25.04.2024

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09.08.19 / Auf Spurensuche am Schwarzen Meer

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 32-19 vom 09. August 2019

Auf Spurensuche am Schwarzen Meer
MRK

Im Jahr 2017, 100 Jahre nach der Vertreibung der sogenannten Pontos-Griechen vom Schwarzen Meer, macht sich der Publizist und Ethnologe Mirko Heinemann auf den Weg in die Nord-Türkei, um die Geschichte der Region und der Familie seiner griechischen Mutter zu beleuchten. Er begibt sich nach Ordu, wo seine Großmutter aufgewachsen ist, die mit 15 Jahren an Bord eines russischen Schiffs über das Schwarze Meer flüchtete, und versucht sich ein Bild über deren Alltag vor dem Beginn des Ersten Weltkriegs zu machen. 

Gemeinsam mit einem Türken, dessen Familie in umgekehrter Richtung aus Griechenland in die Türkei fliehen musste, erkundet er die Stadt. Er findet die Schule, in der seine Großmutter unterrichtet wurde, die Kirche und einige erhaltene Gebäude, die auf ehemalige griechische Bewohner schließen lassen. Die beiden stoßen auf verlassene Häuser der vertriebenen Armenier, entdecken viele Gemeinsamkeiten zwischen Türken und Griechen, eine sowohl sprachliche als auch kulturelle gegenseitige Beeinflussung. 

Heinemann betrachtet die Ereignisse stets im historischen Kontext. Er geht bis zur Antike zurück, als Griechen an der kleinasiatischen Küste lebten, sie mit Byzanz das Erbe Roms antraten, bis sie in den letzten Jahren des zerfallenden Osmanischen Reichs schließlich Opfer von Interessen der Großmächte wurden. 

Sehr ausführlich schildert er die Gründung der türkischen Republik und zieht Vergleiche zur Gegenwart. Seine Reise fiel in die Zeit unmittelbar nach dem Putschversuch 2016. Er versucht, zu erklären, warum die türkischen Herrscher immer wieder mit Härte durchgreifen, auch gegen die Kurden. 

Bei der Gründung der Republik war die Türkei ein Vielvölkerreich. 51 Gruppen, darunter Kurden, muslimische und christliche Araber,  Armenier, Griechen, Albaner und viele andere lebten im Osmanischen Reich. 

Die griechische Minderheit geriet unter Druck, weil sie unter Kollaborationsverdacht mit Russland stand, das sich als Schutzmacht der orthodoxen Kirche verstand. Nach dem Krieg kam es zu einem Bevölkerungsaustausch von 1,6 Millionen Menschen in beiden Ländern. Heinemanns Vorfahren fanden im griechischen Kavala ihr neues Zuhause.

Mirko Heine-mann: „Die letzten Byzantiner. Die Vertreibung der Griechen vom Schwarzen Meer. Eine Spurensuche”, C.H. Links Verlag, Berlin 2019, gebunden, 264 Seiten, 25 Euro