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09.08.19 / Moskau reagierte zu spät / Katastrophal: Waldbrände und Überschwemmungen in Sibirien

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 32-19 vom 09. August 2019

Moskau reagierte zu spät
Katastrophal: Waldbrände und Überschwemmungen in Sibirien
Manuela Rosenthal-Kappi

Sibirien brennt – Moskau schweigt“ oder „Ich ersticke“ war auf den Plakaten zu lesen, die aufgebrachte Irkutsker Bürger in die Kameras hielten. Videoaufnahmen der meterhohen Flammen und immensen Rauchwolken auf YouTube und in den sozialen Netzwerken zeugten von dem Ausmaß der Katastrophe ebenso wie von der Untätigkeit der Verantwortlichen. Nur vereinzelt waren Mitarbeiter des Katastrophenschutzes oder – schlecht ausgerüstete – Feuerwehrleute zu sehen. 400000 Bürger hatten eine Petition an die Regierung unterschrieben, damit diese etwas gegen den Flächenbrand unternehme, eine ähnliche Petition von Green­peace unterstützten 120000 Menschen.

Die Betroffenen, die in ihren Heimatorten seit Tagen keine Sonne mehr sehen konnten und denen sprichwörtlich die Luft zum Atmen fehlte, empörten sich über staatliche Fernsehkanäle. Wenn die Sender überhaupt über die Katastrophe berichteten, dann nur 36 Sekunden lang, während ihnen die Marine-Parade in St. Petersburg eine Viertelstunde wert war.

Inzwischen sind in Sibirien drei Millionen Hektar Wald niedergebrannt, eine Fläche so groß wie Belgien. Die Flammen lodern schon seit dem Frühjahr, doch laut russischem Gesetz werden sie nur dann gelöscht, wenn Menschenleben in Gefahr sind. Ansonsten werden nur Maßnahmen ergriffen, wenn der wirtschaftliche Schaden größer wäre als die Kosten fürs Löschen. Löschen mit Flugzeugen wäre laut Alexander Agafonow, Leiter der staatlichen Forstbehörde, nur ein Tropfen auf dem heißen Stein.

In 14 russischen Regionen wüten derzeit Brände. Zwar sollen 3000 Mann und 423 Technikeinheiten mit der Brandbekämpfung beschäftigt sein, doch die wurden viel zu spät eingesetzt. Erst als die Bürgerproteste lauter wurden und immer mehr Menschen mit Atemwegsbeschwerden die Krankenhäuser füllten, reagierten die Behörden. Zu ihrer Rechtfertigung argumentierten sie damit, dass Brände in der Taiga ein normales Phänomen seien. Sie hofften, das Problem werde die Natur von selbst lösen. 

Doch bei für Sibirien ungewöhnlich hohen Temperaturen von 30 Grad und heftigen Winden grenzt eine solche Hoffnung an Fatalismus.  

Die Folge ist, dass 100 Orte in den Brandgebieten in dichten Rauch gehüllt sind. Die Städte Tomsk, Altai, Jekaterinburg und Tscheljabinsk liegen im Smog, auch Tatarstan und Kasachstan sind betroffen. Bald schon könnte der Brandgeruch das ferne Moskau erreichen. An einigen sibirischen Flughäfen musste der Flugverkehr wegen der Rauchschwaden eingestellt werden. Klimaschützer schlagen indessen Alarm: Die hohen Mengen des bei den Bränden freigesetzten Kohlendioxids würden zur Eisschmelze in der Arktis beitragen. Greenpeace Russland berichtet, dass in diesem Jahr schon 12 Millionen Hektar Wald verbrannt seien. Auch in Alaska und Kanada breiten sich Flächenbrände aus.

Irkutsk hat es besonders schwer getroffen. Neben der Smogbildung kam es im Juli innerhalb weniger Tage zu Überflutungen, da der Pegel des Flusses Ija auf elf Meter gestiegen war. Die Stadt Tulun musste evakuiert werden. 

Inzwischen hat Moskau reagiert und Katastrophenalarm für fünf Regionen ausgerufen. Außerdem hat Präsident Putin das Militär angewiesen, die Feuerwehr im Kampf gegen die Katastrophe zu unterstützen.


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