29.03.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
02.08.19 / Profiteure verüben Kahlschlag / Kriminelle Machenschaften gefährden den Waldbestand – Rumänien stark betroffen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 31-19 vom 02. August 2019

Profiteure verüben Kahlschlag
Kriminelle Machenschaften gefährden den Waldbestand – Rumänien stark betroffen
Wolfgang Kaufmann

Während derzeit allerorten nach mehr „Klimaschutz“ gerufen wird, vernichtet eine internationale Holz-Mafia die letzten großen Naturwälder in Europa, ohne dass dies besonderes Aufsehen erregt.

Zwei Drittel der aktuell existierenden Urwälder unseres Kontinents befinden sich in Rumänien – noch. Denn seit 2001 wird hier in gigantischem Ausmaß Holz eingeschlagen. Nach Untersuchungen der rumänischen Behörden sowie auch der Online-Plattform Global Forest Watch verschwanden in dem Balkanstaat schon mindestens 317000 Hektar Wald, wobei die Hälfte der gefällten 260 Millionen Bäume in Nationalparks und anderen Naturschutzgebieten stand. Das heißt, in diesem Falle war die „Holzernte“ definitiv illegal. Deshalb erfolgte sie auch in mafiösem Stil. 

Dazu gehörte unter anderem die Bedrohung von Journalisten, Naturschützern und Amtsträgern, welche den konspirativ vorgehenden Akteuren in den Arm zu fallen versuchten. Manchmal gab es sogar Mordversuche, so wie im Falle von Andrei Ciurcanu und Gabriel Paun von der Umweltschutzorganisation Agent Green. 

Die Verarbeitung der Stämme erfolgte ab 2003 vor allem in den drei großen rumänischen Produktionsstandorten des österreichischen Unternehmens Holzindustrie Schweighofer. Das will lange Zeit nichts von der oftmals dubiosen Herkunft des Holzes gewusst haben, was aber von vielen Umweltschutzorganisationen und der Environmental Investigation Agency (EIA) angezweifelt wird. 

Jedenfalls verlor die Firma wegen ihrer Aktivitäten in Rumänien 2017 alle ihre Zertifikate vonseiten des Forest Stewardship Council (FSC), welche dem Verbraucher einen verantwortungsvollen Umgang mit dem Rohstoff Holz signalisieren sollen. Dies bedeutete aber nicht, dass die gigantischen Schweighoferschen Sägewerke in Sebes, Radauti und Reci danach ihre Produktion einstellten.

Darüber hinaus ist das Unternehmen, welches jährlich eine halbe Milliarde Euro Umsatz macht, seit geraumer Zeit auch in der Ukraine aktiv. Dort wird nach Schätzungen des World Wide Fund For Nature (WWF) bis zu eine Million Kubikmeter Holz pro Jahr in den Schutzgebieten der Karpaten illegal eingeschlagen und dann unter Anwendung allerlei krimineller Tricks in die EU verbracht. Die importiert inzwischen wohl mehr Mafia-Holz aus der Ukraine als aus den Tropen.

Weitere Naturparadiese, in denen die Motorsägen wüten, sind der ungarische Teil der Karpaten sowie die Hohe und Niedere Tatra in der Slowakei. Laut WWF wandert das Holz von dort ebenfalls in die rumänischen Sägewerke der Holzindustrie Schweighofer. Und tatsächlich gab das Unternehmen kürzlich an, es müsse wegen der behäbigen Bürokratie in Rumänien mittlerweile die Hälfte des dort verarbeiteten Holzes importieren.

Umweltfrevler, die industriellen Kahlschlag betreiben, waren vor einiger Zeit auch noch in den Urwäldern der russischen Teilrepublik Karelien an der Grenze zu Finnland unterwegs. Und zwar im Dienste der Firma Swedwood, einer Tochter des schwedischen Möbelgiganten IKEA. Bis dann die Protestaktion „Wohnst Du noch oder zerstörst Du schon?“ für ein Ende der brachialen „Holzernte“ sorgte und IKEA kurzzeitig das FSC-Gütesiegel entzogen wurde. Seitdem kauft das Unternehmen, das im Jahr bis zu 18 Millionen Kubikmeter Holz benötigt, ausgedehnte Waldflächen in Estland, Lettland und Litauen sowie Rumänien. Deshalb ist es jetzt bereits der größte private Waldbesitzer in dem Balkanstaat.