26.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
23.08.19 / Einstiger Tennisprofi im Aus / Saarbrücker Fraktion »Die Linke« verliert Claudia Kohde-Kilsch

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 34-19 vom 23. August 2019

Einstiger Tennisprofi im Aus
Saarbrücker Fraktion »Die Linke« verliert Claudia Kohde-Kilsch
Bodo Bost

Die bei der letzten Kommunalwahl geschrumpfte Fraktion der Linken im Saarbrücker Stadtrat hat ihre langjährige Fraktionschefin Claudia Kohde-Kilsch verloren. Der 55-jährige ehemalige Tennisprofi hat seinen Austritt aus der Fraktion erklärt. Auf ihrer Facebook-Seite schreibt die gebürtige Saarbrückerin von zwischenmenschlichen Gründen und einem offenbar schwierigen Umgang innerhalb der Partei, Probleme, an denen sie sich nun nicht länger abarbeiten wolle. Im Vorfeld der geplanten Neuwahl des Fraktionsvorstands war parteiintern bekannt geworden, dass ihre Wiederwahl zur Fraktionschefin nicht mehr als sicher galt.

In den 1980er Jahren war Kohde-Kilsch eine der bekanntesten saarländischen Sportlerinnen und eine der großen Stars im Tennis, in der Weltrangliste war sie unter den ersten zehn. 1987 gewann sie mit Helena Sukova in Wimbledon im Doppel. Allerdings stand sie dabei immer etwas im Schatten von Steffi Graf. Die einst von ihrem Stiefvater und Förderer angelegten Millionen aus dem Tennisgeschäft waren bald weg, 2009 meldete Kohde-Kilsch Privatinsolvenz an und verklagte ihren Stiefvater. 

Seit 2017 ist Kohde-Kilsch als Bundestrainerin des Deutschen Tennis Bundes (DTB) zuständig für die Talentsichtung und -förderung in den mitteldeutschen Landesverbänden.

Politisch wurde aus der ehemaligen Tennis-Weltklasse-Spielerin eine der letzten Hoffnungen der Linkspartei. Wegen Oskar Lafontaine wollte die einstige Tennismillionärin als Quereinsteigerin für die sozial Schwachen kämpfen: Das habe sie im Sport gelernt, sagte sie damals. Geglaubt hat es ihr jedoch kaum jemand. Denn nachdem sie für Lafontaine Wahlkampf gemacht hatte, schlug der sie 2012 persönlich für das Amt der Parteisprecherin der Linken im saarländischen Landtag vor. Mit Wirkung zum 1. Mai jenes Jahres berief die Landtagsfraktion Kohde-Kilsch zur Pressesprecherin. 

Mit dem Machtverlust von Lafontaine sank auch ihr Stern bei den  Linken. Trotz persönlicher Intervention Lafontaines wurde sie für die Bundestagliste 2013 nicht auf einem sicheren Platz nominiert. Der Fraktionsvorsitzende erntete damals erstmals Buhrufe aus seiner eigenen Partei. Für Kohde-Kilsch reichte es 2014 nur noch für ein Mandat im Saarbrücker Stadtrat. 

Dieses möchte sie jetzt trotz ihres Austritts aus der Fraktion der Linkspartei nicht zurückzugeben. Sie werde ihr Mandat im Stadtrat als Fraktionslose und als Mitglied der Linkspartei wahrnehmen, erklärte sie. Vor beides setzt sie allerdings ein „vorerst“ – gut möglich also, dass sie demnächst die Partei wechselt und in eine andere Fraktion eintritt.