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16.08.19 / Homlins treten den Siegeszug an / Nach Verbotsversuchen: Königsberger Bürger setzten sich für die Miniskulpturen ein

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 33-19 vom 16. August 2019

Homlins treten den Siegeszug an
Nach Verbotsversuchen: Königsberger Bürger setzten sich für die Miniskulpturen ein
Jurij Tschernyschew

Am neuen Petra-Welikogo-Ufer  in der Nähe des Forscherschiffs „Vitjas“ ist eine neue Miniskulptur der sogenannten Homlin-Familie aufgestellt worden. Es handelt sich um einen  kleinen Jungen mit einem Matrosenhut, der sich mit seinen  Händchen an einem „Papier“-Boot festhält, das am Museumskai festgemacht ist. Noch hat der Homlin keinen Namen, und die Mitarbeiter des Ozeanmuseums haben die Bürger aufgefordert, sich einen auszudenken.

Im März dieses Jahres hatte es einen Skandal um die an bedeutenden Sehenswürdigkeiten der Stadt aufgestellten Skulpturen gegeben. Die Abgeordnete der Kommunistischen Partei in der Gebietsduma Jekaterina Koroljowa veröffentlichte einen Brief, in dem sie feststellte, dass das Ministerium für Kultur und Tourismus der Region, mit dessen Unterstützung die Homlins auftraten, nicht in der Lage sei, „Gründe für die Bedeutung der aufgestellten Skulpturen für die Entwicklung der nationalen Kultur Russlands“ zu nennen und wies darauf hin, dass die Figuren „ohne eine angemessene Schlussfolgerung über ihre kulturelle Bedeutung“ aufgetaucht seien (die PAZ berichtete).

Der Erzbischof von Königsberg und der baltischen Diözese Seraphim wandte sich seinerseits mit einem Brief an Gouverneur Anton Alichanow mit der Warnung, dass er keine heidnischen Symbole verbreiten solle: „Es besteht die Tendenz, die Ideen des Neo-Heidentums zu popularisieren, was unserer Meinung nach eine destruktive Wirkung auf das 1000-jährige kulturelle Erbe hat, das unter dem Einfluss des Christentums entstanden ist.“ Daraufhin kündigten die Initiatoren des Projekts an, vorerst keine Homlins mehr aufstellen zu wollen.

Doch damit waren viele Königsberger nicht einverstanden, und sie starteten eine Aktion „Rührt die Homlins nicht an“ in den sozialen Netzwerken. Darüber hinaus wurde auf der Website „Change.org“ eine Petition an Gouverneur Alichanow veröffentlicht, um zu verhindern, dass die Russisch-Orthodoxe Kirche sich in Angelegenheiten der städtischen Gestaltung einmischt.

Auf den Streit um die Homlins wurde schließlich auch das regionale Fernsehen aufmerksam. Der Fernsehmoderator Iwan Urgant widmete sich in seiner Schau im Ersten Kanal dem Thema ironisch. Er schlug vor, einen Straßenfeger mit dem Titel „Serafim gegen den Hausgeist“ zu drehen.

Damit endete die Schaffenspause, die sich die Homlin-Gründer selbst auferlegt hatten, ziemlich schnell. Schon im Juni wurden weitere Homlins im Königsberger Gebiet aufgestellt: Palmnicken erhielt seine eigene Homlin-Figur. Sie sitzt mit baumelnden Beinen auf einer Bank direkt am Strand.

Die erste Mini-Skulptur war im Juni 2018 auf der Honigbrücke auf der Lomse [Oktjabrskaja] in Königsberg installiert worden. Auf dem Geländer der Brücke sitzt seitdem Väterchen Homlin. Einige Monate später tauchte am Eingang des Bernsteinmuseums Großmütterchen Homlin mit einem Kleeblatt in den Händen auf. 

Bis zum Jahresende sollen noch weitere sieben der lustigen Fabelwesen Königsbergs Innenstadt schmücken.