegen unter Vertrag nahm.
Das war der Beginn eines kometenhaften Aufstiegs. Ihre Lieder „Zigeunerjunge“ und „Sehnsucht“ wurden Kassenschlager. Bald schon war Alexandra im Fernsehen und auf der Bühne zu Gast. Ihre erste Tournee führte sie mit Hazy Osterwald in die Sowjetunion. Es folgten zahlreiche Auftritte im In- und Ausland. Die junge Sängerin hastete von Termin zu Termin und spürte, dass ihr Sohn sich von ihr entfremdete. Der Umzug von Hamburg nach München und die Übernahme ihres Managements durch den erfolgreichen Hans R. Beyerlein hatten ihr zwar zu Erfolg und Ruhm verholfen, sie aber zu sehr auf das Russen-Image festgelegt. Alexandra wollte eigene Kompositionen singen und strebte auch eine Karriere als Schauspielerin an. Vorbilder waren Chansonsängerinnen wie Hildegard Knef und Juliette Gréco. Mit Liedern wie „Illusionen“ oder „Der Traum vom Fliegen“ war sie ihrer Zeit jedoch voraus. Die Ära der deutschen Liedermacher sollte erst noch kommen. „Mein Freund, der Baum“ wurde erst posthum ein Erfolg, den sie nicht mehr erleben durfte, weil ein Autounfall sie jäh aus dem Leben riss.
„Die Tränen werden bleiben, aber du, du kommst nicht mehr“, heißt es in einem ihrer traurigen Lieder.