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02.08.19 / Gewaltige Ausmaße / Bei uns fast vergessen: Doch die Schweinepest breitet sich rasant wieder aus

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 31-19 vom 02. August 2019

Gewaltige Ausmaße
Bei uns fast vergessen: Doch die Schweinepest breitet sich rasant wieder aus
Dagmar Jestrzemski

In China und Vietnam hat sich die Afrikanische Schweinepest (ASP) rasant ausgebreitet. Auch Chinas Nachbarländer in Südost- und Mittelasien melden ASP-Fälle in unterschiedlich hoher Zahl. Es ist die bislang größte globale Tierepidemie. 

Ebenso wie in vielen afrikanischen Ländern und auf Sardinien sind Infektionen mit ASP jetzt in China, Vietnam, Russland und einigen Ländern Osteuropas endemisch. China, der weltweit größte Züchter und Verbraucher von Schweinefleisch, ist am schwersten von der Seuche betroffen, die für Menschen ungefährlich ist, bei Schweinen jedoch tödlich verläuft. 

Seit der Entdeckung des neuen Pest-Erregers im August 2018 wurde ASP inzwischen in jeder Provinz auf dem chinesischen Festland nachgewiesen. Beobachter von der niederländischen Rabobank gehen von bis zu           200 Millionen gekeulten Schweinen aus, was einem Drittel des gesamten Bestands entspricht und fast der gesamten Population von Schlachtschweinen in den USA. 

Diese Einschätzung weicht beträchtlich von den Angaben chinesischer Regierungsbeamter ab, wonach bis Anfang Mai etwa nur 1,12 Millionen Schweine gekeult worden sein sollen. Während ihrer China-Reise Mitte Juni äußerte sich Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) zu der besorgniserregenden Ent­wicklung: „Die Chinesen sagen, sie hätten es im Griff, aber genaue Zahlen haben sie nicht genannt. Es ist der hohe Wunsch an uns herangetragen worden, mehr Schweinefleisch nach China zu exportieren.“  

Von dem höheren Schweinefleischexport nach China profitieren die deutschen Mastbetriebe. Das kleinere Angebot und die starke Nachfrage aus China hatten bereits einen Anstieg der Erzeugerpreise zur Folge. Bei den Verbrauchern sind die europaweiten Preissteigerungen noch nicht angekommen, bei den Wurstherstellern hingegen schon. Sollte die Schweinepest auch in Deutschland auftreten, darf kein Schweinefleisch mehr exportiert werden. In begrenztem Umfang importiert China auch Schweinefleisch aus den USA. Möglicherweise bringt die Regierung bereits Kühlfleisch aus der „eisernen Reserve“ auf den Markt. 

Zwar gibt es im Reich der Mitte eine jahrhundertealte Tradition vegetarischer Küche. Längst aber gilt der Fleischkonsum den Chinesen als Zeichen von Wohlstand. Ungeachtet der Aufrufe der Regierung, sich möglichst fleischarm zu ernähren, verzehrt der Durchschnittschinese 63 Kilo Schweinefleisch im Jahr und damit drei Kilo mehr als die Deutschen. Der Gedanke an das Tierwohl oder die Umwelt spielt bisher noch gar keine Rolle. Im Gegenteil. Da Experten für China eine weitere Steigerung des Fleischkonsums bis 2030 erwarten, wird die kleinstrukturierte Haltung seit Jahren durch gigantische Schweinemastanlagen ersetzt. 

Seit 2018 baut der chinesische Schweinefleischlieferant Yang­xiang in Guangxi die erklärtermaßen „größte Schweinezuchtanlage der Welt“. Um möglichst viele Tiere für möglichst wenig Geld zu „produzieren“, entsteht eine ganze Stadt aus Schweinehochhäusern mit bis zu 13 Etagen. Die dort angewendete, für die Tiere qualvolle Haltung auf engstem Raum übersteigt nicht nur unsere Vorstellungen von tierquälerischer Massenhaltung, sondern schafft auch die Voraussetzungen für weitreichende Folgen bei einem Ausbruch von ASP.   

Auch in Europa bleibt ASP ein Problem. Bis auf wenige Satellitenausbrüche, wobei Menschen die Krankheitskeime unwissentlich weitertragen, werden zunächst immer Wildschweine durch den ASP-Erreger infiziert. Mecklenburg-Vorpommern hat kürzlich einen 51 Kilometer langen Elektrozaun angeschafft, der verhindern soll, dass Wildschweine die Krankheit von Polen über die Grenze tragen.