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16.08.19 / Strippenzieher bei der Teilung Berlins / Den Namen seines Vaters Friedrich Ebert spielte der gleichnamige Sohn als Trumpfkarte aus

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 33-19 vom 16. August 2019

Strippenzieher bei der Teilung Berlins
Den Namen seines Vaters Friedrich Ebert spielte der gleichnamige Sohn als Trumpfkarte aus
Klaus J. Groth

Er trug einen klangvollen Namen –Friedrich Ebert, Sohn des ersten Reichspräsidenten Friedrich Ebert. Um die Namensgleichheit zu entwirren, fügte er ein „junior“ an. Oder nannte sich „Fritz“. Es hätte dieser Namenskosmetik nicht bedurft. Der Vater kämpfte für einen demokratischen Staat, versuchte, die Parteien zu einen, der Sohn gehörte zu den Strippenziehern der Teilung Berlins. 

Dabei hatte es ausgesehen, als würde der vor 125 Jahren, am 12. September 1894, in Bremen geborene Ebert „junior“ seinen Weg in der Partei machen, der auch sein Vater angehörte, bei den Sozialdemokraten. Er lernte Buchdrucker, wurde Mitglied der Sozialistischen Arbeiterjugend und der SPD. Jahre als Soldat im Ersten Weltkrieg folgten. Ab 1919 arbeitete er als Redakteur beim 1876 als „Central-Organ der Sozialdemokratie Deutschlands“ gegründeten „Vorwärts“, wechselte 1925 zur „Brandenburger Zeitung“. In Brandenburg war er Stadtverordneter, für die Provinz Brandenburg saß er im Vorstand des Städtetages, ebenso im SPD-Bezirksvorstand. Mitglied des Reichstages war er von 1928 bis 1933.

Wegen angeblicher illegaler politischer Tätigkeit wurde Ebert im August 1933 verhaftet. Acht Monate sperrten ihn die Nationalsozialisten in die Konzentrationslager Börgermoor und Oranienburg ein. Nach der Entlassung stand er bis zum Ende des Krieges unter Polizeiaufsicht. Nach dem Einzug zur Wehrmacht blieb ihm die Front erspart, er arbeitete beim Reichsverlagsamt. 

Nach dem Krieg übernahm Ebert die Leitung des SPD-Landesverbandes Brandenburg. Er störte sich nicht daran, dass im Zuge der Vereinigung seiner Partei mit der KPD zur SED widerstrebende Sozialdemokraten in Lager gesteckt, psychischem und physischem Druck ausgesetzt wurden. 

Der spätere SPD-Vorsitzende 

Erich Ollenhauer schätzte 1961, dass „in der Zeit von Dezember 1945 bis April 1946 mindestens 20000 Sozialdemokraten gemaßregelt, für kürzere oder auch für sehr lange Zeit inhaftiert, ja sogar getötet“ wurden. In dieser Zeit führte Otto Grotewohl den Zentralausschuss der SPD. Er lehnte die Vereinigung von KPD und SPD strikt ab, bis er, so erinnerte sich später Egon Bahr, von einem Besuch der Sowjetischen Militäradministration „als Verwandelter zurückkehrte“. Grotewohl klagte, die Sozialdemokraten würden „von russischen Bajonetten gekitzelt, ihre Organisation in den Ländern sei vollkommen unterwandert. Männer, die ihm noch vor vier Tagen versichert hätten, sie seien entschlossen, Widerstand zu leisten, flehten ihn nun an, die Sache hinter sich zu bringen“, wie der deutsche Historiker und Politikwissenschaftler Wilfried Loth in seinem 1994 in Berlin erschienenen Buch „Stalins ungeliebtes Kind. Warum Moskau die DDR nicht wollte“ schrieb. Grotewohl wurde zum führenden Fürsprecher der Vereinigung beider Parteien. An seiner Seite: Ebert. 

Bei einer Urabstimmung in den Westsektoren Berlins lehnten 82 Prozent der Sozialdemokraten eine Zusammenlegung ab. Im Ostteil der Stadt hatte die Sowjetische Militäradministration eine vorherige Abstimmung untersagt. Am 22. April 1946 fand im Berliner Admiralspalast die Vereinigung von KPD und SPD zur SED statt, gültig nur für den Ostsektor. Vorsitzende wurden der vormalige Sozialdemokrat Grotewohl und der vormalige Kommunist Wilhelm Pieck.

Ebert wurde einer der Landesvorsitzenden der SED sowie Mitglied des Parteivorstandes, des Zentralkomitees und des Politbüros im ZK der SED. Die Sowjetische Militäradministration berief ihn in die Beratende Versammlung Brandenburgs. Schließlich saß er als Präsident dem Brandenburgischen Landtag vor. Von einem russischen Offizier ließ er sich einen großen Mercedes schenken. Bei der sowjetischen Kommandantur in Karlshorst war er wohlgelitten, auch ohne durch eine Moskauer Kaderschule gegangen zu sein.

Im Juni 1948 lösten die Sowjets mit einer Blockade West-Berlins die Erste Berlin-Krise aus. West-Berlin konnte nicht mehr über Land oder auf dem Wasserweg versorgt werden. Die Luftbrücke wurde eingerichtet. In dieser äußerst angespannten Situation teilte die Sowjetische Militäradministration im November 1948 Ebert mit, man werde ihn zum Oberbürgermeister von Ost-Berlin machen. Noch gab es in Berlin ein gemeinsames Stadtparlament, nach dem Kriege erstmals 1946 gewählt. Als Oberbürgermeister führte vertretungsweise der Christdemokrat Ferdinand Friedensburg (CDU) die Geschäfte, als am 30. November 1948 auf einem sogenannten Volkskongress im Admiralitätspalst dieser Gesamtberliner Magistrat für abgesetzt erklärt und Ebert als neuer Oberbürgermeister vereidigt wurde. Angeblich hatten sich Beschwerden über den amtierenden Magistrat gehäuft. Der Aufstand war sorgfältig inszeniert, der Oberste Chef der Sowjetischen Militäradministration in Deutschland, Marschall Wassilij Sokolowski, zeichnete für den  Aktionsplan für die Berliner Frage names „Sonnenaufgang“ verantwortlich. Über der Bühne des Berliner Admiralspalastes hing ein Transparent mit den Worten: „Für Schaffung eines Magistrates, der dem Volk dient“. Gut vorbereitet, war das in 110 Minuten geschafft, einschließlich einer Rede von Ebert, in der er von der „wiederhergestellten Einheit Berlins“ sprach. 

Damit war die Teilung Berlins vollzogen, die Stadt hatte zwei Regierungen. Als der rechtmäßige Bürgermeister Friedensburg in seine Diensträume im Osten der Stadt wollte, hinderte ihn die Volkspolizei daran. 

Es war zu spät für Warnungen der SPD aus dem Westen, die in einem Aufruf schrieb: „Mit dem Namen Friedrich Ebert versucht man euch zu blenden. Laßt euch nicht täuschen“. Der Mann, über den der Militärgouverneur der US-amerikanischen Besatzungszone in Deutschland, General Lucius D. Clay, klagte: „Ich wünschte, ich könnte ihn würdigen Sohn seines Vaters nennen“, blieb bis 1967 im Amt.

Die DDR dankte reichlich. Ebert erhielt den Karl-Marx-Orden, den Vaterländischen Verdienstorden und den Großen Stern der Völkerfreundschaft. Man machte ihn zum Ehrenbürger Berlins. Am 4. Dezember 1979 starb der so Geehrte. Aus der Liste der Ehrenbürger wurde Ebert 1992 gestrichen.