24.04.2024

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02.08.19 / Trauer um den Maler Viktor Rjabinin

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 31-19 vom 02. August 2019

Trauer um den Maler Viktor Rjabinin

Auszüge aus den Erinnerungen von Jürgen Nadzeika: 


Der Maler, so wurde er bei uns genannt. Viktor, der Mensch, im neunten Stock eines Wohnblo-ckes in der Nähe des Zentrums der alten Stadt Königsberg lebend. Eine Wohnung, wie eine Puppenstube, vielleicht 50 Quadratmeter klein, völlig überfüllt, mit Viktors Sammlung an Hinterlassenschaften der deutschen Bewohner dieses Gebietes, die der Krieg zwang, sich eine neue Heimat zu suchen. Und darin lebte Viktor, ein belesener Mann, ein Künstler.

Ausgesprochen gastfreundlich wurden wir Polizisten, die 1992 erstmalig dieses Gebiet besuchten von Rjabinin empfangen, der bescheiden auftrat, ausgesprochen gefühlvoll handelte und offen für humanitäre Fragen war. 

Nach dem mühevollen Aufstieg in seine Wohnung, einen Aufzug gab es nicht, hatten wir Tränen in den Augen, als Viktor uns Salz und Brot anbot, seine Form der Kontaktaufnahme. Plätze bot er uns allen an, er selbst hatte keinen Platz mehr.

Diese Vielzahl von alten emaillierten Schildern aus der Vorkriegszeit, die Viktor gesammelt hatte, war erschlagend. Er hatte alles aufgesammelt und in seiner Wohnung archiviert. Über allem thronte aber die Katze, dieses schwarze, symbolische Geschöpf, das in Viktors Bild mit stechendem Blick über der gesamten Stadt Königsberg wachte.

Viktor war ein Mann völlig unbekannten Alters. Er konnte in der Jetztzeit aufgewachsen sein, aber auch in der Kriegszeit. Dieser Mann starb jetzt, völlig verfrüht, im Alter von 72 Jahren.

Kurzvita


1946 in Königsberg geboren besuchte Viktor Rjabinin die dortige Kunstschule und später die Gewerbeschule, studierte Kunst und arbeitete ab 1971 als Künstler, ab 1980 unterrichtete er an einer Kinderkunsthochschule. 2017 gab er dem „Königsberger Express“ ein lebendiges Interview, in dem er sagte: „Ich lebe nach wie vor in Königsberg, obwohl in meinem Pass Kaliningrad ... steht.“PAZ