25.04.2024

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02.08.19 / Schöner pöbeln mit der FAZ

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 31-19 vom 02. August 2019

Schöner pöbeln mit der FAZ
Erik Lommatzsch

Vor noch gar nicht so langer Zeit galt die „Frankfurter Allgemeine“ (FAZ) als eine der anspruchsvollsten und seriösesten Zeitungen Deutschlands. Dass es sich hier um ein offenbar überholtes Urteil handelt, zeigt ein Kommentar des FAZ-Mitherausgebers Berthold Kohler. Dieser nahm die Wahl Boris Johnsons zum Parteichef und damit auch zum britischen Premierminister zum Anlass, ihn mit dem US-amerikanischen Präsidenten Donald Trump zu vergleichen. Überschrieben ist das Ganze mit „Brüder im Geiste“. Natürlich ist ein Kommentar meinungslastig, auch scharfe Kritik darf erwartet werden. Dennoch sollte man in diesem Fall, gerade wenn man sich als differenzierendes Medium auf hohem Niveau versteht, dem oder den Angegriffenen zumindest eine gewisse Satisfaktionsfähigkeit zubilligen.

Vom „Präsidentendarsteller“ Trump ist bei Kohler die Rede, als „Sexist“ und „Rassist“ wird er bezeichnet, im FAZ-Text ohne Anführungszeichen. „Trumps Sprunghaftigkeit, Oberflächlichkeit, Prahlerei, Egomanie und sein überaus lockeres Verhältnis zur Wahrheit sind… keine zweit-rangigen Probleme. Die Welt muss hoffen, dass die ‚checks and balances‘ der amerikanischen Verfassung ausreichen, um die Unprofessionalität dieses Präsidenten einzuhegen.“ Respekt vor der sportlichen Leistung des FAZ-Kommentators, es auf den Rücken derartig hoher Rösser zu schaffen.

Weiter heißt es: „Trump und Johnson… sind nicht Unfälle der Geschichte, sondern Produkte und Profiteure einer sich ausbreitenden Unzufriedenheit mit den vorhandenen politischen Systemen und deren Personal.“ Zu bemerken wäre: Systeme wollen wohl die wenigsten wechseln, das Personal dagegen mancher schon. Und zwar mittels Wahl. Hat da jemand bei der FAZ den Begriff „Demokratie“ missverstanden?

Laut Kohler könne auch die US-Verfassung nicht „verhindern, dass Trumps zahlreiche Anhänger ihn genau so lieben, wie er ist. Das ist das wirklich Verstörende.“ Dass es sich hier um eine unsägliche Arroganz gegenüber den Wählern handelt, scheint den Schreiber wiederum nicht zu verstören. Für ihn spielt Trump „überzeugend den Clown“, genauso wie Johnson.

Dafür gibt es Lob für die deutschen Verhältnisse, welches keine Peinlichkeit scheut. Merkel sei „in fast jeder Hinsicht das glatte Gegenteil von Trump, Johnson … unprätentiös, nüchtern, skandalfrei. Auch keiner der Kandidaten für den CDU-Vorsitz kam dem Hallodritum eines Johnson nur entfernt nahe.“ Die deutsche Politik müsse „lernen, mit ausländischen Staatsmännern umzugehen, deren Politikverständnis und Pflichtbewusstsein nicht ganz so protestantisch ausfallen wie bei der Kanzlerin.“

Primitive Beschimpfung, gepaart mit der unangenehmen Variante der Selbstsicherheit, wirkt abstoßend. Für die FAZ ein Tiefpunkt. Man kann nur hoffen, dass derartige Beiträge im Ausland nicht allzu stark wahrgenommen werden.