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16.08.19 / Fertig für Lagarde / Draghi macht noch schnell die »Drecksarbeit«

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 33-19 vom 16. August 2019

Fertig für Lagarde
Draghi macht noch schnell die »Drecksarbeit«

Wenige Monate vor dem Ende der Amtszeit von EZB-Präsident Mario Draghi hat die Europäische Zentralbank den Weg für eine weitere Zinssenkung geebnet. Bei einer Notenbankkonferenz kündigte Draghi im Juli eine weitere Lockerung der Geldpolitik an, falls die Inflation im Euroraum nicht anziehe und sich der Ausblick nicht verbessere.

Robert Halver, Kapitalmarktanalyst bei der Baader Bank, sprach von dem Versuch, dass Draghi noch zum Ende seiner Amtszeit „die Drecksarbeit“ übernimmt, damit Lagarde „nicht schon zu Beginn ihrer Amtszeit stabilitätspolitisch verbrannt ist“.

Dies könnte nicht nur eine weitere Zinssenkung und eine Wiederaufnahme der Anleihekäufe durch die EZB im September, also kurz vor dem Ende der Amtszeit Draghis, bedeuten. Im Juli war in einer Erklärung des EZB-Rats erstmals von einer Symmetrie des Inflationsziels die Rede. Dahinter verbirgt sich eine weitreichende Weichenstellung beim Inflationsziel. Bislang hat die EZB ein asymmetrisches Inflationsziel verfolgt, bei dem die Preisentwicklung unter zwei Prozent liegen sollte. Bei dem neuen Konzept eines symmetrischen Inflationsziels würde die EZB auf Zinsverschärfungen verzichten, selbst wenn der Inflationszielwert von zwei Prozent überschritten wird. Einschreiten soll die EZB erst, wenn die Preisbeschleunigung über längere Zeit anhält.

Der Kapitalmarktexperte Halver wies im Zusammenhang mit der neuen EZB-Chefin auch darauf hin, dass beim Internationalen Währungsfonds „geldpolitisch revolutionäre Ideen“ geboren wurden, denen Lagarde als Chefin des IWF nie widersprochen habe. Ein Beispiel dafür ist ein Parallelwährungsmodell von Bargeld und elektronischen Zahlungssystemen, das die beiden IWF-Ökonomen Ruchir Agarwal und Signe Krogstrup präsentiert haben. Mit dem Konzept sollen sich Negativzinsen noch tiefer als bisher in den roten Bereich drücken lassen.

Als Direktorin des IWF stützte sich die Nicht-Ökonomin Christine Lagarde stark auf die Expertise ihrer Stabsmitarbeiter. Dementsprechend könnte unter der neuen EZB-Chefin die Bedeutung der Position des EZB-Chefvolkswirts noch weiter wachsen.

Auf dem Posten sitzt seit Juni Philip Lane, der frühere Chef der irischen Zentralbank. Lane steht im Ruf, wie Mario Draghi, eine „Taube“, also ein Anhänger einer lockeren Geldpolitik zu sein.N.H.