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09.08.19 / Immobilienmarkt überhitzt / Experten: Geldpolitik der EZB für Blase verantwortlich

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 32-19 vom 09. August 2019

Immobilienmarkt überhitzt
Experten: Geldpolitik der EZB für Blase verantwortlich

Vor allem in den westlichen EU-Ländern tobt ein Preiskrieg um Immobilien. Nun haben die Brüsseler Risikowächter unter Aufsicht von Zentralbank-Chef Mario Draghi erstmals vor kapitalen Folgen gewarnt. Wie aus dem Jahresbericht des Europäischen Ausschusses für Systemrisiken (ESRB) hervorgeht, gehe der Preisanstieg für Wohnräume in vielen EU-Staaten mit Anzeichen einer Überbewertung einher. Der ESRB wurde im Jahr 2010 als Reaktion auf die Finanzkrise gegründet. Als Frühwarnsystem soll er auf Gefahren für die Stabilität des Finanzsystems in der EU hinweisen.

Der Ausschuss moniert vor allem, dass sich in vielen EU-Ländern die Haushalte zur Finanzierung ihrer Immobilienkäufe zunehmend verschuldet hätten. Der Wohnungsmarkt sei dadurch anfällig, sollte sich das wirtschaftliche Umfeld verschlechtern. Ein deutlicher Abschwung am Immobilienmarkt könnte Banken und anderen Immobilienfinanzierern Verluste bescheren, es sei viel zu viel „billiges Geld“ auf Pump an die Haushalte ausgeschüttet worden. Als größtes Risiko bezeichnet der Ausschuss allerdings eine mögliche Neubewertung von Risikoprämien an den Finanzmärkten, was im Endeffekt einen generellen Kurseinbruch bedeuten könnte. Als äußerst problematisch seien auch die Bilanzschwäche der Banken zu sehen und die generelle Gefahr einer zu hohen Verschuldung der öffentlichen Hand sowie der privaten Haushalte. Auch hätten sich viele Unternehmen billiges Geld geliehen, um neu zu bauen.

Ein viertes Hauptrisiko seien die von Schattenbanken ausgehenden Gefahren. „Dazu zählen Hedge- und Geldmarktfonds, alternative Investmentfonds und spezielle Börsenhändler, die im Unterschied zu klassischen Banken nur wenig reguliert sind“, erklärt das „Handelsblatt“.

Nach dem Bericht der Draghi-Truppe dürften in einigen Finanzministerien der EU-Mitgliedstaaten die Alarmglocken schrillen. Bereits zuvor hatten aber Experten auf die Gefahr einer Immobilienblase hingewiesen und dafür auch die Europäische Zentralbank verantwortlich gemacht.

Denn seit einigen Jahren sind die Häuserpreise nicht nur in Deutschland, sondern in den meisten Euro-Ländern deutlich angestiegen. Dies zeige einmal mehr, dass die expansive Geldpolitik der EZB ihren Preis hat, erklärt Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer. So erscheinen Häuser in einigen Ländern wie Belgien und Frankreich, zunehmend aber auch in Deutschland, bereits als teuer. „Sollte die EZB wie von uns erwartet noch lange Zeit an ihrer Negativzinspolitik festhalten, droht die nächste Blase bei den Immobilienpreisen“, erklärte er im Research-Bericht der Bank. „Von einer ausgeprägten Blase kann damit sicherlich noch nicht die Rede sein“, erklärte Kramer und sieht dennoch keinen Grund zur Entwarnung. „Allerdings deutet derzeit alles darauf hin, dass die EZB ihren Kurs noch für eine beträchtliche Zeit beibehalten wird. Wir gehen davon aus, dass sie ihren Einlagesatz bis Ende 2020 nicht verändern wird und auch danach den Expansionsgrad ihrer Geldpolitik allenfalls sehr langsam zurück-drehen wird.“ Das werde die Bewertung von Wohnimmobilien weiter steigen lassen. Voraussichtlich Ende 2020 dürfte sie im Durchschnitt des Euroraums das kurz vor der Finanzkrise erreichte Niveau übertreffen. Mit jedem weiteren Anstieg werde die Gefahr einer Blase weiter zunehmen, heißt es in dem Bericht der Commerzbank.P.E.