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09.08.19 / Islamisten mischen Schweizer Provinz auf / Zentrum ist die eher beschauliche Stadt Winterthur

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 32-19 vom 09. August 2019

Islamisten mischen Schweizer Provinz auf
Zentrum ist die eher beschauliche Stadt Winterthur
Bodo Bost

Auch in der Schweiz radikalisieren sich, trotz eines Minarett-Verbots, immer mehr Muslime. Ihr Zentrum ist die Stadt Winterthur. Ein deutscher Kickboxweltmeister, der im Dschihad in Syrien 2015 gestorben ist, spielte dabei eine wichtige Rolle.

Bisher war die Schweiz davon ausgegangen, dass ihr als Nicht-EU-Mitglied und Vorzeigeland in Sachen soziale Dienste eine kritische Islamistenszene erspart bleiben würde. Deshalb hat es in der Schweiz umso mehr Wellen geschlagen, dass gerade die überschaubare Vorzeigestadt Winterthur, die eigentlich als internationale Versicherungsmarke bislang für Sicherheit und heile Welt stand, der Brennpunkt des Alpenlandes geworden ist, wo die Islamistenszene ganze Stadtviertel erobert und sich in Ghettos wie im düsteren Mittelalter zurückzieht.

Besonders betroffen ist offenbar die Siedlung Steig in Winterthur-Töss. Die gesellschaftlichen Entwicklungen hier gelten bei den Ermittlungsbehörden als problematisch. Hier herrschen hohe Arbeitslosigkeit und Perspektivlosigkeit, die den besten Nährboden für Parallelgesellschaften und Islamismus bieten. Die islamistische Szene Winterthurs besteht laut Ermittlerkreisen aus einigen Anführern und mehreren Dutzend Anhängern. Experten gehen von 70 bis 100 Personen aus, die dem Islamistenmilieu zuzurechnen sind. Wie viele Personen aus dem Großraum Winterthur aber tatsächlich als Dschihadisten in die Kriegsgebiete gereist sind, ist unklar. Fest steht, dass es mehr gewesen sein müssen als die bisher bekannten zehn Fälle.

Die Islamistenszene in der Region um Winterthur hat sich über Jahre entwickelt. Hinweise gab es bereits seit der Jahrhundertwende, als nach den Anschlägen in Madrid 2004 ein Mann verhaftet wurde, der sich vor der Anschlagserie während mehrerer Monate legal in der Region Winterthur aufgehalten hatte. Es war jedoch Valdet Enver Gashi aus Pristina im Kosovo, der als Sechsjähriger 1992 mit seinen Eltern in Deutschland einen Asylantrag gestellt hatte und als deutscher Thai-Boxkämpfer zweifacher Weltmeister in der Superleichtgewicht-Division wurde. Er trug erheblich zur Radikalisierung der Islamistenszene in Winterthur beit. Gashi kam 2013 nach Ende seiner Profi-Kickboxkarriere in Thailand als Kickboxer nach Winterthur und entwickelte dort eine Art islamisches Kickboxen. Viele wurden seine Anhänger und zogen mit ihm ab Anfang 2015 zur Terrororganisation IS nach Syrien. Seiner in Singen in Deutschland lebenden Familie verheimlichte Gashi seine Dschihadreise. Die Familie erfuhr erst durch einen anonymen Anruf, dass Gashi bei den Kämpfen um Kobane gestorben ist, wohl durch die Kugeln der eigenen IS-Brüder, weil er sich angesichts der aussichtlosen Lage nach Deutschland absetzen wollte.

Gashi hatte seine Jünger in der örtlichen An-Nur-Moschee in Winterthur um sich gesammelt. Diese Moschee blieb auch noch nach der Abreise der Dschihadkämpfer nach Syrien ein Treffpunkt der Islamisten weit über die Grenzen der Stadt hinaus. 2016 wurden in dem „Gotteshaus“ zwei Moscheebesucher von einer Gruppe von zwölf jungen Bartträgern fast gelyncht, weil man sie für Spitzel hielt. Dies führte dazu, dass die Moschee während mehrerer Jahre von Ermittlern überwacht wurde. So bekamen die Behörden etwa mit, wie sich ein junger Mann direkt vom „Gotteshaus“ zum Flughafen begab, um in den Dschihad zu ziehen. Die Polizei konnte ihn noch am Flughafen Zürich abfangen.

Im Oktober 2016 hatte ein angeblich aus Äthiopien stammender Reise-Imam im Rahmen einer öffentlich zugänglichen Freitagspredigt gesagt, dass Muslime, die sich weigerten, in der Gemeinschaft zu beten, getötet oder verbrannt werden sollten. Ein Gericht warf dem Imam, der in der Schweiz einen Asylantrag gestellt hatte, der abgelehnt worden war, vor, dass er in Passagen seiner Predigt den Tatbestand der öffentlichen Aufforderung zu Verbrechen erfülle. Der Verurteilte argumentierte, dass es sich um Worte hoher islamischer Schriftgelehrter, des Propheten Mohamed und um Zitate des Korans gehandelt habe, die er nicht kommentieren dürfe. Respektlos vor den Worten Mohammeds, verurteilte das Zürcher Obergericht den Mann zur Ausschaffung, dem Schweizer Wort für Abschiebung. Diese konnte sogar vollzogen werden, weil bei Gericht die wahre Identität des Mannes aus Somalia festgestellt worden war.

Die An-Nur-Moschee in Winterthur ist seit Sommer 2017 geschlossen, weil der Vermieter den Vertrag gekündigt hatte. Doch die meisten Salafisten sind geblieben und warten jetzt auf die Rückkehr ihrer Brüder aus Syrien und dem Irak.