29.03.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
02.08.19 / Jan Heitmann: / Sterbendes Pferd

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 31-19 vom 02. August 2019

Jan Heitmann:
Sterbendes Pferd

Dem Vorsitzenden der SPD geht es so wie dem Chefredakteur einer Zeitung, deren Auflage beständig sinkt: Beide reiten ein sterbendes Pferd. Da heißt es, beizeiten abzusteigen, um am Ende nicht unter den stürzenden Gaul zu geraten. Bei der SPD indes sitzt derzeit niemand im Sattel, denn die Genossen haben die Reiterin unsanft vom Pferd gestoßen. Und es findet sich niemand von Format, der dumm genug wäre, aufzusteigen.

Das ist auch kein Wunder, wenn man bedenkt, wie mit der Spitzenkraft hausintern umgegangen wird, wenn es einmal nicht so gut läuft. Es fällt schwer, Andrea Nahles angesichts ihres nervigen Gehabes zu mögen. Aber die Art und Weise, wie ihre eigenen Partei-„Freunde“ sie öffentlich demontiert haben, kann man nur als degoutant bezeichnen. Besonders unrühmlich hat sich dabei Martin Schulz hervorgetan. Das war wohl die Revanche dafür, dass er selbst brutal vom Pferd geholt worden war, als dieses zu straucheln begann. Vom gefeierten Heilsbringer der Partei zu deren Prügelknaben in atemberaubend kurzer Zeit.

Die SPD hat in den vergangenen 25 Jahren nicht weniger als zehn Parteivorsitzende verschlissen. Auf den kommenden Parteichef warten keine Meriten. Statt auf Wahlsiege hinzuarbeiten, gibt es für ihn nicht mehr zu holen, als tapfer gegen die vollständige Marginalisierung der einstigen Volkspartei anzukämpfen. So verzichten die Spitzengenossen dankend. Nur jemand aus der zweiten Reihe wie die Bundestagsabgeordneten Karl Lauterbach und Nina Scheer kann da eine Chance für sich wittern.

Aber eigentlich braucht die SPD auch gar keinen Vorsitzenden mehr. Den lahmen Gaul am Zügel führen, bis er tot umfällt, kann auch eine kommissarische Troika.