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02.08.19 / Basis eigenständigen Geisteslebens / Vor 475 Jahren eröffnete Herzog Albrecht die Albertus-Universität in Königsberg

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 31-19 vom 02. August 2019

Basis eigenständigen Geisteslebens
Vor 475 Jahren eröffnete Herzog Albrecht die Albertus-Universität in Königsberg

Der 17. August 1544 war ein bedeutender Tag in der Geschichte Ostpreußens. An diesem Tage – es war ein Sonntag – eröffnete Preußens Herzog Albrecht feierlich die von ihm in Königsberg gegründete Universität im Kollegiengebäude am Dom und führte den Rektor Georg Sabinus, Philipp Melanchthons Schwiegersohn, und die Professoren in ihre Ämter ein. In mancherlei Hinsicht nahm die junge Universität von vornherein eine Sonderstellung ein. So wurden rund ein Jahrhundert zuvor die Universitäten Rostock und Greifswald auf die Initiative oder doch mit Unterstützung der Bürgerschaft ins Leben gerufen. In Königsberg war das anders. Zwar gab der Kneiphof den Grund und Boden her und half beim Aufbau des Hauses, aber nur gegen erhebliche Gegenleistungen. Der Stifter war der Herzog, und so war die Albertina von vornherein eine Landesuniversität, der die Aufgabe zugedacht war, Theologen, Juristen und Ärzte auszubilden für die Bedürfnisse des Landes. 

In vorprotestantischer Zeit wäre die Königsberger Universität höchstwahrscheinlich aus dem Domkapitel hervorgegangen. Das bestand aber seit 20 Jahren nicht mehr. Dennoch gab es einen Zusammenhang, wurde doch die Albertina auf dem ehemaligen Besitz des Bistums Samland errichtet, und die enge Verbindung zwischen Universität und Dom war schon dadurch gegeben, dass die Pfarrer der drei großen Stadtkirchen zugleich an der Albertina Lehrstühle innehatten. Vom Begründer war ihr bewusst die Aufgabe zugedacht, den lutherischen Glauben in der Landeskirche zu festigen und zu bewahren. Katholiken und Männer jüdischen Glaubens konnten nicht Professoren werden. Im Übrigen pflegte sie bewusst den Geist des Humanismus, den der Herzog an seinem Hofe einzuführen bemüht war. 

Von dieser Grundlage her und unauslöschbar hat die Albertina ihre Gestalt in die Geistesgeschichte Ostpreußens, Preußens und weit darüber hinaus in die der Menschheit hineingestellt. Seit den Tagen Herzog Albrechts hat Königsberg an Gewicht im internationalen Gespräch um Beträchtliches zugenommen. Nicht nur wurden von hier unendliche Fäden ins deutsche Land gesponnen, bereits in jenen Tagen begann ein Prozess der Wechselwirkung zwischen der neuen Gründung und anderen Schulen des Landes, die der weitblickende Herzog anlegte. Dabei entstand wie von selbst die Grundlage für das eigenständige Geistesleben des Landes Preußen. 

Darüber hinaus wird es immer denkwürdig-wichtig bleiben, wie Preußens König Friedrich Wilhelm I. das schwer daniederliegende ostpreußische Land nur dadurch neu beleben konnte, dass er sich der Hilfestellung der Universität bediente. Gerade er, dem man eine Feindschaft gegen den Geist nachsagte, knüpfte an die Kräfte an, über die der Mensch in seiner Einsamkeit und Hilflosigkeit verfügt, an den Glauben. Schon der Große Kurfürst hatte sich der Einsicht bedeutender Gelehrter, die an der Albertina wirkten, bedient, um eine neue staatliche Ordnung vorzubereiten. 

Aus dieser gewachsenen Geisteswelt entspringt schließlich die Lehre von Immanuel Kant, der seiner Universität und damit auch seinem Land Weltruf bereitet hat. Bis ins hohe Alter hinein hat Kant um den letzten Sinn dieser Welt gerungen. Was er und neben ihm Christian Jakob Kraus in den Hörsälen entwickelten, das strömte in die große Zeit Preußens hinein. Die Freiheit des Einzelnen zur Verantwortlichkeit vor der Gesamtheit, das war der Gedanke, der eine neue Epoche der preußischen und damit auch der deutschen Geschichte eingeleitet hat. Niemand kann bestreiten, dass in diesem Vorgang das Wesen der Albertus-Universität nachhaltig verwoben ist. 

Zugleich hat der Ruhm Kants auch die Regierung veranlasst, der Albertina eine erhöhte Aufmerksamkeit zuzuwenden. 

Wilhelm von Humboldt gab der Wirksamkeit neue Impulse. Der Sinn moderner Wissenschaftlichkeit, geschult an Kantschen Ideen, fand nun vielfältigen Ausdruck im Lehr- und Forschungsbetrieb. Vor allem waren es die Naturwissenschaften, die nun am Ausgang einer stolzen Entwicklung standen, und im Laufe des Jahrhunderts sind größte Leistungen von der Albertina ausgegangen, die bahnbrechende Bedeutung für den Gang der Wissenschaft überhaupt erlangt haben.E.B.