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26.07.19 / Bogen überspannt / Wie die Jakobinerherrschaft endete

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 30-19 vom 26. Juli 2019

Bogen überspannt
Wie die Jakobinerherrschaft endete

Vor 225 Jahren endete die Schreckensherrschaft der Jakobiner und damit die zweite Phase der Französischen Revolution. Nun wurde der linke Totalitarismus Opfer seiner skrupellosen Unterminierung des Rechtsstaates sowie des Terrors gegen politische Gegner aller Couleur.

Nach der Konstituierung der französischen Nationalversammlung am 17. Juni 1789 bildeten sich diverse politische Lager, die ihre Wurzeln in kurz zuvor entstandenen politischen Clubs hatten. Einer davon war die Société des Amis de la Constitution (Gesellschaft der Verfassungsfreunde), deren Treffen ab Ende 1789 im Dominikanerkloster an der Pariser Rue du Faubourg Saint-Honoré stattfanden, das den Namen des Apostels Jakobus trug. Diese sogenannten Jakobiner vertraten die politische Linke und setzten sich nach der Verdrängung der gemäßigteren Elemente in ihren Reihen im Juli 1791 dezidiert für die Ersetzung der konstitutionellen Monarchie durch eine Republik ein. Dabei genossen sie insbesondere die Unterstützung der städtischen Unterschichten und Frühproletarier, genannt Sansculotten.

Es waren denn auch die Pariser Sansculotten, welche die Jakobiner mit ihrem Aufstand vom 31. Mai bis zum 2. Juni 1793 an die Macht brachten. Am 5. September 1793 beschloss der verfassungs- und gesetzgebende Nationalkonvent auf Betreiben des Kreises um den Führer der Jakobiner, Maximilien de Robespierre, die Einführung von Terrormaßnahmen zur Unterdrückung „konterrevolutionärer“ Aktivitäten. 

Diese Maßnahme rechtfertigte „der Unbestechliche“ später mit folgenden Worten: „Der Terror ist nichts anderes als unmittelbare, strenge, unbeugsame Gerechtigkeit; … ist also Ausfluss der Tugend; … ist weniger ein besonderes Prinzip als die Konsequenz des allgemeinen Prinzips der Demokratie in seiner Anwendung auf die dringendsten Bedürfnisse des Vaterlandes.“ 

Auf bis zu 40000 wird die Gesamtzahl der Opfer des Terror-Re­gimes der Jakobiner geschätzt. Dazu kommen um die 600000 Bür­ger­kriegs­tote.

Robespierre sah sich auf dem Gipfel der Macht angekommen, als er am 26. Juli 1794 nach längerer Pause wieder vor dem Nationalkonvent sprach und von weiteren „Verrätern“ fabulierte, die mit aller Härte des Gesetzes zu bestrafen seien. Danach kündigte der Revolutionsführer neuerliche „Säuberungen“ an, ohne aber konkrete Namen zu nennen: „In wessen Händen sind heute die Armeen, die Finanzen und die innere Verwaltung der Republik? In den Händen der Koalition, die mich verfolgt … Man muss die Verräter bestrafen … Ich fühle mich berufen, das Verbrechen zu bekämpfen, nicht aber, über das Verbrechen zu herrschen.“

Hierdurch sah sich nun nahezu jeder Politiker in Paris bedroht. Deshalb formierte sich in der Nacht zum 27. Juli eine breite Koalition der Ängstlichen, die Robespierre und dessen Mitstreiter Louis-An­toine-Léon de Saint-Just de Richebourg und Georges Couthon am nächsten Tag im Parlament verhaften ließ – das im Juni verabschiedete neue Terrorgesetz machte derartiges problemlos möglich. Danach hatten die Jakobiner-Führer noch genau einen Tag zu leben. 

Zwar gelang Robespierre mit einigen seiner Gefolgsleute die Flucht ins Rathaus von Paris, doch wurden sie dort umgehend von der Nationalgarde gestellt. Als die Robespierre erneut arretierte, war dessen Unterkiefer von einer Kugel zerschmettert. Bis heute ist unklar, ob Robespierre die Verletzung im Gefecht erlitten hatte oder Suizid begehen wollte. Jedenfalls endete sein Leben mit dem zahlreicher weiterer prominenter Jakobiner am 28. Juli 1794 auf der Guillotine am Place de la Révolution. Augenzeugen zufolge währten der Applaus und die Freudenschreie nach dem Tod Robespierres eine geschlagene Viertelstunde.W.K.